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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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für eine Weile ins Krankenhaus. Ich bin ja der Meinung, dass das der Grund ist, warum Willem ihn immer noch hier arbeiten lässt. Denny brauchte eine Zeit, um mit dem Überfall klarzukommen. Seine Frau hat ihn deswegen verlassen. Ich glaube sogar, Willem gibt sich die Schuld, dass so etwas überhaupt passieren konnte. Obwohl - erst vor kurzem hat er davon gesprochen, ihn vielleicht doch zu entlassen. Aber dann sagte er: »›Möge Gott verhindern, dass hier noch einmal eingebrochen wird.‹« Tad stand plötzlich die Angst ins Gesicht geschrieben. »Bitte erzähl das niemandem.«
    »Nein, natürlich nicht. Eine Praktikantin war damals auch anwesend, nicht wahr?«
    Tad blickte auf. »Ja, Karen. Sie arbeitete in einem der Studierzimmer und hatte die Tür offen gelassen. Mit ihr sind sie weniger hart umgesprungen als mit Denny, aber sie wurde gefesselt und hatte wohl ziemliche Angst auszustehen. Sie …« An dieser Stelle verstummte er und ließ den Rest ungesagt.
    »Soviel ich weiß, hatte sie sich mit dem Kollier beschäftigt.« Sweeney war gespannt auf seine Reaktion.

    »Davon weiß ich nichts.« Seine Stimme klang neutral. »Das alles passierte vor langer Zeit.«
    »Sind die vermissten Stücke denn nie wieder aufgetaucht?«
    »Aus dem Diebstahl? Nein. Die Universität hat vor einigen Jahren sogar einen Privatdetektiv engagiert, dabei kam heraus, dass eine organisierte Verbrecherbande am Werk war. Vielleicht dieselben Täter wie im Gardner Museum.« Der Einbruch ins Isabella Stewart Gardner Museum war legendär. Diebe hatten im Jahre 1990 Gemälde im Wert von mehr als 250 Millionen Dollar entwendet, darunter bekannte Werke von Rembrandt und Vermeer. Zweifelsohne der größte Kunstraub der Geschichte. Sweeney war damals noch zur Schule gegangen. Sie erinnerte sich aber gut daran, welchen riesigen Wirbel die Tat in Boston ausgelöst hatte.
    Die Beutestücke aus dem Gardner Museum waren von zwei Dieben, die Polizeiuniform trugen, weggeschafft worden. Zuvor hatten sie die Museumswärter dazu gebracht, ihnen die Türen zu öffnen. Lange war das Gerücht herumgegangen, der Gardner-Raub sei die Arbeit von Kriminellen mit Verbindungen zur IRA. Das FBI fand dafür aber nie Beweise, und die Bilder waren bis heute verschwunden.
    »Hat irgendjemand im Museum eine Vermutung geäußert, wer die Diebe gewesen sein könnten?«
    »Nicht wirklich. Zuerst ging die Polizei davon aus, jemand von den Museumsangestellten habe den Tätern Informationen zugespielt. Aber dann stellte sich heraus, dass auch Leute von außerhalb von der Personalkonferenz wussten, und deshalb haben sie diese Spur wohl nicht weiterverfolgt.« Er entfernte sich ein paar Schritte von ihr. »Mein Auto steht dort drüben, also bis dann...«
    »Ja, klar, danke.« Sie verspürte mit einem Mal das Verlangen, ihn danach zu fragen, ob er Karen Philips näher gekannt hatte, aber stattdessen beobachtete sie nur, wie er davonging. Tad hatte etwas an sich, das einen Mitleid mit ihm empfinden
ließ. Er war zu sehr darauf versessen, es den anderen recht zu machen und seine eigenen Wünsche und Ziele dafür in den Hintergrund zu stellen. Ob Fred mit seiner Geschichte über Tads kranke Frau zu Hause Recht gehabt und Tad deswegen seine akademische Karriere aufgegeben hatte?
    Aber dann fragte Sweeney sich, wie wohl ihr eigenes Leben auf jemanden wirken würde, der ihre Vergangenheit nicht kannte. Wir alle sind große Rätsel für unsere Mitmenschen, dachte sie. Sehr große Rätsel.

10
    Denny Keefe legte Schalter für Schalter der langen Reihe um, die die Stromzufuhr zu den Lichtern im Untergeschoss steuerte. Er beobachtete die Neonlampen, wie sie ein letztes Mal müde aufflackerten und dann erstarben. Die Galerien lagen nun in kompletter Dunkelheit, abgesehen von der schwachen Beleuchtung der Kameras, die anzeigte, dass das Alarmsystem eingeschaltet war - bereit, einen möglichen Eindringling zu filmen.
    Als seine Töchter noch klein gewesen waren, hatten sie ein bestimmtes Buch heiß und innig geliebt. Es handelte von einem Jungen, der bei einer Art Unfall flach gepresst worden war. Dadurch begünstigt, meldete er sich freiwillig für den Wachdienst in einem Museum. Er versteckte sich in einem Bild und ertappte dann einen Dieb, der die Kunstschätze des Museums stehlen wollte. Die Kameras erfüllten in Dennys Fall einen ähnlichen Zweck. Sie ermöglichten ihm, das Museum zu beobachten und darauf zu achten, dass sich nichts Ungewöhnliches an jenem Ort ereignete, den er

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