Leidenschaft in Rot
werden. Leider waren unsere Beziehungen keineswegs so, daß ich das hätte tun können.
Ich gab ihr Feuer. Die Zigarette in ihrer Hand zitterte. Dann ging sie im Zimmer auf und ab. »Ich bin jetzt eine echte Trinkkumpanin von Mrs. T. Madison Devlaney III. Ich nenne sie Squeakie, wie praktisch alle. Ich habe die Drinks in die Blumentöpfe gegossen. Bis sie umkippte. Sie ist neunundzwanzig. Zwei Tage jünger als M’Gruder. Sie kennt ihn schon ihr ganzes Leben lang. Sie hat eine Kleinmädchenstimme, zehntausend Sommersprossen und zehn Millionen Dollar. Und Muskeln hat sie wie eine Hochseilartistin. Jeden Morgen Schwimmen, jeden Nachmittag Tennis, jede Nacht bekifft. Heute kein Tennis. Verstauchter Knöchel.«
»Was haben Sie ihr vorgeschwindelt?«
»Trav, werden Sie nicht böse, aber ohne die beste Verbindung, die ich habe, wäre ich überhaupt nicht an sie herangekommen. Lysa Dean. Die öffnet eine Menge Türen. Und ich habe ja die Visitenkarten.«
»Ich habe nicht gesagt, daß Sie das nicht tun sollen. Ich habe nur gesagt, benutzen Sie sie nicht, wenn Sie nicht müssen.«
»Ich mußte. Ich habe ihr erzählt, Lysa hätte Vance kennengelernt. Ich habe gesagt, Lysa wolle eine eigene kleine Produktionsgesellschaft gründen und denke daran, als erstes einen Film über Segelregatten, eventuell das Rennen nach Hawaii, zu drehen. Und sie hätte mich gebeten, herauszufinden, wieviel Unterstützung sie dafür von den Besitzern der großen Yachten bekommen könne. Das ist natürlich Unsinn, aber die Leute wissen so wenig darüber, wie es im Filmgeschäft zugeht, daß sie fast alles glauben. Ich habe mir sogar eine Art Plot ausgedacht.«
»Sie hat es also geschluckt. Darauf kommt es an. Was ist mit M’Gruder?«
»Mal sehen. Ach, da gibt es eine ganze Menge. Er ist ein Fitnessfanatiker. Guter Hochseesegler. Er ist unglaublich geizig. Er wird streitsüchtig und gewalttätig, wenn er betrunken ist. Die Ehe mit Patricia Gedley-Davies war, seinen Freunden zufolge, ein grotesker Fehler. Das hat sie mindestens zweiundvierzigmal gesagt. Grotesker Fehler. Squeakie und ihre Freundinnen sind überzeugt davon, daß Patty in London Callgirl war. Ich würde nicht sagen, daß Vance besonders beliebt ist, aber alle waren froh, als mit dieser Ehe Schluß war. Ihrer Meinung nach war sie unpassend. Und welch ein Glück, daß es keine Kinder gab.« Sie zückte ihr kleines Notizbuch. »Seine neue Frau soll reizend sein. Ihr Name ist Ulka Atlund. Sie ist kurz vor der Hochzeit achtzehn geworden. Ihre Mutter ist tot. Ihr Vater hat sie vor zwei Jahren mit hierhergebracht. Er war zu einer einjährigen Gastprofessur an die Universität von San Francisco gekommen und ist ein zweites Jahr geblieben. Er war gegen die Hochzeit, hat dann aber unter der Bedingung zugestimmt, daß sie nach den Flitterwochen ihre Ausbildung fortsetzt. Sie planen, sechs Monate lang in Flitterwochen zu fahren. Jetzt sind sie seit zwei Monaten weg. Squeakie glaubt, irgendwo gehört zu haben, daß Vance vorhat, die Yacht von jemand anderem aus Acapulco zurückbringen zu lassen. Auf dem Rückweg muß man zu sehr gegen den Wind segeln. Ihrer Meinung nach will Vance die beiden letzten Monate der Flitterwochen in seinem Haus auf Hawaii verbringen. Dann wollen sie wieder hier wohnen, und Ulka geht zurück aufs College.«
»Was ist mit der Annullierung?«
»An der Stelle wird es ziemlich schmuddelig, Travis.«
Ich verlor die Geduld mit der Art, wie sie um den heißen Brei herumredete. Ich packte sie an den Handgelenken und drückte sie sanft zurück, bis sie mit der Rückseite der Beine die Stuhlkante berührte. Sie setzte sich und schaute erschrocken zu mir auf.
»Ich will Ihnen mal was sagen, Miss Holtzer. Die ganze Geschichte ist schmuddelig. Es war nicht der sagenhafte Glamour von Lysa Dean, der mich hier reingezogen hat. Es lag an Ihnen, daß ich mich dazu habe überreden lassen.«
»Was? Was?«
»Wenn sie jemand anderen geschickt hätte, wäre die Antwort nein gewesen. Sie wirken so unerschütterlich und loyal und aufrecht und ernst. So verdammt anständig. Bei Ihnen bin ich mir wie ein ungewaschener Opportunist vorgekommen. Ich reagiere emotional auf Leute, Dana, egal wie sehr ich es abstreite. Ich wollte Ihnen beweisen, daß ich das, was ich mache, gut mache.«
»Aber das ist doch absurd!«
Ich wich zurück und setzte mich auf ihr Bett. »Da haben Sie recht. Also, wie schmuddelig wird die Angelegenheit noch?«
Sie zuckte die Schultern. »Squeakie weiß nichts
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