Leidenschaft in Rot
Liste gerutscht, die sie da haben. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, was ihn da reingerissen hat. Das Mädchen sagt, es war Neid. Seine Arbeit war zu gut. Er zog hier herauf nach Santa Rosita. Sein Studio hatte er bei sich zu Hause. Hochzeiten, Parties, Preisverleihungen, Porträts. Ein netter Deckmantel. Sie glaubt, er hatte noch eine Außenstelle in der Stadt. Sie ist mächtig stolz auf ihn. Stolz auf diesen zynischen Mistkerl mit seinen Sportwagen und dem feinen Haus und der Haushälterin.«
Ich stand auf, nahm beide Silberbecher und machte uns noch einen Drink.
»Sie hat mir die Zeitungsausschnitte gezeigt. Er machte einen Trip. Sie weiß nicht, wohin. Er war zwei Tage lang weg. Dann kam er wieder nach Hause. Dann ist er wieder weggegangen und hat gesagt, er würde in einer knappen Stunde zurück sein. Das war letztes Jahr um zehn am Abend des zehnten Dezember. Sein Auto wurde abgeschlossen auf der Verano Street und er selbst etwa dreißig Meter weiter gefunden. Er war mit eingeschlagenem Schädel hinter ein Lagerhaus geschleppt worden, die Taschen leer, die Uhr weg. Sie dachten, er würde noch vor der Einlieferung sterben, aber sein Herz hat noch fünf Tage lang geschlagen. Soweit das Mädchen weiß, hat die Polizei keinen Anhaltspunkt. Niemand weiß, was er in dem Viertel wollte. Da ist vor allem Kleingewerbe, nachts ist alles leer.«
Sie schwieg lange. »Hat er ihr etwas hinterlassen?« fragte sie.
»Eine kleine Versicherung. Das Haus. Etwa Dreißigtausend in bar, die schon beschlagnahmt sind, solange sie seine Steuer prüfen. Dann eine Menge Kameras, Studio- und Dunkelkammerausrüstung, Riesenstapel von künstlerischen Fotografien.«
Sie fragte, ob ich mir mit Ives sicher sei. Das hatte ich für sie aufgespart. Ich berichtete ihr, wie ich dem Mädchen die Würmer aus der Nase gezogen hatte. »Es war also seine liebende Tochter, die ihm bei der Übergabe half und das grüne Licht hat blitzen lassen, damit Sie das Geld rauswerfen.«
Dana schüttelte langsam den Kopf. »Und ich dachte, da draußen seien gräßliche Unholde ... und dabei war es nur das arme, einfache Mädchen, das Daddy bei seiner Spionagetätigkeit geholfen hat. Was für ein totaler Schweinehund muß das gewesen sein, sie so in Gefahr zu bringen!«
Und ich dachte wehmütig, wie einfach es für Lysa Dean gewesen wäre, gleich zu Beginn alles auffliegen zu lassen, bevor es außer Kontrolle geriet. »Ives konnte sich auf seine Tochter verlassen«, erklärte ich. »Und er brauchte nicht mit ihr zu teilen, und sie wußte nicht, was in den Päckchen war. Auf die gleiche Weise hat er sie, mit Abwandlungen, auch bei anderen Projekten benutzt.«
»Die treue, kleine Helferin«, sagte Dana. »Genau wie ich.«
»Gehen wir essen.«
Sie zog ihren Pullover an. An der Tür hielt sie mich auf. »Trav, Sie haben ihr doch nicht den Verdacht in den Kopf gesetzt, daß ... es doch nicht so war, wie sie denkt?«
»Als ich ging, habe ich ihr gesagt, sie könne stolz auf ihren Daddy sein. Sie hat vor mir gestanden, und die Tränen sind ihr von ihrem fetten Kinn getropft.«
Sie drückte meinen Arm. Im Licht von draußen glänzten ihre dunklen Augen. »Weich wie Butter«, sagte sie.
»Der Arm?«
»Idiot. Ihr blöder Arm ist wie ein Stück Redwoodholz. Ich bin nur froh, daß Sie ihr noch soviel gelassen haben, habe ich gemeint.«
»Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis sie die Wahrheit erfährt.«
»Was soll das heißen?«
»Irgend jemand hat ihn umgebracht. Wenn sie ihn finden, könnte er die richtigen Gründe dafür gehabt haben. Ich denke, ich sollte mit den Bullen reden.«
»Wieso, Liebes?« fragte sie voller Ernst.
»Liebes?«
»Ach, halten Sie den Mund! Das war nur ein ... Reflex.«
»Das haben Sie heute schon zweimal gemacht.«
»Wieso wollen Sie mit den Bullen reden?«
»Weil die wahrscheinlich ein bißchen mehr wissen, als Miss Ives glaubt. Und wir sind inzwischen ganz dicht dran, Dana. Was ist aus den Abzügen von D. C. Ives geworden?«
Mein Mann war Sergeant Starr. Bill Starr. Er war ein kleiner Kerl, etwa vierzig, sehr lebhaft und temperamentvoll. Zu zwanzig Prozent bestand er aus Nase, und es sah aus, als sei ihm diese Nase schon mindestens einmal aus jeder möglichen Richtung eingeschlagen worden. Unter der Nase kam übergangslos ein liebenswertes Lächeln. Er war ein Scherzbold, ein äußerst fideler Bursche. Er sah aus, als wolle er, daß man ihn mochte. Die Nase war so hervorstechend, daß man Gefahr lief, seine Augen zu
Weitere Kostenlose Bücher