Leider schon vergeben!
benehmen würde. Konnte also nichts passieren.
Als das Boot ablegte, sank Fern in ihren Sitz vorne am Bug, und ihre angespannten Nerven beruhigten sich endlich ein wenig. Mit einem erleichterten Seufzer zog sie ihren Reiseführer aus der Tasche und blätterte darin, bis sie den Eintrag zur Prager Altstadt gefunden hatte
«‹Die Stadt der hundert Türme›», las Seb, der sich über ihre Schulter beugte, «‹Prag gilt als eine der beeindruckendsten Städte Europas.› Dem kann ich nur zustimmen. Es ist schön. Ich wünschte, wir wären nicht erst jetzt hergekommen.»
«Wir sind hier nicht hergekommen, Seb.» Genervt klappte Fern den Reiseführer zu. «Ich bin hergekommen, um Alek und Chess zu besuchen. Warum du hier bist, weiß ich nicht so recht.»
Seb sah sie wachsam an. «Das ist Blödsinn. Du weißt genau, weshalb ich hier bin. Du hast es von dem Moment an gewusst, als du mich vorhin gesehen hast. Ich bin hier, weil ich dich liebe und weil ich will, dass du nach Hause kommst.»
Ferns Herz machte einen Satz. «Seb, ich –»
«Schhh.» Er fuhr ihr sanft mit den Fingerspitzen über die Lippen. «Sag jetzt nichts. Lass mich reden. Es gibt so viel, was ich dir sagen will, liebste, wunderbare Fern, und wenn du mich unterbrichst, dann finde ich vielleicht nicht die richtigen Worte.» Seb nahm ihr Gesicht in seine Hände, während er sprach. «Ich weiß, ich habe Mist gebaut», erklärte er mit belegter Stimme, «und ich weiß, dass niemand außer mir selbst die Schuld daran trägt. Aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, wie leid es mir tut. Es vergeht kein Moment, in dem ich es nicht bereue. Du fehlst mir so sehr. Die Wohnung ist so still ohne dich, dass ich mir vorkomme wie in einer Gruft. Bei der Arbeit bin ich schlecht gelaunt, zu Hause geht es mir elend, ich kann nichts mehr essen, und schlafen kann ich erst recht nicht.» Er stieß ein raues Lachen aus. «Verdammt! Das klingt wie in einem kitschigen Popsong, aber es ist wahr. Ohne dich bin ich nichts. Du machst aus mir einen besseren Menschen, Fern. Ich weiß, ich hab’s vermasselt, aber ich brauch dich. Ich glaube, ich kann nicht mehr ohne dich sein.»
Sie schluckte. Noch nie hatte jemand so etwas zu ihr gesagt.
«Ich habe einen Fehler gemacht, Schatz. Sollen wir dafür beide für immer bezahlen?»
Fern biss sich auf die Lippe. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass Seb kein Monster war, er war bloß ein ganz normaler Kerl, der einen Fehler begangen hatte. Aber dieser Fehler – wenn man es einen Fehler nennen konnte, mit einer anderen Frau zu schlafen – war genau diese eine Sache, über die sie nicht hinwegkam. Es würde immer in ihrem Hinterkopf bleiben. Ihre Gefühle für ihn waren vergiftet.
«Du bedeutest mir alles», fuhr Seb fort. «Dir gilt mein erster Gedanke, wenn ich morgens aufwache, und der letzte, wenn ich abends einschlafe. Du fehlst mir ganz entsetzlich. Ich liebe dich, Fern. Ich liebe dich wirklich.»
Er sah sie erwartungsvoll an. Das war der Moment, wo sie eigentlich ihre Arme um ihn schlingen und ihm erklären sollte, dass sie ihn auch liebte. Hatte sie sich nicht genau danach gesehnt während all jener endlosen Nächte, in denen sie in ihr Kissen geschluchzt hatte? Wenn sie damals gewusst hätte, dass Seb ihr ein paar Monate später nach Prag hinterherfliegen würde, um ihr zu sagen, dass er sie liebte!
Sie waren glücklich zusammen gewesen. Sie hatte ihn angebetet. Was also hielt sie jetzt ab? Vermutlich war es so, dass sie ihm nicht mehr vertraute.
«Ich liebe dich, Fern Moss, und es gibt nur einen Weg, dir zu zeigen, wie ernst ich es meine.» Seb rutschte von seinem Sitz hinunter auf die Knie und wühlte in seiner Jackentasche herum. «Ich werde dich nie wieder gehen lassen.»
«Was machst du denn da? Seb? Steh auf!» Noch während sie diese Worte aussprach, überkam Fern eine schreckliche Ahnung, sodass ihr das Blut in den Adern gefror. Er würde doch nicht …
«Ich liebe dich so sehr», fuhr Seb verzweifelt fort und ließ den Deckel einer kleinen Schachtel aufklappen, in der sich ein riesiger Solitär befand, der Fern wie ein Augapfel anfunkelte. «Ich kann ohne dich nicht leben und hätte dich nie gehen lassen sollen. Ich war ein Idiot. Fern, willst du mich heiraten?»
Augenblicklich dachte Fern an Angelas Prophezeiung. Der, den sie hatte ziehen lassen. War es Seb? Woher zum Henker sollte sie wissen, was die richtige Entscheidung war?
«Fern, sag was! Ich bitte dich, mich zu heiraten! Du wolltest doch
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