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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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darüber nachgedacht, ob das Auto auch dasein würde wie bestellt, und mich dann plötzlich an das letzte Mal erinnert, als wir ein Auto brauchten - was natürlich nie passiert ist -, und wir sind hinausgegangen und eingestiegen, und da hatte es keine Räder. Sie waren fuchsteufelswild und haben ständig gesagt, daß sie das immer mit uns machen würden. Und ich dachte, daß ich diesmal nach den Rädern schauen würde, bevor ich den Mietvertrag unterschreibe, und plötzlich wurde mir klar, wie verrückt das war. Ich schätze, ein Psychiater hätte seine helle Freude daran.«
    »Ich nehme an, er würde sagen, daß Sie erkannt haben, daß ich mit Ihnen nirgendwo hinkomme.«
    Ich sagte es einfach so heraus. Sie schaute mich noch einmal an. »Wahrscheinlich könnte man fast jede Bedeutung hineininterpretieren«, sagte sie etwas zu beiläufig. Sie drehte den Kopf wieder weg, und ich sah, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, ihre Stirn überzog und dann langsam wieder verschwand. Die Erklärung war zu logisch gewesen, und sie hatte sie einen Augenblick lang akzeptiert. Dann hatte sie im nächsten Schritt der Übersetzung gemerkt, was es bedeutete, zu träumen, daß sie diesmal nach den Reifen sehen wollte, bevor sie den Mietvertrag unterschrieb. Ganz unabsichtlich hatte ich ihr etwas bewußt gemacht, das sie doppelt wachsam dagegen machen würde, sich im geringsten emotional auf mich einzulassen.

    Sie regelte das mit dem Auto, während ich das Gepäck abholte. Als sie neben mir einstieg, hatte sie eine Karte mit Markierungen in der Hand. Sie zeigte sie mir. »Nur zur groben Orientierung. Ich sage Ihnen, wo sie abbiegen müssen«, sagte sie. Ein ausgesprochen brauchbares Mädchen.
    »Essen?« fragte ich.
    »Hoppla«, sagte sie, stieg wieder aus und eilte zurück zum Terminal. Sie kam mit neuen Markierungen auf der Karte wieder heraus, und wir fuhren entgegen unserer Richtung ein paar Straßen nach North Utica hinein zu einem italienischen Restaurant namens The Diplomat. Es war nicht angetan, begeisterte Gourmetschreie hervorzurufen, aber ein paar Gläschen Frostschutzmittel waren ein hervorragender Schutz gegen die Nachmittagskälte von zwanzig Grad minus, den tiefhängenden Himmel und die feuchtkalte Luft. Heiße italienische Wurst und Spaghetti al dente beugten ähnlich vor.
    Man weiß, wie das ist. Man kommt ins Rätseln. Wir waren zu einem nicht gerade behaglichen Schweigen verstummt. Ich hatte nicht viel Freude oder Leben in ihr gesehen. Wenn wir eine ganze Weile zusammen verbringen sollten, konnte das mühselig werden. Man rätselt also und denkt sich etwas aus. Und wenn man es sagt, ist man halb darauf gefaßt, einen völlig verständnislosen Blick und eine Frage wie ›Hä! Was soll denn das?‹ zu ernten.
    Als sie also gerade dabei war, ein paar Spaghetti auf ihre Gabel zu drehen, legte ich los. »Mein Gott, Myra, ich wette, du hast vergessen, die Heizung herunterzudrehen.«
    Ihre Gabel fiel klappernd auf den Teller. » Ich habe vergessen, sie herunterzudrehen? Frank, mein Schatz, das stand auf deiner Liste. Weißt du noch?«
    »Natürlich stand es auf meiner Liste. Ich habe dich daran erinnert und es durchgestrichen.«
    »Ich glaube, du könntest ein Mal, nur ein einziges Mal ... Wie hoch stand sie denn?«
    »Auf vierundzwanzig. Was sonst? Zwanzig ist für normale Menschen genug. Du brauchst immer vierundzwanzig.«
    »Mein Gott, all das schöne Öl. Liebling, vielleicht könnten wir die Hollisbankers anrufen.«
    »Und wie kommen die rein?«
    Sie zögerte einen Augenblick. »Ich hab’s! Bei Helens Figur könnte Fred sie unter der Tür durchschieben.«
    Ich brach ab. Ein klarer Sieg für sie. Man weiß es nie, bevor man es versucht. Wir lachten wie die Irren. Dann wurde aus ihrem nächsten Lacher ein unterdrücktes Schluchzen, und sie sprang auf und stürmte zur Damentoilette. Die Gäste ringsum starrten uns an. Sie hatte das meiste aufgegessen. Ich aß auch auf. Ich würde sagen, sie war gute zehn Minuten weg. Als sie wieder herauskam, war sie blaß. Ihre feinen Augen waren rot gerändert. Schwach sank sie auf ihren Stuhl. Sie sagte der Kellnerin, sie sei fertig. Nur einen Kaffee, bitte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Ich war nicht darauf gefaßt. Es ging mir ein bißchen zu nahe. Ganz plötzlich. Tut mir leid, es war ein bißchen zu sehr wie ... ein anderes Spiel, daß ich früher immer gespielt habe. Schauen Sie nicht so besorgt. Es war nicht Ihre Schuld.«
    »Ich werd’s nicht wieder

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