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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Tannenberg.
    »Vielleicht hat der Täter ja doch Fußspuren hinterlassen«, meinte Mertel eher beiläufig.
    »Was meinst du damit?«, fragte Tannenberg, während auf seinem Gesicht ein Hoffnungsschimmer aufleuchtete.
    Der Spurenexperte stellte eine Fototasche auf den Tisch, klappte den Deckel auf und entnahm ihr eine Digitalkamera. Er schaltete sie ein und zeigte dem Leiter der Mordkommission eine Aufnahme. Er wies auf das Display.
    »Was du hier siehst, Wolf, ist ein kleiner Ölfleck auf dem Boden.« Er wechselte zum nächsten Bild. »Wir haben ihn am Kopfende des Bettes entdeckt, auf dem das Mordopfer lag. Direkt unter seinem Hals. Das Öl stammt womöglich von der Kette, mit der der Mann erdrosselt wurde. Die chemischen Analysen hierzu laufen noch. Ist aber eigentlich auch sekundär.« Mertel zoomte den Ölfleck näher heran. »Siehst du dieses Muster?«
    »Ja, sieht aus wie Linien.«
    »Richtig. Diese Linien stammen höchstwahrscheinlich von einer Socke. Vielleicht sogar von der des Täters. Falls meine Hypothese mit den Socken zutriff. Dieser Abdruck hat mich übrigens erst auf die Idee mit dem Socken-Trick gebracht.«
    »Könnten diese Abdrücke denn nicht auch von einem völlig Unbeteiligten stammen?«, warf Sabrina Schauß skeptisch ein. »Schließlich wäre es nicht gerade ungewöhnlich, wenn ein Radsportler in Socken seinen Mechaniker aufsuchen würde, oder?«
    »Ja, sicher, diese Möglichkeit existiert natürlich«, musste Mertel eingestehen. »Obwohl man berücksichtigen muss, dass wir noch weitere Spuren dieses öligen Abdrucks auf dem Weg durch den Keller und auf der Außentreppe gefunden haben.«
    »Habt ihr nicht gesagt, dass die Außentür aufgebrochen wurde«, fragte Tannenberg nach.
    »Davon gehen wir aus«, bestätigte der Kriminaltechniker.
    »Dann war sie logischerweise vorher verschlossen, nicht war?«
    Allseitiges, stummes Kopfnicken.
    »Und das wiederum spricht wohl eindeutig gegen einen der Sportler«, schlussfolgerte der Leiter des K 1.
    »Ja, da ist zwar was dran, Wolf«, bestätigte Mertel, »aber was haben wir nicht schon alles an Finten erlebt. Um uns mehr Klarheit zu verschaffen, müssen wir unbedingt noch einige Dinge intensiver überprüfen, zum Beispiel die Fenster. Vielleicht entdecken wir ja auch auf der Innentreppe, die hoch zu den Zimmern der Sportler führt, weitere Ölspuren. Das würde dann wiederum eure zentrale Hypothese eines externen Täters auf den Kopf stellen, wäre aber gleichzeitig ein großer Fortschritt bei der Rekonstruktion des Tathergangs.«
    »Und bei der Einengung des Täterkreises«, bemerkte Tannenberg. »Wie mir schwant, habt ihr noch einiges an Arbeit vor euch.«
    »So ist es. Deshalb rufe ich jetzt gleich mal die Kollegen an, die noch draußen im Hotel sind«, sagte der Kriminaltechniker und lief hinüber zu Tannenbergs Telefonapparat. »Die sollen alle möglichen Ausstiegsfenster und die Innentreppe noch mal genauer unter die Lupe nehmen.«
    Ein paar Sekunden lang wanderte das Schweigen zwischen den Mitarbeitern des K 1 hin und her.
    »Aber wenn der Täter diesen Mord genau geplant hat«, ergriff Geiger das Wort, »wieso hat er dann den Mann mit einer Fahrradkette erdrosselt? Warum hatte er kein anderes Tatwerkzeug benutzt?«
    »Du meinst, eine Drahtschlinge oder ein Messer?«, fragte Sabrina nach. »Und die Verwendung der Fahrradkette war purer Zufall?«
    Geigers Augen leuchteten, schließlich hatte sich die junge, bildhübsche Kommissarin direkt an ihn gewandt. Und das kam normalerweise nicht häufiger vor als Schneefall im Hochsommer. Sabrina konnte den klein gewachsenen, übergewichtigen Kollegen, dem stets kleine Schweißperlen auf der Stirn prangten, nicht ausstehen. Seine sexistischen Anspielungen waren unerträglich und hatten schon des Öfteren dazu geführt, dass Michael den Kriminalhauptmeister eindringlich dazu ermahnen musste, seine Frau endlich in Ruhe zu lassen. Einmal war er ihm sogar richtig an die Wäsche gegangen.
    »Garantiert hatte er ein anderes Mordwerkzeug dabei, du Pfeife«, fuhr ihm Michael Schauß in die Parade. »Aber als er diese schöne, goldene Fahrradkette sah, war er so begeistert von ihrem Anblick, dass er kurzfristig umdisponiert hat.«
    »Oder aber er hat diese Kette absichtlich benutzt, um damit ein Zeichen zu setzen«, spekulierte Mertel, der inzwischen wieder an den Konferenztisch zurückgekehrt war. »Vielleicht ein plakativer Hinweis auf den Radsport?«
    »Durchaus denkbar«, stimmte Tannenberg zu. »Womit wir

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