Leidenschaft und Pfefferkuchen
ganz schief, ebenso wie die rote Schleife, und es wurde anscheinend von einer ganzen Rolle Tesafilm zusammengehalten. In ihren Augen aber war es das schönste Paket weit und breit.
Voller Spannung fragte sie sich, was sich darin befinden mochte. Sie riss das Papier auf einer Seite ab. Zum Vorschein kam lediglich ein Versandkarton aus schlichter weißer Pappe, die keinerlei Hinweis auf den Inhalt gab. Hastig entfernte sie das restliche Papier und öffnete den Deckel.
Zwischen Füllmaterial befand sich etwas Großes und Flaches. Sie zog ein zweistöckiges Backblech heraus, das mit einer speziellen Antihaftbeschichtung versehen war und sehr teuer aussah. Erstaunt blickte sie Mark an.
Er wirkte ein wenig verlegen. „Wo du doch jetzt so viel Zeit in der Küche verbringst, dachte ich mir, dass du gern mit etwas Besserem als deinen alten Geräten arbeitest.“ Er zögerte. „Ich war mir nicht sicher, wegen all der Horrorgeschichten über unsensible Männer, die ihren Frauen Mixer schenken. So habe ich es nicht gemeint.“
Darcy musterte das Firmenlogo. Der Hersteller war auf formschöne Designerware aus hochwertigen Materialien spezialisiert. Solche Spitzenprodukte hätte sie selbst sich niemals geleistet. Dem Gewicht des Kartons nach zu urteilen, befand sich noch mehr darin. „Das ist eine Edelmarke, die hier am Ort nicht zu haben ist.“
„Ich weiß. Ich habe die Sachen im Internet entdeckt und online bestellt.“
Sie schlang ihm die Arme um den Nacken. „Danke. Sie sind toll.“
„Du bist mir nicht böse?“
„Nicht mal ein bisschen. Ich finde es fabelhaft.“ Das Prickeln war zurück, ebenso wie ihre Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Denn Mark hatte nicht einfach das Erstbeste genommen, sondern sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er ihr eine besondere Freude machen konnte. Vielleicht war sie ihm doch wichtig.
Er küsste sie. „Da ist mehr als nur ein Backblech drin. Du solltest dir den Rest auch ansehen.“
Er wirkt wie ein kleiner Junge, der sein Schulprojekt gebührend bewundert wissen will, dachte Darcy amüsiert. Sie wandte sich wieder dem Karton zu und fand darin noch drei Bleche, zwei Kuchenformen, vier Kastenformen für Brote und ein speziellkonstruiertes mehrstöckiges Abkühlgestell. Alles in allem war es eine fantasievolle Sammlung. „Ich bin sehr beeindruckt“, versicherte sie ihm. „Vielen, vielen Dank. Das meine ich ernst.“
„Dann ist es ja gut.“
Sie setzte sich auf die Fersen und reichte ihm ein Päckchen. Für ihn etwas Passendes zu finden, hatte sich als Herausforderung erwiesen. Nicht nur wegen ihres begrenzten Budgets, sondern auch, weil sie nicht wusste, was man einem Mann schenken sollte, der nichts zu brauchen oder zu wollen schien.
Mark öffnete den Karton und holte einen Pullover heraus. Er war aus dicker Wolle, handgestrickt und in Schwarz und verschiedenen Grüntönen. Das Stück hatte sie einen Batzen Kleingeld und dazu zwei Pfefferkuchenhäuser gekostet.
„Er ist sehr schick“, sagte Mark und hielt sich den Pullover an den Körper. „Steht er mir?“
„Bestens.“ Sie befühlte die Wolle. „Gefällt er dir wirklich? Ich habe ihn anfertigen lassen, weil ich ein hoffnungsloser Fall bin, wenn es ums Stricken und Nähen geht. Ich weiß, dass Männer nicht auf Kleidung als Geschenk stehen, aber ich dachte mir …“
Er brachte sie zum Schweigen, indem er sie in die Arme zog. „Das war nicht bloß so dahingesagt, Darcy. Er gefällt mir wirklich. Ich ziehe ihn gleich morgen an, wenn wir deinen Bruder besuchen.“
„Das würde mir gefallen.“
Ihre hoffnungsvolle Miene bewirkte, dass Mark eher durchs Feuer gegangen wäre, als sie zu enttäuschen. Es erleichterte ihn, dass sie sein Geschenk akzeptierte. Er wollte sie damit in ihrem beruflichen Vorankommen unterstützen, hatte aber befürchtet, dass sie es missverstehen könnte. Doch während sie so beisammensaßen, musterte sie die Geräte, als wären es unverhoffte Schätze. Nach allem, was er über ihr Leben wusste, musste es verdammt lange her sein, seit sich jemand die Mühe gemacht hatte, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Unwillkürlich stellte er fest, dass er auf Dauer in diese Rolle schlüpfen wollte. Mit ihr zusammen zu sein, erweckte in ihm ein Gefühl der Zugehörigkeit – womöglich zum ersten Mal seit Jahren. Seltsam, dass er überzeugt gewesen war, Sylvia zu lieben, und sich in ihrer Gegenwart doch nie entspannt hatte. Dagegen fühlte er sich bei Darcy ganz gelöst.
„Ich habe noch etwas
Weitere Kostenlose Bücher