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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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etwas Erfahrung in diesen Dingen, und ihre Eindrücke sind vermutlich wertvoll für uns. Aber nehmt den Aufzug, damit keine Spuren verwischt werden.«
    Diese Vorgehensweise war ungewöhnlich, und das wusste er durchaus. Ellie sah ihn an, als wollte sie einen Kommentar abgeben, nickte dann aber nur und machte sich auf den Weg. Er verließ Keanes Büro ebenfalls und nahm den Lift nach unten, wobei er versuchte, wieder klare Gedanken zu fassen. Seine Konturen spiegelten sich in den Stahltüren. Mit einem Hemdzipfel wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht. Es war wirklich verdammt heiß. Und der Aufzug schien keine Klimaanlage zu haben.
    Sweeney wiederzusehen hatte ihm ganz schön zugesetzt. Er hatte sich mies gefühlt, weil er sie bei ihrem Besuch vor ein paar Wochen so abfällig behandelt hatte. Aber er konnte nichts dagegen tun. Warum war er so gemein zu ihr gewesen? Er hatte versucht, es herauszufinden, aber die einzige Erklärung, die ihm einfiel, war die Tatsache, dass sie ihn nie zurückgerufen hatte. Im vergangenen Herbst, als sie beide aus Concord zurückgekommen waren, hatten sie ein paar Mal einen Kaffee zusammen getrunken, und er dachte... Was dachte er eigentlich? Er betrachtete sein verschwommenes Spiegelbild in der Aufzugtür. Sei ehrlich, Quinny. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, sie zu bitten, mit ihm auszugehen, erst mal nur zum Abendessen. Er hatte ihr so viel erzählen wollen, von seinem Englischkurs, von seiner Tochter - die vielen Worte, die Megan inzwischen sagen konnte. Bei einem Spaziergang durch Cambridge hatte er genau das Lokal entdeckt, in das er sie ausführen wollte, ein kleines Restaurant mit Kerzen auf den Tischen und einem Rosenstrauß auf einem Beistelltischchen neben dem Eingang. Es wirkte wie ein Ort, an dem man sich ungestört unterhalten konnte.
    Er hatte sie angerufen, um sie einzuladen, aber sie hatte nie auf seine Nachricht reagiert. Und dann war sie bei ihm zu Hause aufgetaucht und hatte jede Menge Fragen zu einem alten
Fall gestellt, nur um ihre persönliche Neugier zu befriedigen. Es war dumm von ihm gewesen, sie zum Essen ausführen zu wollen. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht?
    Der Aufzug öffnete seine Türen in einen kleinen Nebenraum der Galerie im Untergeschoss. Der Schrank befand sich in unmittelbarer Nähe, was Quinn auf die Idee brachte, nach Bandaufzeichnungen aus dem Aufzug zu fragen. Möglicherweise war der Mörder auf diesem Weg entkommen, obwohl er dann immer noch den Haupteingang hätte passieren müssen, um den Verschluss draußen wegzuwerfen.
    Quinn stellte sich neben den Schrank und inspizierte die Stelle, an der die Tote gelegen hatte. Die Untersuchungen am Tatort waren abgeschlossen, und Olga Levitchs Leiche war zur Autopsie gebracht worden. Dadurch wollte man die genaue Todesursache herausfinden. Quinn brauchte das Ergebnis nicht abzuwarten, er wusste, wie sie gestorben war. Sie war mit dem Verschluss erschlagen worden. Schädeltrauma, daraufhin Eintritt des Todes. Er konnte den Ablauf klar vor sich sehen: wie sich die gesichtslose Gestalt über den Schrank gebeugt hatte, genau in dem Moment, als die Putzfrau eingetreten war. Der Dieb, durch ihren Aufschrei aufgeschreckt, war herumgewirbelt und hatte ihr mit dem Verschluss in der Hand einen kräftigen Schlag auf den Kopf verpasst, sich blitzschnell umgedreht und war davongerannt. Den Verschluss hatte er überstürzt in einen Mülleimer auf der Hauptetage geschmissen, bevor er in der dunklen Nacht verschwunden war. Quinn kam ein neuer Gedanke. Es musste einen Komplizen mit einem Fahrzeug geben. Der Krug war nicht sehr groß - es war möglich, ihn in eine Tasche zu packen oder in einen Mantel zu hüllen, aber wenn man ihn zu lange mit sich herumtrug, würde man unweigerlich auffallen. Er machte sich eine gedankliche Notiz, mit dem Verkehrsdezernat abzuklären, ob an jenem Abend irgendwelche Fahrzeuge im Leerlauf aufgefallen waren.
    »Hey«, sagte Sweeney, als sie, gefolgt von Ellie, aus dem
Aufzug trat. Ihr langer, schwarzer Rock schleifte auf dem Boden, während sie auf ihn zukam. Ihre Arme waren voller Sommersprossen, ihr Gesicht ebenso, und im schwachen Licht des Kellers strahlte ihre Bluse blendend weiß.
    Er wollte sie schon anlächeln, da erinnerte er sich an Ellies Anwesenheit und sagte stattdessen betont geschäftsmäßig: »Ich hatte gehofft, du könntest mir sagen, ob alles noch genauso aussieht wie zu dem Zeitpunkt, als du die Leiche hier gesehen hast.«
    »Klar.« Sie beobachtete

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