Leidenschaft in Rot
davon ausgehen, daß die Annullierung mehr als nur eine Sechszeilennotiz auf Seite 36 einnehmen würde. Sie war etwa zwei Monate nach der Party ausgesprochen worden.
Dana Holtzer saß ohne Schuhe in meinem Hotelzimmer. Sie hatte die Füße hochgelegt und zog grübelnd die Stirn in Falten, nachdem sie einen Sonntagnachmittaganruf bei Lysa Dean getätigt hatte.
»Diese Annullierung«, sagte sie. »In einem Staat mit Gütergemeinschaftsregelung ist das der billigste Weg, was meinen Sie?«
»Stimmt.«
»Und es war eine geschlossene Sitzung oder wie das heißt, nur der Richter und sie und ein Anwalt. Und alle erklärten sich mit allem einverstanden, und am Ende erklärte der Richter die Ehe für ungültig. Und das war keine bescheidene Frau, Trav. Eher laut und herrschsüchtig. Nehmen wir mal an, sie kam von ganz unten und hat einen reichen Mann geheiratet. Würde sie da kampflos aufgeben? Was hat sie dazu gebracht, kampflos aufzugeben?«
»Und wo ist sie?«
Wir wußten keine Antwort auf unsere Fragen, aber wir konnten nach Antworten suchen. Ich beschloß, daß wir uns, um Zeit zu sparen, am Montag aufteilen würden. Ich wollte einem eigenen kleinen Verdacht nachgehen. Sie sollte das Lloyd-Register durchgehen und unter einem geeigneten Vorwand das ganze Segelvolk und die Regattatypen abklappern und sehen, ob sie über Klatsch etwas herausbekommen konnte.
Es regnete den ganzen Tag, was zu der Stimmung der Büros paßte, die ich aufsuchte. Detektivbüros haben wenig Bedarf an Zimmerdekoration. Sie halten die Unkosten gerne niedrig. Ihre Kundschaft ist normalerweise nicht auf Shoppingtour nach schöneren Vorhängen. Die meisten Detektive sind traurige, weichliche, bleiche, übergewichtige Gestalten. Sie arbeiten mit der gleichen Begeisterung wie Leute, die zu einem nach Hause kommen, um die Wohnung mit Insektengift auszuräuchern.
Beim dritten spulte ich meine Geschichte wie am Schnürchen ab. Mein Name war Jones, und ich sprach ihn mit einem Nachdruck aus, der darauf schließen ließ, das mein Name alles andere als Jones war. Von Beruf managte ich ›mein eigenes Investitionsprogramm‹. Bei diesem Wort trat dann ein kleines Funkeln in ihre müden Augen. Meine junge italienische Frau trieb sich herum. Bei zwei Männern war ich mir sicher. Vielleicht gab es einen dritten. Ich wollte jemanden, der ein paar Bilder in flagranti von ihr machte, sehr still und diskret, ohne daß sie es merkte. Mit den Bildern in der Hand könnte ich dann mit ihr feilschen und mich ohne allzu hohe Kosten scheiden lassen.
Nein, Sir, solche Aufträge übernehmen wir nicht.
Wer sonst? Wo soll ich hingehen?
Bedaure, das weiß ich nicht, Mister.
Um vier Uhr erwischte ich einen, der schmierig und gierig genug war. Er sah aus wie ein Bulle. Nicht wie ein guter Bulle, sondern wie einer, der sich schon mal an fremden Äpfeln vergriffen hatte. Ich lag sicher nicht falsch mit der Vermutung, daß man ihn wegen der falschen Kombination aus Habgier und Dummheit gefeuert hatte und daß er es in seiner neuen Branche auch nicht besonders weit bringen würde. Sein Schreibtisch stand in einem jener Lagerhausbüros, wo der Schreibtisch gestellt und die Post gebracht wird, mit Telefonzentrale und Sekretärin auf Stundenbasis - und einem zusammengewürfelten Haufen aus juristischen Telefonberatern, Leuten, die mit Waren fragwürdiger Herkunft handelten, unabhängigen Juwelieren und so weiter als Nachbarn.
Er hörte sich meine Geschichte mit dem verstohlenen Appetit eines zahnlosen Krokodils an, das einen fetten braunen Hund am Ufer beäugt. Er wollte wissen, wie er mich an den Haken kriegen konnte. Wir rückten die Stühle zusammen und beugten uns zueinander. Er hatte einen Atem, wie ihn nur außergewöhnlich verrottete Zähne ausdünsten können.
»Also, Mr. Jones, vielleicht kann ich Ihnen helfen, vielleicht auch nich, ’ne Sache wie die hier läuft nur bar, verstehnse?«
»Natürlich.«
»Also, ich hab da ’nen Kerl im Sinn. Der is Spitze. Wenn der hinter was her is, dann kriegt er’s auch. Is aber teuer.«
»Wie teuer?«
»Wenn man die Risiken und alles bedenkt, is der nich unter fünftausend zu kriegen, is aber ’n echter Profi. Und der kommt mit Bildern von der kleinen Schlunze rüber, da schlackern der die Ohren. Der Typ, der hat die ganze Technik und Ausrüstung, is aber komisch. Wenn dem nich nach Arbeit is, dann arbeitet der nich.«
»So etwas habe ich ja noch nie gehört.«
»Der is zickig wie’n Künstler, verstehnse?«
»Ich
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