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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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machte sich zu Fuß auf den Weg zu der am Pfaffplatz gelegenen Polizeiinspektion. So als wolle er sich auch innerlich von diesen schauerlichen Eindrücken reinigen, sog er in tiefen Zügen die milde Frühsommerluft in seine Lungen ein und stieß sie anschließend geräuschvoll aus.
    Mit einem Mal fühlte er sich in seinen Kleidern ausgesprochen unwohl. Er schnüffelte an seinem Leinensakko und meinte, am Revers einen penetranten Geruch wahrzunehmen. Angeekelt zog er die Nase kraus. Am liebsten hätte er sich sofort abgeduscht und umgezogen. Aber das war unmöglich, denn in einer knappen Viertelstunde begann die Dienstbesprechung, die er für 16 Uhr anberaumt hatte.
    Wie Rainer das nur aushält, wunderte er sich und kickte eine Plastikflasche vom Bürgersteig in eine Hofeinfahrt. Immer diese toten Menschen um einen herum. Dazu der schreckliche Gestank und diese ekligen Dinge, die er da machen muss. Für solch einen Job muss man wirklich geboren sein. Für mich wäre das nichts.
    Plötzlich hupte es. Tannenberg riss den Kopf herum. Sofort fuhr ihm ein stromschlagartiger Schmerz ins Genick. Er stöhnte auf und legte die Hand auf die Halswirbel. Vorsichtig drehte er sich zur Geräuschquelle hin. Neben ihm hielt der pechschwarze, aufgemotzte Opel Astra seines Mitarbeiters Armin Geiger.
    »Wollen Sie nicht mitfahren, Chef?«, posaunte der Kriminalhauptmeister durch das offene Seitenfenster.
    »Warum nicht. Besser schlecht gefahren als gut gelaufen«, gab sein Vorgesetzter zurück und quälte sich in das tiefer gelegte Auto.
    »Ach, Gott, was ist denn mit Ihnen passiert?«
    »Wieso?«
    Kriminalhauptmeister Geiger fasste sich demonstrativ an den Kopf. Da er sich seine Hand nicht ins Genick, sondern auf die Schädelplatte gelegt hatte, ging Tannenberg ziemlich schnell ein Licht auf.
    »Ach, das? Nicht der Rede wert«, wiegelte der Leiter des K 1 ab. »Ich hab mich vorhin beim Doc nur unglücklich gestoßen. Er hat’s mir schnell genäht.«
    »Dann können Sie aber von Glück sagen, dass er Sie nicht gleich dortbehalten hat.«
    »Das hätte dir wohl so gefallen, nicht wahr?« Tannenberg nahm seinen ungeliebten Mitarbeiter von der Seite scharf ins Visier.
    Doch der ignorierte den forschen Blick, setzte den Blinker und fädelte in den dichten Autoverkehr ein. »Nein, Chef, ich hab doch nur gemeint, dass man auf seinen Kopf ganz schön aufpassen muss«, schob Geiger geschwind nach.
    »Einige mehr, andere weniger. Weißt du, bei manchen Menschen kann man da oben drin«, er tippte sich leicht an die Stirn, »mehr zerstören als bei anderen«, murmelte er mit einem spitzbübischen Lächeln versehen. »Wo kommst du denn eigentlich gerade her?«
    »Vom Antonihof. Ich hab stundenlang alle möglichen Hotelgäste und Angestellten befragt. Kam aber leider nichts Neues dabei heraus. Niemand hat etwas gesehen oder gehört.«
    »Hat die Spusi inzwischen wenigstens etwas, das uns weiterbringt?«
    »Ich weiß nicht, Chef. Sie wissen ja selbst, dass der Mertel immer ein Riesengeheimnis daraus macht.«
    »Wir werden’s bestimmt gleich erfahren.«
     
    »Das kommt nur daher, weil du immer mit dem Kopf durch die Wand willst«, bemerkte Michael Schauß anstelle einer Begrüßung.
    Nachdem auch die anderen ihre nach Tannenbergs Meinung völlig überflüssigen Kommentare zu seiner Kopfverletzung kundgetan hatten, eröffnete er die Dienstbesprechung. Zuerst bat er den Leiter der Kriminaltechniker um ein zusammenfassendes Statement. Denn er hatte sich kurzfristig dazu entschlossen, die möglicherweise bahnbrechenden Erkenntnisse des Rechtsmediziners zunächst noch eine Weile für sich zu behalten.
    »Zuerst ein kurzer Überblick über die Spurenlage«, eröffnete Karl Mertel seinen kleinen Fachvortrag. »An der Tür zu dem Kellerraum, in dem der Leichnam aufgefunden wurde, konnten wir einige Fingerspuren sicherstellen. Zwei davon stimmen mit Vergleichsabdrücken von Leuten aus diesem Radrennstall überein.«
    Er nahm einen schmalen Ordner zur Hand und suchte darin nach den entsprechenden Namen. »Der eine passt zu einem gewissen Arslan Kusenko, der andere zu einem gewissen John Williams.«
    »Na, das ist doch schon mal was«, freute sich Geiger und rieb sich die Hände.
    »Nein, Herr Kollege, das ist zunächst einmal überhaupt keine spektakuläre Erkenntnis«, warf sein Chef dazwischen, »schließlich ist es nicht gerade eine Sensation, wenn sich ein Rennfahrer in der Werkstatt des Teammechanikers aufhält.«
    »So ist es«, bestätigte der

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