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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
Autoren: Silke Heichel
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betrachtete ich sie und erhielt die Bestätigung für das, was ich schon lange vermutete: Sie war noch längst nicht über ihn hinweg.
    Es war das erste Mal für sie, uns so zusammen zu sehen. So sehr sie mir das Glück gönnte, so traurig war sie, nicht an meiner Stelle zu stehen. Daran konnte auch Lars nichts ändern … schon gar nicht Lars! Das war wie ein Vergleich zwischen Brillanten und Kieselsteinen. Arme Tati. Ich fühlte mich fast schuldig. Das mit ihr und Leif war ewig her und lange gewährt hatte es auch nicht. Dennoch musste es für sie ein komisches Gefühl sein, ihre beste Freundin mit ihm zu sehen, oder?
    Ich wandte mich kurz an Leif, verabredete mich mit ihm für nachmittags und nahm mir vor, ihm später alles zu erklären. Warum ich mich jetzt um Tati kümmern und mit ihr reden musste. Aber ich glaube, er verstand es auch so.
    „Frauengespräche, hm?“, flüsterte er mir lächelnd zu und nickte, bevor er sich umdrehte und ging.
    Er gab mir keinen Kuss mehr vor Tati, aber er drückte zärtlich meine Hand. Sehnsüchtig blickte ich ihm nach, bis er im Gewühl von Schülern verschwand. Kaum drehte ich mich zu Tati, merkte ich, dass sie ihm genauso nachblickte und ich dachte, was für ein alberner Anblick das sein musste: wir zwei schmachtenden Weiber.
    Ich hakte mich bei Tati unter. „Raucherbaum?“, fragte ich, aber sie schüttelte den Kopf.
    „Hab aufgehört.“
    „Oh, wie kommt’s?“
    „Rauchen ist ungesund.“
    Ach nee!
    Wir setzten uns in Bewegung.
    „Mensch, das habe ich auch gehört! Ich habe sogar gelesen, man kann davon Lungenkrebs kriegen.“
    Tatjana blickte mich schief und etwas säuerlich an. „Warum machst du dich immer über mich lustig?“
    Ihrer Reaktion nach zu urteilen hatten wir sie tief getroffen. Normalerweise war sie nicht so empfindlich. Ich blieb stehen, legte beschwichtigend eine Hand auf ihren Arm. „Tu ich doch gar nicht, Tati! Aber, wenn du mir so eine Vorlage lieferst, kannst du nicht erwarten, dass ich drüber hinweggehe.“
    „Besonders, wenn du so scheißegutgelaunt bist.“
    Ich grinste. „Du hast es erfasst.“
    „Erzähl’ mal, wie läuft’s mit Leif? Ich hab dich den ganzen Sonntag nicht ans Telefon gekriegt. Das heißt aber nicht, dass du alles für dich behalten kannst. Ich will jedes Detail.“
    „Neugieriges Weibsbild! Schon mal was von Privatsphäre gehört?“
    „Hast du unsere Abmachung vergessen? So was existiert bei uns beiden nicht.“
    „Wie kommt’s dann, dass ich so wenig über Lars weiß?“
    „Eins zu null für dich. Okay, du musst mir ja nicht jedes Detail erzählen, aber … ein bisschen?“
    Wir waren beste Freundinnen und wir redeten über alles. Eigentlich. Zum ersten Mal war ich von unserer Übereinkunft nicht mehr vollends überzeugt. Es gab definitiv ein paar Dinge, die ich für zu intim hielt und über die ich im Leben nicht mit ihr sprechen wollte. Ganz besonders in Bezug auf Leif. Ich wusste zwar noch nicht, wie sich die Dinge zwischen uns entwickeln oder ob eine Beziehung daraus entstehen würde, aber ich war daran interessiert, alles dafür zu tun. Ich war verliebt und das, was uns verband, war mir heilig. Ich hatte Angst, es durch den kleinsten Fehler zu zerstören. Und genauso hatte ich Angst, meine Freundschaft zu Tati könnte darunter leiden.
    Ich sah sie nun ernst an. „Bist du sicher, dass du das hören willst?“
    „Warum denn nicht?“
    „Weil … du hast es selbst gesagt, er hat dir das Herz gebrochen und jetzt … bin ich mit ihm zusammen.“
    „Süße, du weißt doch, ich habe jetzt Lars“, antwortete sie wie ausgewechselt. „Ansonsten hast du Recht, ich bin neugierig und außerdem … wenn es vorbei ist, werde ich da sein, darauf kannst du dich verlassen. Aber wenn ich später deine Tränen trockne, möchte ich vorher die schönen Dinge hören.“
    Peng! Das saß!
    „Du machst mir ja große Hoffnung.“
    „Nein. Ich kenne Leif. Mach’ das Beste draus! Genieß’ es, solange es dauert. Aber sei dir über eine Sache im Klaren: Zu einer dauerhaften monogamen Beziehung ist er nicht fähig.“
    Offenheit und Direktheit waren zwei Dinge, die wir beide an unserer Freundschaft besonders schätzten, aber in jenem Moment war ich schockiert und verärgert.
    Ist sie schon so eifersüchtig und neidisch, dass sie mir solche Dinge an den Kopf knallt?
    „Glaubst du nicht, dass Menschen sich ändern können?“ Kaum hatte ich die Frage zu Ende gesprochen, verfiel ich in Trübsinn, weil mir klar wurde, wie Recht
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