Leider schon vergeben!
nicht einfach vergessen konnte. Ihr Herz zog sich zusammen, so sehr bedauerte sie, dass es so war. Sie waren glücklich gewesen zusammen, aber seit der Vanessa-Geschichte war etwas in ihrem Innern zu Bruch gegangen. Erst jetzt, drei Monate später auf einem Platz in Prag im fahlen Sonnenlicht, begriff Fern, dass das, was kaputtgegangen war, ihre Liebe für ihn gewesen war. Und dass sie sich nicht reparieren ließ.
«Ich möchte genauso sehr wie du, dass wir Freunde sind», erklärte sie ihm.
«Freunde? Ich will nicht nur mit dir befreundet sein, Fern. Deshalb bin ich nicht hergekommen. Ich bin hier, weil ich die Dinge nicht so belassen konnte. Nicht nach unserer gemeinsamen Nacht.» Er sah ihr tief in die Augen, und Fern wusste, dass er an den Sex dachte. «Diese Nacht war gut, oder? Du und ich, wir passen gut zusammen. Komm schon, Fern. Du weißt es doch auch.»
Fern seufzte wieder. Im Bett war es mit Seb immer toll gewesen, aber leider versagte er in allen anderen Bereichen. «Das reicht nicht, Seb. Es muss in einer Beziehung mehr geben als Sex.»
«In unserer Beziehung gibt es aber doch viel mehr als nur Sex!», protestierte er, und zwar in einer Lautstärke, dass einige der Komparsen, die am Verpflegungswagen Kaffee tranken, zu ihnen herübersahen.
«Nicht so laut!», zischte Fern. «Wir werden diese Unterhaltung nicht jetzt und nicht hier führen!»
Ehrlich gesagt wollte Fern diese Unterhaltung überhaupt nicht führen, aber wenn Seb darauf bestand, eine Beziehungs-Autopsie vorzunehmen, dann wenigstens in einem privateren Umfeld.
«Komm mit.» Sie fasste Seb am Ellbogen und führte ihn von der Filmcrew weg und eine schmale gepflasterte Seitenstraße hinunter, die zur Moldau führte.
«Wo gehen wir hin?»
«Dahin, wo wir ungestört reden können. Ich will nicht, dass jemand mithört.»
«Gute Idee.» Seb schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. «An was hattest du denn gedacht? Ein nettes kleines Hotel irgendwo? Mach dir um Geld keine Sorgen, mein Engel. Ich hab meine American-Express-Karte dabei.»
Fern verdrehte bloß die Augen. «Ich spreche nicht von einem Nachmittag im Bett, Seb!»
«Wie schade!» Er seufzte wehmütig. «Was willst du also machen?»
Am liebsten hätte Fern ihm eins mit den Rosen übergezogen und wäre dann zurückgerannt, um sich in Lukes Wohnwagen zu verstecken, doch stattdessen holte sie tief Luft. Es war an der Zeit, Seb klipp und klar zu verkünden, dass sie ihn nicht mehr liebte.
«Lass uns doch mit dem Schiff von der Burg bis zur Altstadt fahren? Das soll wunderschön sein.» Und dort würde er ihr hoffentlich keine Szene machen.
«Wir machen eine Sightseeing-Schifffahrt?» Seb klang nicht sonderlich begeistert. «Sollen wir uns nicht lieber eine Flasche Wein schnappen und vom Ufer aus die Aussicht genießen?»
Auf gar keinen Fall würde Fern zulassen, dass sie in Sebs Gegenwart betrunken wurde. Sie wusste, wie das enden würde. Also ignorierte sie seinen Vorschlag und sagte stattdessen: «Ein Freund von Alek ist Fremdenführer und hat mir versichert, dass diese Bootsfahrt super ist. Ich wollte das schon die ganze Woche machen.»
Tomas hatte tatsächlich davon gesprochen, allerdings hatte er wohl damit gerechnet, dass er sie auf dieser Tour begleiten dürfte. Nun erschien Fern so eine Bootsfahrt ideal, auch deshalb, weil sie immer noch ein bisschen Angst davor hatte, mit Seb allein zu sein. Zu leidenschaftlich war ihr letztes Treffen gewesen, und sie fand ihn immer noch unglaublich attraktiv. Doch auf einem Schiff konnte nichts schiefgehen, oder?
«Ich würde zwar lieber mit dir in ein schnuckeliges Hotel, aber eine Flussschifffahrt ist sicher auch nett.» Seb schlang einen Arm um ihre Taille. «Das könnte sehr romantisch werden.»
Fern löste sich aus seiner Umarmung. «Romantik steht nicht auf dem Programm, okay?»
«Okay.» Doch an seinem Lächeln konnte Fern ablesen, dass er ihr nicht eine Sekunde lang glaubte. «Dann also eine unromantische Schifffahrt in einer unromantischen Stadt!»
Sie kauften ihre Fahrkarten an einer kleinen Bude unter einer gestreiften Markise, in der sich das Wasser gesammelt hatte. Dann überquerten sie die Landungsbrücke zum stattlichen Flussdampfer. Auf den gepolsterten Bänken schmiegten sich Pärchen eng aneinander, weiter hinten lachte und lärmte eine Horde Junggesellenausflügler, und eine Gruppe Schüler wurde von ihren genervten Lehrern in Reih und Glied aufgestellt. Perfekt, dachte Fern. Es waren genug Leute da, dass Seb sich
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