Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
Vom Netzwerk:
Grund, dass er seine akademische Laufbahn nicht weiterverfolgt hat. Wahrscheinlich hätte er für jeden anderen Job umziehen müssen.«
    »Was fehlt ihr?« Sweeney war plötzlich neugierig auf Tads Leben.
    »Ich weiß es nicht. Sie hat irgendwas mit dem Herzen, glaube ich. Vermutlich ist sie eine von den Menschen, denen immer irgendetwas fehlt.«
    »Sie ist wohl ein Invalide. So werden diese Leute doch genannt.«
    »Ja, das stimmt. Ein Invalide«, wiederholte Fred mit einem gespielten britischen Akzent.
    Sie gingen zusammen in Richtung Büroräume und Aufzug.
    »Olga hatte überhaupt keine Familie, oder? Ich frage mich, ob es eine Totenmesse geben wird.«
    »Das wage ich zu bezweifeln. Wenn sie keine Verwandtschaft hatte. Außer das Museum organisiert etwas.«

    »Wir könnten es Willem vorschlagen«, sagte Sweeney. »Ich weiß, dass er Olga wirklich mochte.« Fred verdrehte die Augen, als sie Willem erwähnte, deshalb fragte sie: »Was denn?«
    »Ach, nichts.«
    Vermutlich ging es um die Potter-Jennings-Ausstellung. »Hat er vor, für dein Buch einen Empfang zu geben?«, fragte sie unschuldig.
    »Das wird sich zeigen.« Der Korridor war ziemlich dunkel, aber als sie zu Freds Büro kamen, wurde sein Gesicht plötzlich von dem grellen Sonnenlicht angestrahlt, das durch das Fenster am Ende des Ganges fiel. Als er sich Sweeney zuwandte, sah sie, dass seine Augen rot gerändert waren und er sich seit ein paar Tagen nicht mehr rasiert hatte.
    »Geht es dir gut, Fred?«
    »Was? Aber ja, natürlich. Es war nur alles so chaotisch hier. Wir hatten schrecklich viele Sicherheitskonferenzen, da die Systeme aufgerüstet werden sollen. Willem hat vor, diesen Ort in eine regelrechte Festung zu verwandeln. Und außerdem muss ich mich noch darum kümmern, ein halbwegs herzeigbares Buch fertigzustellen.«
    »Wird Lacey zum Erscheinungstermin etwas veranstalten?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Etwas in seinen Augen sagte ihr, dass sie besser keine weiteren Fragen stellen sollte. Hatten er und Lacey möglicherweise Probleme? Sie wirkten wie ein eingeschworenes Team auf Sweeney, aber sie kannte die beiden im Grunde genommen nicht besonders gut. Sie wusste, dass Fred in letzter Zeit sehr viele Abende im Museum verbracht hatte, aber sie hatte das damit erklärt, dass er an seinem Buch arbeitete.
    Als Sweeney sich um dreiviertel sechs auf den Weg zum Flannery’s machte, um Quinn und Ian zu treffen, war sie nervöser, als sie dachte. Ian hatte am Telefon erfreut geklungen.
    Der Central Square war voller Menschen. Es hatte immer noch über fünfunddreißig Grad, und Sweeney konnte spüren,
wie ihr unter dem Tanktop kleine Schweißtröpfchen über den Rücken liefen. In der Luft lag ein seltsamer Geruch, ganz so, als ob die Stadt die Düfte von Regen, Abwasser und Erdreich, die sonst unter der Oberfläche lagen, ausschwitzen würde. Das Flannery’s war ein eher schäbiger Pub. Die schummrige Beleuchtung wurde von alten Lampen mit grünen Schirmen erzeugt, die zu tief in den Gängen zwischen den verschlissenen, lederbezogenen Sitznischen hingen, sodass die Gäste sich regelmäßig ihre Köpfe daran stießen. Eine Zeitlang hatte Sweeney das Lokal regelmäßig aufgesucht wegen der irischen Musiksessions, die dort stattfanden, aber nun wurde ihr bewusst, dass sie schon seit Monaten nicht mehr hier gewesen war - vermutlich seit Ian bei ihr wohnte.
    Sie war früh dran, also bestellte sie einen Scotch, zahlte gleich und trank ihn schnell aus. Den zweiten orderte sie auf die Nummer ihres Tischs. Sie wollte ihn langsam trinken, damit Ian ihr keine Szene machen würde. Nach dem ersten Drink fühlte sie sich viel besser, und als Quinn um Punkt sechs den Pub betrat, begann sie sogar daran zu glauben, dass der Abend gut verlaufen würde. Sie mochte Quinn und wollte weiterhin mit ihm befreundet bleiben, und wenn er mit Ian gut auskäme, würde das alles sehr viel einfacher machen. Ian war schließlich ihr Freund. Er war ihr wichtig. Und er sollte Quinn kennen lernen. Hier und heute. Alles würde gut werden. Sie würde einen Weg finden, Ian davon zu überzeugen, in Boston zu bleiben. Sie würden sich prächtig mit Quinn verstehen. Alles würde gut werden.
    Quinn wirkte in seinen Khakishorts und dem grauen T-Shirt, als sei er zum Pub gejoggt. Seine glänzende Stirn verstärkte diesen Eindruck. Sweeney war plötzlich froh, dass sie nicht heimgegangen war, um sich umzuziehen. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, aber nachdem Ian vermutlich einen seiner

Weitere Kostenlose Bücher