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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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schlug den G lobe auf, um den Bericht über den versuchten Diebstahl zu lesen. Willem wurde zitiert; er verkündete, Olga habe offensichtlich den Raub eines Objekts von unschätzbarem Wert verhindert und es täte ihm sehr leid, dass sie dafür mit ihrem Leben hatte bezahlen müssen. Quinn wurde ebenfalls zitiert, er sprach davon, dass die Polizei derzeit Zeugen befragte und er sich über Unterstützung vonseiten der Öffentlichkeit sehr freuen würde. Die üblichen nichts sagenden Floskeln.
    Sweeney wusste von den Überwachungskameras, die an zahlreichen Stellen im Museum angebracht waren. Vermutlich existierte von sämtlichen Personen, die das Gebäude durch den Haupteingang betreten hatten, ein Bild. Warum also nicht auch vom Mörder? Sweeney war sicher, dass Quinn bereits im Besitz einer vollständigen Gästeliste war. Trotzdem zog er es vor, den Anschein zu erwecken, die Polizei tappe völlig im Dunkeln.

    Ian griff nach dem Globe und las den Bericht.
    »Verwundert es dich nicht, dass jemand versucht hat, den Kanopenkrug während einer Ausstellungseröffnung zu stehlen?«, fragte Sweeney. »Woher soll er oder sie denn gewusst haben, dass nicht genau in jenem Moment ein Wachmann oder jemand anders hereinplatzt?«
    »Nun ja, zumindest hat er schon mal ein Problem gelöst, mit dem sich jeder Kunstdieb konfrontiert sieht: Er hat sich Zugang verschafft. Da das Museum geöffnet hatte, musste er nicht einbrechen.« Sie wusste, dass Ian sich mit Sicherheitsvorkehrungen sehr gut auskannte, da er in seinem Auktionshaus ein Sicherheitssystem zum Schutz der Wertgegenstände hatte installieren müssen.
    »Dein Polizist ist ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte«, sagte Ian nach einer Pause. »Anders, als du ihn beschrieben hast. Ich hatte ein Bild im Kopf, das ihn eher … ich weiß nicht, als Cop zeigt, wenn du verstehst, was ich meine.« Sweeney verstand nicht, aber sie war immer noch sauer auf Quinn.
    Deshalb sagte sie: »Er hat ein sehr nettes Kindermädchen, ich glaube, sie stammt aus Ruanda. Jedenfalls hat sie Französisch gesprochen. An einer Gesichtsseite hat sie eine lange Narbe.«
    Ian legte die Zeitung weg. »Dort wurde mit Macheten gekämpft.«
    »Ja.«
    Sie schwiegen für einen Moment, dann zog Ian Sweeney zu sich hinüber. Sie atmete tief ein. Er roch nach Mann, nach Salz und Kaffee.
    »Hast du schon mal über London nachgedacht?«
    Sie spürte, wie sich ihr Körper unwillkürlich versteifte. Zuerst zog sie in Erwägung, einen Witz zu machen und zu sagen, sie würde oft an London denken, aber dazu war wohl nicht der rechte Zeitpunkt. Also blieb sie einfach stumm und umarmte
ihn fester, als könne sie die Frage dadurch wie einen Luftstoß aus dem Raum vertreiben.
    Er ließ sie gewähren, drückte ihren Rücken an sich. Ihre Hand rutschte hinunter zu seinen Hüften, wo sie kleine Kreise beschrieb, und wanderte dann noch ein Stückchen tiefer, bis sein Verlangen gestillt werden wollte.
     
    Sweeney fühlte sich das ganze Wochenende über ausgelaugt und ziellos. Ihre Arbeit für die Ausstellung war beendet, und bis zum Januar, wenn sie wieder unterrichten würde, gab es für sie nichts zu tun. Sie hatte ihre Planung so angelegt, um Zeit für Recherchearbeiten zu haben, da sie ein neues Buch über Grabbeigaben rund um die Welt plante. Aber nun bereute sie, dass so viele leere Monate vor ihr lagen.
    Ian und sie verbrachten Samstag und Sonntag damit, ihren Freunden, die von dem Mord gehört hatten und sich versichern wollten, dass es Sweeney gut ging, am Telefon sämtliche Fragen zu beantworten. Toby war fast ein bisschen enttäuscht, dass er vor dem großen Ereignis gegangen war. Er besuchte die beiden noch am Samstagnachmittag und blieb schließlich zum Abendessen. Sweeney verspürte eine seltsame Eifersucht angesichts der Tatsache, dass sich die beiden Männer lebhaft unterhielten, während sie ihre hausgemachten Spaghetti Carbonara verschlangen. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie ihnen die Freundschaft nicht gönnte. Im Gegenteil, es machte ihr Leben viel einfacher, wenn sich die beiden gut verstanden, aber diese Geselligkeit gab ihr das Gefühl, gefangen zu sein.
    »Du wirkst sehr aufgewühlt«, sagte Toby, als sie ihn zu seinem Auto begleitete. Sein lockiges, schwarzes Haar war in der feuchten Luft noch stärker gekräuselt als gewöhnlich, und seine Brille rutschte in regelmäßigen Abständen in Richtung Nasenspitze. Sie beobachtete ihn dabei, wie er sie jedes Mal wieder hochschob, und lächelte.

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