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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Idee?«
    »Nee.«
    »Ehrlich gesagt habe ich auch gar nichts anderes von dir erwartet. Dann sind das schon mal«, er spreizte seine Finger zu einem Peace-Zeichen, »zwei falsche Antworten. Die Lösung lautet nämlich: Ursächlich verantwortlich für dieses Phänomen ist eine chronische Arsenvergiftung.«
    »Was? Dieser Joop van Dingsbums wurde mit Arsen vergiftet?«
    »So sieht es aus, mein lieber Super-Bulle. Ach, Gott, wie wärt ihr doch ohne mich aufgeschmissen.«
    Der Pathologe schlenderte zu einem Tisch, auf dem mehrere Edelstahlschalen standen. Eine davon hob er hoch und erklärte: »Hier in seinen Nieren finden sich Arsenrückstände.« Er nahm eine andere Metallschale und hielt sie in die Höhe. »Auch in der Leber. Die ist übrigens ganz schön ramponiert. So dürfte deine in etwa auch aussehen. Arsen ist nebenbei bemerkt das ideale Gift für einen Mörder: Es ist absolut geschmack- und geruchlos.«
    Tannenberg musste diese Informationen erst einmal verdauen und starrte nachdenklich auf die weißen Fliesen vor seinen Schuhen.
    »Wie lauteten die beiden Wahlsprüche meines alten Professors?«, fragte der Gerichtsmediziner und wandte seinem Freund den Rücken zu. Als er keine Antwort erhielt, vollendete er selbst: »Zu jeder Obduktion – gehört ’ne Schnapsration. Und der zweite?«
    Wieder keine Reaktion.
    »Was ist schon lange vor der Leiche da? – Des Pathologen Alkoholika.«
    Während Dr.   Schönthaler eine Flasche Mirabellengeist und zwei Schnapsgläser aus einem kleinen Kühlschrank hervorzauberte, zog der Kriminalbeamte sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und tippte darauf herum.
    »Auf den Schock hin brauchst du jetzt dringend deine Medizin. Auf, komm schon her, die Bellis warten«, rief sein Freund so unvermittelt mit barscher Stimme, dass Tannenberg zusammenzuckte.
    Dabei fiel sein Handy auf den Fliesenboden und zerlegte sich in die Einzelteile. Fluchend kniete er sich nieder und klaubte die Teile zusammen. Als er sich wieder aufrichten wollte, schlug er mit dem Hinterkopf an den Metallrahmen des Obduktionstisches. Reflexartig fasste er an seinen Kopf.
    »Oh, Mann, du bist vielleicht ein Chaot. Man kann dich noch nicht einmal eine Sekunde lang aus den Augen lassen«, brachte Dr.   Schönthaler sein aufrichtig empfundenes Mitgefühl zum Ausdruck. Er inspizierte die etwa fünf Zentimeter lange Platzwunde. »Das muss ich nähen.« Er wies auf einen anderen Seziertisch. »Los, leg dich da hin.«
    »Tut das weh?«, fragte Tannenberg mit gepresster Stimme, während er sich bäuchlings auf das kühle Metall legte.
    »Ja, sicher, du alte Memme. Es tut sogar sauweh.« Sein Freund reichte ihm ein Schnapsglas. »Trink das!«, befahl er und wartete geduldig, bis sich der Verletzte die Medizin einverleibt hatte. »So, das war die Narkose. Und jetzt hol ich dir noch das Beißholz, wegen der Höllenqualen, die du jetzt gleich erleiden wirst.«
    Dr.   Schönthaler besorgte sich die notwendigen medizinischen Utensilien und begann, die Kopfwunde seines ängstlichen Freundes fachgerecht zu versorgen. »Eigentlich sollte ich dir den ganzen Schädel kahl rasieren. Hanne würde sich bestimmt freuen.«
    »Mach bloß keinen Scheiß«, zischte Tannenberg.
    Der Pathologe legte den Elektrorasierer beiseite und nähte die Kopfwunde mit sieben Stichen. Dann verknotete er die Fäden. »Nun aber zurück zu unserem Quiz. Bist du dazu bereit oder hast du nun einen richtigen Dachschaden?«
    »Nee, es geht schon«, stöhnte der Kriminalbeamte.
    »So, fertig. Du kannst nun deine degenerierte Leibeshülle in die Höhe schrauben.«
    Tannenberg tat, wie ihm geheißen.
    Dr.   Schönthaler ergriff seine Hand und schüttelte sie. »Gratulation. Du bist der einzige Mensch, der jemals von einem meiner Edelstahltische wiederauferstanden ist.«
    Vom Büro des Rechtsmediziners her ertönte plötzlich die einzig angemessene Klingelmelodie für einen Pathologen: Spiel mir das Lied vom Tod. Er eilte zu seinem Handy und drückte es ans Ohr.
    »Nein, nein, das geht leider nicht, werter Herr Kollege. Heute Abend bin ich bereits verabredet. Und zwar zum Essen«, sagte er und bedachte den lädierten Kriminalbeamten mit einem schadenfrohen Augenzwinkern. »Übermorgen hätte ich Zeit für eine Partie Schach. – Ja, gerne. – Bis dann.«
    Er drückte die rote Taste. »Mein Freund hat mich zu einem Edelitaliener eingeladen«, mimte er weiter den Telefonierenden. »Ja, ja, großzügigerweise zahlt er alles. Und ich werde ihn richtig schröpfen,

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