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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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wundersam zu Kopf stieg.
    Aber das ist alles weg, Junge. Früher hat sie es verschenkt, und heute verkauft sie es an Touristen. Sie äfft sich selber nach. Ihre Figur ist rundlich geworden. Die Sachen, die sie jetzt sagt, sind mechanisch und auswendig gelernt. Sie nimmt Wucherpreise für zynische Dienstleistungen.
    Wenn man von Dayton oder Amarillo oder Wheeling oder Scranton oder Camden kommt, kann sie einem zauberhaft erscheinen, weil man nie Gelegenheit hatte, zu erleben, was eine Stadt wirklich sein kann. Sie hatte ihre Chance, den geraden Weg zu gehen, und hat sie irgendwie verspielt. Und seitdem ging es immer nur bergab. Daher kommt es, daß sie auf uns, die wir sie früher kannten, so deprimierend wirkt. Wir alle wissen, was aus ihr hätte werden können, und wir alle kennen die schäbige Wahl, die sie getroffen hat. Diejenigen, die sie am meisten liebten, hat sie vertrieben. Ein paar versuchen es noch. Herb Caen, und ein paar andere. Aber das Liebesgeflüster klingt inzwischen hohl.

Acht
    Einer kalten Spur zu folgen kann außerordentlich trostlos und sehr frustrierend sein. Diesmal ging es recht gut, vielleicht, weil wir zu zweit waren, mit unterschiedlichen Intuitionen, Ideen und Herangehensweisen.
    Wir stöberten Caswell Edgars in Sausalito auf. Er sah zwanzig Pfund schwerer aus als auf den Fotos. Er wohnte in einem Schweinestall im luxuriösen Heim einer dürren, abgetakelten Blondine weit über fünfzig. Sie war ebenfalls anwesend, in extrem enganliegenden Hosen und mit einem hohen Teenagerkichern. Cassie würde demnächst ganz hart an einer Einmann-Show arbeiten, die sie für ihn arrangieren wolle. Sie hatten eine Stereoanlage, die aus einem weniger stabilen Gebäude die Wände geblasen hätte. Sie hatte schmutzige Knöchel, einen ungewaschenen Hals und ein blaues Auge, das zu Safrangelb verblichen war. Auf irgendwas waren sie drauf. So, wie sie sich benahmen, schloß ich auf Halluzinogene. Das Haus roch nach dreckiger Wäsche. Ihrer Verbindung haftete eine Atmosphäre von Auflösung und Gefahr und Verzweiflung an. Man konnte sich leicht vorstellen, daß sie in ihrem Tran irgendwann einmal das Haus in Flammen setzen und mit brüllendem Gelächter herumrennen würden, bis sie feststellten, daß alle Ausgänge versperrt waren. Sie redete die ganze Zeit über von dem armen alten Henry, vermutlich der Ehemann, es wurde mir allerdings nicht klar, ob er noch lebte oder schon tot war. Im letzteren Fall war er wahrscheinlich im Hof unter dem Unkraut verscharrt. Edgars wußte absolut nichts von irgendwelchen Bildern. Aber er hatte kein Problem, sich an die Vorfälle zu erinnern. Er sprach in einer Art Musikerslang, den er aber nicht sehr gut draufhatte. »Mann, das war’n Hammer. Die kleine Kinoschlampe war echt der Knaller. Schönste Frau aller Zeiten. Einer hat versucht, sie mit den Fotos hochzunehmen? Is’ ja ’n Ding, Mann.«
    »Tja, is ’n Ding.«
    »Sonny hat die Kellnerin gegen die große Brünette eingetauscht, und dann ist er verbrannt. Is’ ja tough, sich so die Kohle zu verdienen, Mann, immer die Gefahr, zu verbrennen. Hab’s irgendwo gelesen.«
    »Leg meine Platten auf, Cassiebabyschätzchen, hm?«
    Ich glaube nicht, daß einer von ihnen bemerkte, daß wir gegangen waren, oder sich darum geschert hätte. Obwohl es im Auto warm war, zitterte Dana.
    »Streich noch einen Mitbewerber aus, Danababyschätzchen.«
    »Bitte nicht«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
    »Wie heißt es so schön? Ein Leben in stummer Verzweiflung.«
    »Trav?«
    »Ja?«
    »Ich denke, diese Terrasse war ein verteufelt unglückseliger Ort. Sonny Catton, Nancy Abbott, Carl Abelle ... und Caswell Edgars.«
    »Strafe von oben?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Vielleicht gibt es so etwas, Trav.«

    Um Carmel kümmerte sie sich mit ein paar Anrufen. Das Haus der M’Gruders war vor fast einem Jahr verkauft worden. Mit Zeitungsberichten hatten wir weniger Glück. Ich grub noch ein paar Informationen über M’Gruder aus. Es hatte einen älteren Bruder gegeben, der im Krieg gefallen war. M’Gruders Vater hatte ein kleines Teil erfunden, von dem jede Raffinerie auf der Welt ein oder zwei Stück brauchte. Vance M’Gruder hatte vor drei Jahren in Kalifornien eine gewisse Patricia Gedley-Davies geheiratet, die er aus London importiert hatte. Sie war bei einigen kleineren Regatten mitgesegelt. Gesellschaftlich spielten sie keine große Rolle und bemühten sich offensichtlich auch nicht darum. Aber da Geld im Spiel war, konnte man

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