Leider schon vergeben!
gigantischen Verlobungsring auf dem Schiff zu sitzen, sagte wohl alles. Wie gut, dass sie den Ring nicht angenommen hatte. Mit dem Brocken am Finger wäre sie sofort auf den Grund gesunken.
Mit schmerzenden Armen und Stiefeln voll Flusswasser kam Fern nur langsam voran. Schließlich erreichte sie das Ufer und zog sich einige Steinstufen hinauf zur Promenade, wo sie sich auf eine Bank fallen ließ und ihre Stiefel auszog, um das Wasser auszuleeren. Was für eine Katastrophe! Sie konnte immer noch nicht fassen, was gerade passiert war. Warum geriet sie nur immer in solche Situationen? Fern seufzte. Vielleicht hatte ihre Mutter recht, was ihren Hang zur Dramatik betraf. Denn wie viele Frauen lehnten schon einen Heiratsantrag ab, indem sie sich von einem Boot stürzten?
Wollte man etwas Positives in der Sache sehen – was nicht so einfach war, wenn man schockgefroren war und außerdem nach Kläranlage roch –, dann war es ihr wenigstens gelungen, auf die Flussseite zu schwimmen, wo sich das Set für
Dynamite
befand. Nachdem sie ihre Socken ausgewrungen und sich das Wasser aus den Haaren geschüttelt hatte, sah Fern, dass sie sich in der Nähe eines Hotels befand, wo sie mit Alek vor kurzem eine Szene vorbereitet hatte. Vielleicht konnte sie ja dort an der Rezeption bitten, dass man ihn auf dem Handy anrief und entweder er oder Chess sie abholen kam. Gerne würde sie sich bis an ihr Lebensende damit aufziehen lassen und sich Flusswitze anhören, wenn ihr dafür nur wieder warm würde.
Und wenigstens hatte sie nun einen Plan. Alles war besser, als hier erschöpft und zitternd herumzusitzen.
Fern pflückte sich also einen schleimigen Algenstrang aus den Haaren und tapste barfuß in die Hotellobby, wobei sie eine Flusswasserspur auf den schwarz-weißen Fliesen hinterließ. Gäste starrten sie an, einer der Portiers konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, und die makellose Dame an der Rezeption verließ sofort ihre Stellung und kam auf Fern zugeschossen. Da Fern in einem der wunderbaren antiken Spiegel einen kurzen Blick auf ihr klatschnasses Spiegelbild hatte werfen können, war sie über diese Reaktionen nicht wirklich überrascht. Sie sah entsetzlich aus. Wilde Haare, die Hosen klebten ihr an den Beinen, und ihre Nase war so rot, dass sie locker als Rentier Rudolph hätte durchgehen können – alles in allem kaum das Klientel dieses luxuriösen Hotels. Sie hoffte nur, dass sie genug Zeit haben würde, ihre Lage zu erklären, bevor der Sicherheitsdienst sie hinauswarf oder sie sich zu Tode fror.
«Verzeihung, Madam, aber wir haben hier im Hotel Svetlana eine Kleiderordnung», verkündete die Empfangsdame kühl, wobei sie angewidert die Nase kräuselte, als sie einen Hauch Eau de Moldau erschnupperte.
«Es tut mir so leid, ich falle normalerweise nicht in den Fluss», entschuldigte sich Fern, deren Zähne so laut klapperten wie Kastagnetten. «Ich gehöre zur Filmcrew von
Dynamite
. Könnte ich bitte Ihr Telefon benutzen, um meinen Kollegen anzurufen?»
Die Empfangsdame zog die Nase noch ein Stück höher. «Es tut mir leid, Madam, aber das wird leider nicht möglich sein. Soweit ich weiß, gibt es eine Telefonzelle vor dem Hotel.»
«Aber ich habe meine Tasche nicht! Die ist immer noch auf dem Schiff. Wie soll ich denn ohne Geld telefonieren?»
Die Dame zuckte nur mit ihren schmalen Schultern, und Fern begriff, dass ihr wohl keine andere Wahl blieb, als barfuß und bis auf die Haut durchnässt zu Alek nach Hause zu tappen. Superspitzenmegaklasse. Bis zum Nachmittag würde sie komplett unterkühlt sein.
«Hier entlang, bitte.» Die Dame zeigte auf die Tür. «Sonst rufe ich den Wachdienst.»
«Schon gut, ich bin ja schon weg!», versicherte Fern ihr hastig. Was für eine dumme Ziege! Würde es das Image des Hotels denn wirklich irreparabel schädigen, wenn sie ihr einfach erlauben würde, kurz das Telefon zu benutzen? Mit so viel Würde, wie sie nur aufbringen konnte, trat Fern den Rückzug durch die Lobby an. Inzwischen zitterte sie wie ein Welpe, den man während eines Gewitters draußen vergessen hatte, und ihre Füße wurden blau. Schlimmer konnte es wohl nicht kommen.
Anscheinend doch, denn gerade als Fern das Hotel verlassen wollte, beschloss das Schicksal, ihr noch einen weiteren Schlag zu versetzen.
«Fern? Bist du das?», rief eine tiefe männliche Stimme. «Was zum Teufel ist passiert? Ist alles in Ordnung?»
Die Härchen in Ferns Nacken stellten sich auf. Sie kannte diese Stimme – so gut
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