Leider schon vergeben!
sich von ihm mitreißen zu lassen, deshalb konnte sie Matt wohl kaum einen Vorwurf machen. Im Nachhinein hatte sie ein ziemlich schlechtes Gewissen deswegen. Matts Leben einfach so aus dem Gleichgewicht zu bringen, war egoistisch gewesen und etwas, worauf sie nicht besonders stolz war.
«Vielleicht.» Matt klang nicht sonderlich überzeugt. «Schau her, Fern, du kannst natürlich nein sagen, aber meinst du, wir könnten uns treffen? Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich muss dich unbedingt sehen.»
«Du willst mich sehen? Wann?»
«Hast du heute Abend Zeit? Oder ist das zu kurzfristig?» Matt klang nervös. «Wäre dir morgen lieber?»
«Nein, nein, nachher ist prima.» Fern hätte am liebsten auf dem Sofa ein kleines Tänzchen vollführt. «Soll ich zu dir kommen?»
«Auf keinen Fall. Das geht nicht», antwortete er nachdrücklich. «Du bist für heute definitiv genug gereist. Ich komm zu dir. Passt dir halb neun?»
«Halb neun ist perfekt», versicherte ihm Fern und dankte dem Himmel, dass sie vor ihrer Pragreise aufgeräumt hatte.
«Super. Dann bis nachher.» Fern konnte das Lächeln in Matts Stimme hören. Nachdem er sich verabschiedet hatte, blieb sie auf dem Sofa sitzen und starrte ihr Handy an. Warum zum Henker war er auf einmal so versessen darauf, sie zu sehen? Vielleicht hatte er sich von Amanda getrennt und wollte ihr das unbedingt sagen? Bei diesem Gedanken umarmte sie ihr flauschiges rotes Kissen. War es wirklich das, was sie wollte? Ihre Knie wurden weich.
Sie sah auf die Uhr. Nur noch fünfzig Minuten, bis Matt kam! Was auch immer er wollte, sie würde ihn jedenfalls nicht mit fettigen Haaren und zerknitterten Klamotten begrüßen. Sie sprang auf, beförderte die Wurfsendungen in den Müll, knipste die Lampen und Lichterkette an und packte eine Flasche Sekt in den Kühlschrank. Dann duschte sie rasch und cremte sich mit glitzernder Vanillelotion ein, bevor sie ihre Locken trockenföhnte und zu einem hohen Pferdeschwanz zusammenband. Ein bisschen getönte Tagescreme und einige Tupfer Rouge ließen sie frischer aussehen, und dank Wimperntusche funkelten ihre Augen wieder, als hätte sie schon die halbe Flasche Sekt intus. Inzwischen waren ihre Wangen auch vor Aufregung gerötet, und es schien ihr sinnlos, Lippenstift aufzutragen, den Matt sowieso wegküssen würde, also entschied sie sich stattdessen für ein bisschen Gloss. Dann wühlte sie sich durch ihre Unterwäscheschublade, bis sie ein süßes rosa-weiß gestreiftes Dessous-Set fand, das Cybil ihr mal geschenkt hatte. Sie bevorzugte eigentlich knalliges Orange und Pink. Doch Matt war eher der traditionelle Typ und hatte es immer gemocht, wenn Fern mädchenhaft aussah. Sie hielt kurz inne, bevor sie den Slip anzog und den BH einhakte. Die Wäsche war zwar sehr rüschig und kratzig, aber das war Matt allemal wert! Sie drehte sich vor ihrem Spiegel, bevor sie ihre verwaschenen Lieblings-Levis und ein erdbeerrotes Sweatshirt anzog und mit den Füßen in Flip-Flops schlüpfte. Als sie gerade überlegte, sich die Zehennägel farblich passend zum Pulli zu lackieren, klingelte es an der Tür.
Matt war da.
Ferns Mund wurde trocken. Es war so weit. Angelas Prophezeiung würde sich erfüllen.
Ihr Pferdeschwanz wippte bei jedem Schritt, als sie die Treppe hinunterrannte. Fern riss die Tür auf, und da stand Matt in seinen geliebten Jeans und der Barbour-Jacke, trat von einem Fuß auf den anderen und wirkte so nervös, dass es Fern das Herz zusammenzog. Sie schlang die Arme um seinen Hals, da sie es kaum erwarten konnte, bis er sie festhielt. Der gute alte verlässliche Matt war das genaue Gegenteil zu Seb, und deshalb war er der Richtige für sie. Warum war sie so dumm gewesen, das nicht früher zu erkennen?
«Oh, Matty, es ist so schön, dich zu sehen!», rief sie und umarmte ihn noch einmal. «Komm rein.»
«Ich freu mich auch, dich zu sehen.» Matt drückte sie an sich und folgte ihr dann in den Flur, wo er sich seiner schweren Wachsjacke entledigte. «Ich wünschte wirklich, ich hätte früher angerufen, aber ich war einfach so verwirrt.»
«Ich doch genauso», gab Fern zu. «Ich glaube, wir müssen uns wirklich ernsthaft unterhalten, oder?»
Er nickte. «Seit Wochen versuche ich, mir darüber klarzuwerden, was genau ich sagen will, aber jedes Mal, wenn ich denke, ich bin so weit, ändere ich meine Meinung. Du hast wirklich eine sehr seltsame Wirkung auf mich, Fern. Ich glaube, das hattest du immer schon.»
Seine Miene war ernst, und
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