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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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diese Unterlagen bereits gefunden und vernichtet haben.«
    »Gar nicht schlecht, deine Hypothesen, Sabrina«, zollte Tannenberg seiner Mitarbeiterin Lob. Doch dann kniff er die Lippen zusammen und machte eine entschuldigende Geste. »Aber es handelt sich bei deinen interessanten Spekulationen trotzdem leider nur um Hypothesen.«
    »Ja, leider«, seufzte die junge Kommissarin. »Ach, übrigens, bevor ich es vergesse: Michael und ich waren gestern Abend nochmals bei diesem Fernsehsender. Alle von uns befragten Personen behaupten, dass ihnen im Vorfeld der Pressekonferenz kein Verdächtiger aufgefallen sei.«
    »Nicht verwunderlich bei der Hektik, die ich da erlebt habe.«
    »Auch der Toningenieur, der das Mikro in der Kabine aufgestellt hat, schwört bei allem, was ihm heilig ist, dass er niemanden bemerkt habe«, fuhr Sabrina fort. »Er ist völlig geschafft und macht sich unglaubliche Vorwürfe, dass er den Sprengsatz nicht rechtzeitig entdeckt hat.«
    »Quatsch, das war doch nicht seine Schuld.«
    Vor dem Postgebäude in der Rummelstraße blieb Tannenberg ein weiteres Mal stehen. »Weißt du was, Sabrina? Zu unserer frustrierenden Ermittlungslage passt wohl nur ein einziger Spruch wie der Faust aufs Auge.«
    » Die Faust aufs Auge«, korrigierte Sabrina.
    »Zitat aus dem Faust«, antwortete ihr Vorgesetzter grinsend: »Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.«
    Nur kurz huschte ein fröhliches Lächeln über das ebenmäßige Antlitz der jungen Frau, dann nahm ihr Gesicht wieder einen sorgenvolleren Ausdruck an. »Wir stecken tatsächlich in einer Sackgasse fest«, sagte sie. »Wir haben bislang weder ein Geständnis, noch Tatzeugen, noch verwertbare Spuren. Und dann wurde auch noch unser einziger Tatverdächtiger gestern nach dem Haftprüfungstermin aus der U-Haft entlassen.«
    »Nun aber mal ehrlich, Sabrina, was sollte der arme Haftrichter denn auch anderes anordnen? Bei den ausgesprochen dürftigen beziehungsweise überhaupt nicht vorhandenen Indizien.«
    »Und einem mit allen Wassern gewaschenen Winkeladvokaten an seiner Seite«, ergänzte die Kommissarin.
    »Ist nun mal sein Job«, bemerkte Tannenberg emotionslos. »Pieter Breedekamp verfügt zudem über alles, womit sich vonseiten seines Anwaltes eine Haftverschonung auch bei einer belastenderen Beweislage einfordern ließe: einen festen Arbeitsplatz, soziale Bindungen und so weiter und so fort. Selbst eine Kaution, egal in welcher Höhe, würde für ihn bereitgestellt werden.«
    »Ehrlich gesagt traue ich diesem Mann keine drei Morde zu. Dafür hat er mir einen viel zu einfältigen, ängstlichen Eindruck gemacht. Ein Profi-Killer ist das bestimmt nicht.«
    »Das sehe ich genauso wie du. Hab ich übrigens gleich beim ersten Mal gedacht, als ich ihm begegnete. Für solche eiskalten Verbrechen ist dieser Mensch bei Weitem nicht abgebrüht genug.«
    Sabrina blickte ihren Chef verdutzt an. »Und wieso hast du ihn dann überhaupt festnehmen lassen?«
    »Also, erstens hat mich die von Dr.   Schneider erhobene gravierende Beschuldigung zu diesem Vorgehen gezwungen.« Er stockte, zog ein gebügeltes, blütenweißes Taschentuch hervor und schnäuzte sich so trompetenartig die Nase, dass sich die Köpfe einiger Passanten zu ihm hinwandten. »Und zweitens hat es mir große Freude bereitet, diesen Turbofood-Fuzzis ein wenig Feuer unter ihren stahlharten Radler-Hintern zu machen.«
     
    Als Tannenberg am Stiftsplatz eintraf, war er sehr verwundert darüber, dass man den zentral gelegenen Marktplatz der Barbarossastadt vollständig mit Sichtschutzzäunen eingefriedet hatte. Am Haupteingang waren mehrere Security-Kräfte postiert und kontrollierten den Zugang zu dem abgesperrten Gelände.
    »20 Euro Eintritt – die spinnen doch«, fluchte Tannenberg, als er die große Preistafel sah. »Die machen heutzutage doch wirklich aus allem Geld.« Noch bevor eine schwarz gekleidete, martialische Gestalt seinen Körper nach Waffen hin abtasten konnte, zückte er seinen Dienstausweis und hielt ihn dem grimmig dreinblickenden Kahlkopf unter die Nase.
    »Das ist meine Kollegin«, erklärte er. »Und Sie gehen mir jetzt sofort aus dem Weg, sonst verhafte ich Sie auf der Stelle wegen Behinderung der polizeilichen Ermittlungsarbeit«, sagte er in barschem Ton, woraufhin der Security-Mitarbeiter, ohne eine Miene zu verziehen, zur Seite trat und die beiden Kriminalbeamten passieren ließ.
    Vor der Hotelruine, die seit Jahren den Stiftsplatz verschandelte, war eine

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