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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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ihn einen Moment lang und fragte dann: »Geht es dir gut?«
    Quinn drehte sich um, damit Ellie sein Gesicht nicht sehen konnte, und beschloss, Sweeneys Frage zu ignorieren. »Was ist dir aufgefallen, als du dazugestoßen bist? Woran erinnerst du dich?«, wollte er wissen.
    Sie trat neben den Schrank und sagte: »Ich erinnere mich, dass mir als Erstes das Blut aufgefallen ist. Was ja auch logisch ist, nicht wahr? Schließlich hatte Jeanne mir bereits gesagt, dass Olga etwas zugestoßen war, also habe ich vermutlich Derartiges erwartet. Und wie ich dir schon gesagt habe, lief das Blut in Strömen aus der Wunde.«
    »Du hast sofort bemerkt, dass der Verschluss gestohlen worden war, richtig?«
    »Ja. Zuvor waren es vier gewesen - es sind immer vier -, und als ich zu dem Krug hinsah, waren nur noch drei da.«
    »Und du bist dir sicher, dass sonst niemand hier unten war?« Ihm war plötzlich der Gedanke gekommen, dass der Dieb sich womöglich im Keller versteckt gehalten hatte und erst in dem Durcheinander, das nach dem Auffinden der Leiche herrschte, verschwunden war.
    »Ziemlich sicher. Ich glaube, ich hätte es gespürt, wenn er noch hier gewesen wäre, wenn du verstehst, was ich meine. Allerdings war ich sehr aufgeregt, und vielleicht habe ich deshalb nicht alles wahrgenommen.«

    »Nachdem du die Leiche gesehen hattest, seid ihr beide, du und Miss Ortiz, nach oben gegangen, richtig?«
    »Ja.«
    »Ich versuche herauszufinden, ob der Schauplatz des Verbrechens verändert worden ist. Sieht alles noch ganz genauso aus wie zuvor?«
    Sie stand da, und er konnte sehen, wie sie die Details eines nach dem anderen durchging. Der Schrank, das zersplitterte Holz, die drei Verschlüsse auf dem Krug. »Es sieht genauso aus«, sagte sie schließlich.
    »Danke. Du bist also nach unten gegangen, um die Toilette aufzusuchen?«
    »Ja. Die im Erdgeschoss war besetzt. Ich bog gerade um die Ecke«, sie zeigte in Richtung Treppenhaus, »und sah plötzlich Jeanne da stehen.«
    »War ihr Schock deiner Meinung nach echt?« Er fühlte Ellies missbilligenden Blick im Rücken. Er wusste, was sie dachte: Sweeney war eine Zeugin. Warum fragt er sie nach ihrer Einschätzung einer anderen Zeugin?
    Sweeney sah ihm in die Augen, und er war sich sicher, dass sie wusste, was er dachte. »Meinst du...? Ich denke, sie war aufgeregt. Daran besteht kein Zweifel. Obwohl...« Sie verstummte, und er fühlte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.
    »Ja?«
    »Sie war so aufgeregt, dass es fast schon übertrieben wirkte. Weißt du, was ich damit meine?« Sie erzählte ihm davon, was ihr spontan durch den Kopf geschossen war, nachdem sie Jeanne entdeckt hatte. »Vielleicht bin ich zu abgeklärt, was Mordfälle angeht. Aber sie kannte Olga kaum, und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass ihr Willems Kanopenkrug besonders am Herzen lag. Also warum regte sie sich so auf?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, es kam mir eben ein bisschen seltsam vor.«

    Er wusste, dass er ihr noch andere Fragen stellen sollte, aber plötzlich war er zu müde, um sich daran zu erinnern. »Also dann mach dich mal auf den Heimweg. Wir bleiben in Verbindung.«
    »Okay«, sagte sie und blickte ihn aufmerksam an. »Wir sprechen uns bald?«
    Er nickte, wobei er versuchte, gleichgültig auszusehen, und wandte sich ab, als sie mit Ellie in den Aufzug stieg. Er konzentrierte sich auf das Geräusch der Türen und dann auf den brummenden Ton des aufsteigenden Fahrstuhls.
    Plötzlich kam ihm der Keller riesig vor, hallenartig und still, und er starrte auf den Krug. Woraus, hatte Keane gesagt, würde er bestehen? Alabaster. Das Mineral schimmerte leicht im dämmrigen Licht. Laut Sweeney hatte man ihn zur Aufbewahrung von Organen verwendet, und es kam ihm in den Sinn, dass sie sich vielleicht immer noch darin befanden. Der Aufzug brummte wieder, und er hörte die Türen aufgehen und dann Ellies Schritte.
    »Das trifft sich ja gut, dass du sie kennst.« Etwas in ihrer Stimme ließ ihn an eiskalte Limonade denken.
    Quinn drehte sich um und blickte in ihre riesigen blauen Augen; er konnte in ihrem Gesicht lesen, was sie vermutete. Und er verdiente es. Er verdiente alles, was sie ihm jetzt sagen wollte, das wusste er. Am liebsten hätte er sich entschuldigt und zugegeben, dass er eifersüchtig und verunsichert gewesen war - seit jenem Moment, als Ian Ball erwähnt hatte, dass Sweeney ihn nach London begleiten solle. Er wollte ihr von Maura erzählen, von Megan, von allem. Aber natürlich

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