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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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mittlerweile als sein Zuhause betrachtete. Es war seine Mission, seine Bürde, die Schätze in diesem Gebäude zu verteidigen - koste es, was es wolle. Er würde alles dafür tun, dass diesen wunderbaren Sammlungen nichts zustieß, nie wieder.
    Er ging nach oben in den zweiten Stock und nahm sich einen Moment Zeit, um eine Reihe gerahmter Fotografien zu betrachten,
die an einer Wand lehnten. Er befand sich in jenem Bereich, wo in Kürze die Ausstellung der rothaarigen jungen Frau stattfinden würde. Auf dem ersten Schwarzweißfoto saß ein kleines Mädchen auf einem Bett und starrte zur Decke hinauf. Ein weiteres Bild zeigte eine Frau im Sarg.
    Es handelte sich, so vermutete er zumindest dem Titel der Ausstellung nach, um Fotografien von Toten. Er betrachtete ein paar weitere davon und machte sich dann auf den Weg in den nächsten Raum, wo die Wände mit Fotos von Grabsteinen dekoriert waren. Er mochte Grabsteine seit jeher. Damals, als er noch mit April zusammen gewesen war, unternahmen sie manchmal Wanderungen über die Friedhöfe in Waltham, dem Ort, in dem Aprils Mutter lebte. April hatte sich manchmal angesichts der vielen Gräber gegruselt, ihm hingegen hatte es stets gefallen, die Inschriften auf den Steinen zu lesen.
    Ihm kam der Gedanke, dass er mit den Toten auf den Fotografien etwas gemeinsam hatte. Manchmal fühlte er sich innerlich genauso tot, wie sie es waren, obwohl er nach außen hin lebendig wirkte.
    Seit jenem Tag, an dem April ihn verlassen hatte, war dieses Gefühl nicht mehr verschwunden. Innerlich tot. Anfangs war er von seinen Töchtern gefragt worden, warum er sich mit niemandem verabreden wollte und weshalb er nicht in Lokale ging, wo er eine nette Frau in seinem Alter kennen lernen könnte. Eine Frau, die für ihn kochte und die er lieben könnte. Er hatte ihnen versichert, dass er ohne Partnerin glücklich sei, dass es ihm gefiel, allein zu leben. Aber in Wahrheit befürchtete er, einer Frau nicht genug von sich geben zu können. Er fühlte sich so leer.
    Er löschte die Lichter im zweiten Stock. Dann ging er ein Stockwerk tiefer und tat dasselbe in der ersten Etage. Schließlich machte er sich auf den Rückweg ins Erdgeschoss und begann routiniert mit dem Abschließen. Erst schaltete er die Alarmanlagen ein und überprüfte systematisch alle Galerien,
die Toiletten, jeden Winkel, in dem sich jemand verstecken könnte. Ein einziges Mal, vor etwa fünfzehn Jahren, hatte sich ein Mann in der Herrentoilette versteckt. Er hatte gewartet, bis alle gegangen waren, und dann ein Bild aus dem Rahmen geschnitten. Doch noch auf dem Weg hinaus war er aufgegriffen worden, da er den stummen Alarm am Haupteingang ausgelöst hatte.
    In den beinahe dreißig Jahren, die er nun als Sicherheitsbediensteter arbeitete, hatte Denny viele organisatorische Änderungen im Museum miterlebt. Als er angefangen hatte, war die Sicherheit hauptsächlich durch die Wächter gewährleistet worden, die ein wachsames Auge auf die Kunstwerke hatten. Die Hauptverantwortung hatte bei Denny und seinen Kollegen gelegen - abgesehen von den Türschlössern und der Alarmanlage -, und sie konnten viele Diebstähle vereiteln. Nicht die großen organisierten Raubzüge, aber die kleinen Verbrechen. Sie hatten ein Auge auf Schulkinder, die versuchten, Graffiti auf Gemälde zu sprühen, oder verhinderten Diebstähle einzelner kleiner Kunstgegenstände.
    1979 war dann mit einem Mal alles anders geworden. Logischerweise. Denny ging nach unten, um einen letzten schnellen Blick in den Keller zu werfen, und verharrte für eine Minute in der Dunkelheit. Er lauschte dem Summen und Rattern der Maschinen unter dem Gebäude, den Brennöfen und Wasserboilern. Und er dachte an jenen Tag im November zurück, an dem er auf dem kalten Steinboden gelegen hatte, gefesselt und schwer verwundet, in der Hoffnung, dass ihn da unten jemand entdecken würde. Seit ein paar Wochen suchten ihn diese Erinnerungen wieder häufiger heim. Er erinnerte sich nur allzu gut an das Brennen der kratzigen Fesseln auf seiner Haut, bis seine Handgelenke taub geworden waren. Das Atmen hatte ihm Schmerzen bereitet, da seine Rippen gebrochen waren, und als er nach unten gesehen hatte, war Blut aus seiner zerschmetterten Nase geströmt. Doch das hatte er damals nicht
gewusst, er hielt es für Blut aus seinem Mund und dachte, sterben zu müssen. Genauso war es doch in den Filmen, bevor die Opfer starben, lief ihnen Blut aus dem Mund.
    Es war seltsam, dass die Erinnerungen gerade

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