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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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versuchen.«
    »Das ist wahrscheinlich besser.«
    Der Kaffee kam. Das Schweigen war unbehaglich. Als wir zum Aufbruch bereit waren, warf sie mir mit einem Mal ein verkrampftes, aber lebendiges Lächeln zu und berührte zitternd mein Handgelenk. »Liebling, hast du dran gedacht, die Karten an Mama und Sis einzuwerfen?«
    »Ich hab sie abgeschickt. Deine Mutter kriegt die mit den Böcken, die ihre Hörner verhakt haben.«
    Sie verzog die Lippen, und ich wußte, daß sie überlegte, wie sie mir ein Stichwort geben könnte, damit ich gewann. »Ich frage mich, ob Mama nicht denkt, daß das eine Anspielung sein soll, Liebling, und sich aufregt oder sowas.«
    »Baby, um Kaisers Bart streiten ist das, was sie am besten kann.«
    Sie lachte. Eingeständnis der Niederlage. Schlechte Witze gewinnen. In ihren Augen glitzerte es, aber sie lachte. Ich war stolz auf sie, weil sie es überwunden hatte. Gleichzeitig hatte ich Schuldgefühle. Sie hatte sich eingerichtet, sich abgefunden. Es war nicht fair, sie aufzustören. Es war ihr gegenüber nicht fair von mir, daß ich sie ein bißchen aufheitern wollte, sehen wollte, was hinter ihrem eisernen Panzer steckte. Die beiden Spiele hatten ein Muster vorgegeben. Wir waren Myra und Frank. Wenn ich noch eine Runde versuchte, würde sie sich verpflichtet fühlen. Daher würde ich es ihr überlassen, mit der nächsten Runde anzufangen. Und sie würde wissen, daß ich es ihr überließ, und sie würde wissen, warum. Das war das Komische bei uns, gleich von Anfang an. Ich hatte das absolute Vertrauen, daß sie wußte, was ich denke.
    Wir fuhren auf der Route 8 nach Norden in die Berge. Wir kamen durch ein Städtchen namens Poland. Es sah aus wie auf einer Weihnachtskarte. Die Straßen waren trocken, mit hohen Schneewehen gesäumt. Es war die Sorte von Städtchen, in dem man nicht unbedingt gerne leben würde, aber aus dem man gerne stammen möchte. Es wirkte wie ein guter Ort, um von da zu kommen.
    Weiter oben im Adirondack-Naturpark war die Luft klarer und kälter. Die Heizung machte den kleinen Wagen behaglich warm. Serpentinen, winterliche Seen, schwarze Nadelwälder vor Schneelandschaft, Hügel mit Stoppeln aus Bäumen wie Buckel äsender Tiere, die in alle Ewigkeit vor sich hin fraßen. Zumindest hatten wir die Stimmung unseres Schweigens verändert. Oder diese wundervolle Landschaft hatte sie verändert.
    Speculator, etwa gegen vier nachmittags, war ungefähr so groß wie Poland, hatte aber nur etwa ein Fünftel seines Charmes. Der Fortschritt hatte angefangen, sich mit Trommelgetöse und vereinzeltem Neonglitzern in die Hauptstraße zu fressen. Massen junger Skiläufer streiften durch die Gegend, johlten sich ihre Brunftschreie zu und spickten die Schneewehen mit glänzenden, leeren Bierdosen. Ich parkte vor einem großen, supermarktartigen Laden namens Chas Johns, dessen sämtliche Neonleuchten in die graue Dämmerung des späten Nachmittags strahlten. Dana telefonierte von einer öffentlichen Zelle aus. Kurz darauf kam sie zurück. »Angeblich ist er nach Gloversville gefahren, um eine Expreßlieferung Skier oder so etwas von der Bahn abzuholen. Er wird um sechs zurückerwartet.«
    »Dann suchen wir uns mal was zum Übernachten. Ich möchte ihn mir zuerst einmal anschauen, die richtige Zeit abpassen und dann eine Stelle suchen, wo ich ihn mir vornehmen kann.«
    »Denken Sie daran, er wird mich erkennen.«
    »Ich weiß. Und vielleicht brauche ich Sie fürs Finale, wenn ich ihn weichgeklopft habe. Wir werden sehen.«
    »Komisch. Sie reden von ihm wie von einer verschlossenen Kassette.«
    »Genau so ist es auch, Dana. Und gewöhnlich hat einer mit der Ausstattung geknausert. Schlecht geschweißte Nähte und ein billiges Schloß.«
    Fast im Stadtzentrum stand in einem komischen Winkel eingezwängt ein kleines, relativ neues Motel. Ich versuchte es. Der Gentleman am Empfang sagte, er habe nur ein Zweibettzimmer, da es eine Absage gegeben habe, und auch das könne er uns nur für eine Nacht überlassen, weil er, wie alle, von Donnerstag bis übers Wochenende ausgebucht sei. Der Schnee und die Wettervorhersage waren gut, und es sah aus, als würde es eine der besten Wochen der Saison werden.
    Ich ging nach draußen und setzte mich hinters Steuer. »Dana, ich kann nichts dafür, glauben Sie mir. Es klingt wie ein Oberschülertrick. Sie können reingehen und selbst fragen.« Ich erzählte ihr, was ich erfahren hatte. »Ich könnte es nehmen und Sie wieder nach Utica bringen, wo Sie

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