Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
sie hatte. „Okay, vergiss‘ die Frage. Warum sollte er sich ausgerechnet meinetwegen ändern? Warum sollte ich schaffen, was kein anderes Mädchen je geschafft hat?“
Ich musste ziemlich frustriert gewirkt haben, denn plötzlich griff sie nach meinen Händen und drückte sie. „Nein, du hast Recht! Warum solltest du es nicht schaffen? Du hast es immerhin geschafft, dass er mehr von dir will. Bisher war Leif ziemlich berechenbar und handelte nach demselben Muster: Er zieht mit einem Mädchen los, das war’s. Er hat einmal Sex mit einem Mädchen, das war’s. Seine wenigen bisherigen Beziehungen haben sich nicht aus solchen Zufällen entwickelt. Bei euch ist alles anders … Seine längste Beziehung hat fünf Monate gedauert. Ich würde sagen, wenn es dir gelingt, das zu überbieten, musst du nur noch die letzte Hürde überwinden.“
„Und die wäre?“
„Er hat noch nie einem Mädchen gesagt, dass er es liebt. Wenn er das zu dir sagt, hast du’s geschafft.“
Kurz grübelte ich, woher Tati das so genau wissen wollte, doch plötzlich packte mich der Ehrgeiz, es tatsächlich zu schaffen. Ich hatte bloß keinen Schimmer, wie ich das beeinflussen konnte. Dann fiel mir ein, was ich mir geschworen hatte: Leif eine Chance zu geben, sich selbst zu beweisen. Und gleichzeitig könnte er ein dämliches Gerücht aus der Welt räumen, davon gab es ohnehin genug.
6. Kapitel
Ich konnte nicht mehr unterscheiden zwischen Traum und Wirklichkeit. Ich träumte davon, wie Leif mich liebte. Ich dachte, ich wäre im Begriff vor lustvoller Trunkenheit wegzudriften, als ich merkte, dass ich wach wurde. Leif war dabei, mich mit Händen und Lippen zu liebkosen und zu verwöhnen. Ich war gerade noch rechtzeitig, bevor er in mich eindrang, zu Sinnen gekommen, um die Wellen der Leidenschaft bei vollem Bewusstsein auszukosten. Ich konnte mir keine schönere Art und Weise denken, geweckt zu werden. Es lagen nur wenige Tage zwischen diesem und unserem ersten Mal, aber da wir beide so unersättlich waren und täglich mehrfach geübt hatten, lernte ich schnell, nur noch Lust zu empfinden und zu genießen. Eben noch eine prüde, unerfahrene Jungfrau, war ich in kürzester Zeit zur reinsten Lustbombe mutiert. Wenn Leif und ich alleine waren, kamen wir zusammen, im wahrsten Sinne des Wortes! Egal, wo wir waren. Und die Gefahr, dabei erwischt zu werden, reizte uns nur noch mehr.
Die nächste Party folgte eine Woche nach Leifs und wir zogen uns in den Wäschekeller zurück, auf die Waschmaschine. Es konnte auch schon mal eine Kabine der Damentoilette unserer Stammkneipe sein. Leif machte sich einen Spaß daraus, mich besonders zu reizen, wenn ich krampfhaft versuchte, keinen Ton von mir zu geben, weil nebenan jemand war.
Sex war nicht das Einzige, das uns verband, aber es war etwas sehr Wichtiges, ohne das wir nur schwer leben konnten. Die Woche Enthaltsamkeit während meiner Periode, die in unserem Sprachgebrauch auch als „ russische Besatzungsphase“ bekannt war, kam uns vor wie Jahre. Umso heißer waren wir aufeinander, wenn „ der Russe“ kapitulierte und sich endlich zurückzog.
Am Samstag nach seiner Party hielt ich mein Versprechen. Ich lauschte Leif. Die Umgebung war nicht umwerfend und reizvoll. Altenheime machten mich immer schon sentimental und traurig, aber ich tröstete mich mit dem Grund für meine Anwesenheit: Ich wollte Leif moralischen Beistand leisten und mir die einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihn beim Klavierspielen zu beobachten. Wie ich dort feststellte, gab es nicht nur Jungmücken. Selbst die alten Damen zog er in seinen Bann und es konnte sich eigentlich nur mehr um Minuten handeln, bis sie tatsächlich ihre Unterhosen auszogen. Sie waren begeistert von seinem Spiel – ich nebenbei bemerkt auch, mehr als das, ich war völlig darin versunken. Eine Zeit lang schaffte ich es, mir alle anderen Leute wegzudenken und mir vorzustellen, er würde nur für mich alleine spielen – splitterfasernackt.
Wir sprachen offen darüber, was wir uns wünschten oder wovon wir träumten. So erzählte ich ihm später von meiner Fantasie über ihn und wie gern ich auf dem Flügel seiner Eltern vernascht werden würde. Dafür erzählte er mir, wir scharf er es fand, wenn ich keinen BH trug. Nicht lange danach waren seine Eltern übers Wochenende verreist, und da sein Bruder sowieso fast bei dessen Freundin wohnte, hatte Leif sturmfreie Bude. Die Gunst der Stunde nutzte er und bat mich, freitags zu ihm zu
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