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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
Autoren: Silke Heichel
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direkt im Bett genossen. Lange schlafen, faul sein, nichts tun, schwimmen gehen, sonnenbaden … ja, das war das wahre Leben. So hätte es für mich ewig gehen können. Dann kam der große Schock. Das, was ich über all der Verliebtheit und der Ablenkung total vergessen hatte: Urlaub. Meine Eltern hatten schon vor Monaten für uns alle gebucht. Okay, fast für uns alle. Meine Schwester Gaby würde nicht mitkommen, weil sie mitten in den Abschlussprüfungen für ihre Ausbildung zur Arzthelferin steckte. Aber Kevin und ich sollten dabei sein. Zwei Wochen Südfrankreich. Zwei Wochen ohne Leif. Und als ich ihm davon berichtete, wagte er kaum, mir zu sagen, dass seine Eltern etwas Ähnliches geplant hatten. Einzige Unterschiede waren das Ziel – Griechenland – und die Zeit. Die zwei Wochen, die sich an unseren Urlaub anschlossen. Ich glaubte, ich hätte mich verhört. Das bedeutete vier Wochen am Stück, die wir uns nicht sehen konnten! Und das so kurz, nachdem wir zueinander gefunden hatten. Wie sollten wir das überstehen?
    Nichts mit sechs Wochen Zweisamkeit. Plötzlich waren davon nur noch zwei übrig.
    Für mich brach eine Welt zusammen.
    Wir überlegten hin und her und vor und zurück, wie wir am besten aus der Nummer rauskämen. Die Wahrheit konnte ich zumindest meinen Eltern nicht sagen. Sie hatten keinen blassen Dunst, dass ich einen Freund hatte. Denn sonst hätte ich seinen Namen erwähnen müssen und Leif war das absolute No-Go! Leifs Ruf war bis zu meinen Eltern durchgedrungen. Was nicht nur daran lag, dass er als wildes Kind voller dummer Ideen öfter mal das Krankenhaus, in dem meine Eltern arbeiteten, von innen gesehen hatte. Ihn hätten sie niemals als meinen Freund akzeptiert. Deshalb musste ich mir eine sehr gute Ausrede einfallen lassen, wegen der ich Südfrankreich sausen lassen konnte.
    Leif hatte andere Probleme, Überzeugungsarbeit zu leisten. Er hatte seinen Eltern zwar auch noch nichts von mir erzählt, was aber daran lag, dass er ihnen nicht alles auf die Nase band. Ohnehin hätte sie die Wahrheit nicht beeindruckt. Eine neue Freundin? Hatte er ständig. Laut seinem Vater wechselte er die Mädchen häufiger als die Unterhose . So gesehen war ich kein Grund, den seine Eltern gelten ließen. Und schließlich haftete ihm noch immer so einiger Ärger an, der zuletzt in Partyverbot gipfelte. Großes Vertrauen hatten seine Eltern in ihn nicht.
    Zum Glück hielt Leif eine Lösung parat: einen Ferienjob. Ein Kumpel von ihm trug einmal die Woche Prospekte und Zeitungen aus und wollte selbst für vier Wochen verreisen. Seine Vertretung sollte wegen eines Beinbruchs für die gesamte Dauer ausfallen und er suchte verzweifelt Ersatz. Wir flunkerten ein bisschen, bauschten das Ganze etwas auf, denn fürs Prospekteverteilen, dürften wir bestimmt nicht zuhause bleiben. Wir machten daraus einen Vertretungsjob für zwei Wochen, der genau jeweils in die Zeit fiele, in der wir mit unseren Eltern wegfahren sollten.
    Wie erwartet reagierten unsere Eltern mit Zerknirschung und Zweifeln. Die Vorstellung, uns allein zuhause zu lassen, gefiel ihnen nicht. Aber unsere Idee, mit einem Job Verantwortung übernehmen zu wollen. Insofern waren sogar Leifs Eltern bereit für eine Bewährungsprobe. Schließlich sollte es ja nur für zwei Wochen sein und – zumindest in meinem Fall – war ja noch eine große Schwester da. Leif argumentierte zwar auch mit seinem Bruder, aber das hätte er sich auch schenken können, der war ja eh nie zuhause. Blieb noch die Sorge wegen der Verletzung der Aufsichtspflicht. Wir waren beide noch minderjährig. Aber da wir nur den einen Grund verfolgten – zusammen sein zu dürfen – versprachen wir hoch und heilig, uns zu benehmen und keinen Mist zu bauen, der unseren Eltern zum Verhängnis werden konnte. Und sie versprachen uns Hausarrest auf Lebenszeit, wenn wir ihnen auch nur den geringsten Grund lieferten, ihre Entscheidung zu bereuen.
    Wir verbrachten einen klasse Sommer. Südfrankreich und Griechenland brauchten wir gar nicht, wir hatten Sonne und Wärme satt. Nur selten regnete es – wenn es kräftig gewitterte. Danach wurde es wieder schön. Wir gingen beinahe jeden Tag schwimmen. Manchmal sogar nachts. Möglichkeiten hatten wir genug: Freibad, Seen, Fluss oder Kanal. Wir waren braun gebrannt wie Schnitzel. Leif und die Jungs hatten einen Riesenspaß dabei, von viel zu hohen Brücken zu springen oder in die unberechenbaren Fluten des Flusses, der durch unsere Stadt lief.
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