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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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Prinzessinnen, eingekerkert in Särge und Grabstätten?
    Sie liegen voll der Erwartung in jenem dunklen Raum, in Erwartung des Menschen, der sie entdecken wird,
    stehlen wird, gefangen nehmen wird, ihre Körper für sein Eigentum halten wird.
    In diesen dunklen Korridoren existieren alle Arten der Sünde. Er sorgt sich um seine Besitztümer. Er weiß nur, wie man besitzt.
    Er macht sie zu einer Mumie, ihr Herz in einem Krug.
    Er nimmt ihr Blut, ihre Knochen, ihren Kiefer.
    Er schließt sie in ein Grab.
    Wenn die anderen Männer sie entdecken, ist sie eine staubige Reliquie, nur eine Schachtel voller Knochen.
    Sweeney las das Gedicht noch einmal. Es hatte etwas Besonderes, das sie ansprach. Die Aussage war etwas schwierig auf den Punkt zu bringen, aber sie vermutete, dass Karen über die Mumien geschrieben hatte, die von Abenteurern wie Lord Carnarvon entdeckt worden waren. Sie fühlte mit den Mumien, die ihrer Organe beraubt und in den Grabstätten eingekerkert wurden. Ihre Freunde hatten Recht. Sie musste depressiv gewesen sein, um so ein Gedicht zu schreiben. In den Zeilen schwang eine latente Gewalt mit, die Sweeney einfach nicht mehr aus dem Kopf ging, auch dann nicht, als sie sich wieder den restlichen Dingen in dem Karton zuwandte.
    Sie durchstöberte Postkarten und Taschenbücher, bis sie schließlich auf dem Boden der Box ein dünnes Skizzenbuch fand. Auf dem Etikett stand Karens Name.

    Die ersten paar Skizzen darin zeigten eine schlafende Katze, eine gut getroffene Hand und das Porträt einer Frau. Die Zeichnungen waren nicht schlecht, die Hand war an den richtigen Stellen schattiert, und bei der Frau - bei der es sich Sweeneys Gefühl nach um die Mutter von Diana und Karen handeln musste - stimmten die Proportionen, außerdem war sie hübsch anzusehen.
    Aber es waren die letzten paar Zeichnungen, die Sweeney dazu brachten, aufzuspringen und nach ihren Autoschlüsseln zu greifen. Sie stellten einen nackten Mann dar, der über eine Schulter zurückschaute, seine Rückenmuskeln waren klar herausgearbeitet, in seinem Gesicht lag ein abwesender Blick.
    Obwohl sie die Grundzüge der männlichen Anatomie eingefangen hatte, war Karen nicht gut genug gewesen, um die Muskeln echt wirken zu lassen. Aber sie hatte genug Talent bewiesen, dass Sweeney sein Gesicht wiedererkennen konnte.
    Es war ein noch sehr junger Fred Kauffman.

32
    »Erzählen Sie mir von Martin McMaster«, sagte Quinn im Befehlston zu Denny Keefe. Berichten Sie mir, wie er Sie dazu überredet hat, es zu tun.«
    Denny Keefe saß schweigend und mit eingesunkenen Schultern im Verhörzimmer, seine Hände lagen vor ihm auf dem Tisch. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, entgegenete er. »Ich kenne diesen Martin McMaster nicht. Ich habe ihn nie getroffen.«
    »Sie mussten ihn ja auch gar nicht treffen. Ihr Cousin Vinnie Keefe war der Mittelsmann. Alles, was Sie tun mussten, war, ihm zu sagen, wann die Mitarbeiterversammlung stattfand. Und Sie mussten mit ihm die Details des Raubüberfalls absprechen, damit McMasters Männer sich ans Werk machen konnten.«
    »Ich kann nur wiederholen, dass ich keine Ahnung habe, wovon Sie sprechen. Ich habe Vinnie seit Jahren nicht gesehen. Wir gehören nicht zu diesen Familien, die sich nahestehen. Ich bin selbst zusammengeschlagen worden, die haben mich fast umgebracht. Sie können sich gar nicht richtig vorstellen, in was für einer Lage ich gesteckt habe, oder?« Er sprach in flehendem Tonfall, und für einen Moment fragte sich Quinn, ob er eine falsche Spur verfolgte. Aber dann sah er etwas in Keefes Augen, das ihm schlagartig klarmachte, was passiert sein musste.

    »Sie wurden tatsächlich zusammengeschlagen. Ich denke, das war Teil der Inszenierung, um die ganze Sache authentisch aussehen zu lassen. Es hat auch funktioniert. Niemand hat Sie verdächtigt, weil Sie so brutal verdroschen worden sind. Ich denke nicht, dass dieser Teil mit dem Plan übereingestimmt hat. Zumindest nicht mit Ihrem Plan. Meiner Meinung nach wollten die Typen, die den Raubüberfall durchgeführt haben, dadurch verhindern, dass der Schwindel auffliegt. Oder, was wahrscheinlicher ist, sie wollten Ihnen Angst einjagen. Vermutlich um Ihnen zu zeigen, dass Ihr Leben in ihren Händen liegt und sie bis zum Äußersten gehen würden, falls Sie es je wagen sollten, jemandem von Ihrer Rolle bei der Sache zu erzählen.« Als er die Worte ausgesprochen hatte, wusste er, dass er richtig lag.
    Aber Keefe, der mit einem Mal verängstigt dreinblickte,

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