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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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Packung Aspirin aus dem Regal über der Spüle und goss ihr ein Glas Wasser ein. Sie löste zwei Tabletten auf und lehnte sich, als sie ausgetrunken hatte, gegen die Arbeitsplatte. »Ich fühle mich beschissen«, sagte sie, »aber ich kann nicht schlafen.«
    »Ich auch nicht.« Er betrachtete sie, und ihr fiel auf, dass er ängstlich wirkte.
    »Es tut mir leid. Ich werde das nicht noch mal machen. Du hast Recht, ich trinke wirklich zu viel.«
    Er stand auf und kam zu ihr herüber, und sie lehnte sich an ihn. So standen sie eine Weile da, ihr Gesicht an seine Wange geschmiegt. »Ich liebe dich wirklich«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »ganz sicher.«
    Sein Mund war ganz dicht an ihre Ohrmuschel gepresst, als er so leise, dass sie es sonst gar nicht gehört hätte, antwortete: »Ich liebe dich auch.«
    Dann löste er sich von ihr und durchquerte das Wohnzimmer. Schließlich kam er mit seiner Aktentasche zurück. »Diese hier habe ich gestern bekommen«, sagte er und nahm einen dünnen Umschlag heraus. »Es sind Tickets nach Mexiko. Fünf Nächte in der besten Hotelanlage vor Oaxaca City, wo man den ›Tag der Toten‹ von seiner schönsten Seite erlebt, und danach drei Nächte in einer Jugendherberge deiner Wahl. Ich verstehe zwar nicht, warum du zum Ausgleich unbedingt an so einen Ort möchtest, aber bitte …«
    Sie trat auf ihn zu und umarmte ihn.

    »Also wirst du mich begleiten?«, flüsterte er.
    Und obwohl sie nicht sicher war, worauf sich seine Frage wirklich bezog, hauchte sie: »Ja«, und lehnte sich zurück, um ihn anzusehen. »Ich werde mitkommen.«

22
    Lacey war noch wach. Fred bog in die Einfahrt und blieb für ein paar Minuten im Auto sitzen. Er beobachtete das erleuchtete Küchenfenster. Es war kurz vor Mitternacht, und alle Häuser in der Straße waren dunkel bis auf dieses eine gelb scheinende Rechteck. Es zog ihn an und hielt ihn gleichzeitig im Auto zurück. Was sollte er ihr sagen? Er hatte gehofft, sie würde bereits schlafen. Dann hätte er ins Bett schlüpfen, sich an ihren Rücken lehnen und ihre gemurmelte Frage, wo er so lange gewesen sei, mit einem geflüsterten »In der Arbeit, alles gut, schlaf weiter« beantworten können.
    Aber dafür kannte ihn Lacey zu gut. In den letzten Tagen hatte er sie dabei ertappt, wie sie ihn beobachtete. Von da an war ihm klar gewesen, dass sie mitbekommen hatte, dass etwas nicht in Ordnung war. Wie zum Beweis dafür, es zu wissen, schwieg sie. Sie spürte, dass es etwas Schlimmes war und dass er sich davor fürchtete, es anzusprechen. Lacey war ein warmer, offener Mensch, aber leider konnte sie nicht mit Konflikten umgehen. Als sie damals den Anruf erhalten hatten, dass ihre Mutter gestorben sei, hatte Fred sie fast auf dem Sofa festnageln müssen, um ihr die Einzelheiten mitzuteilen. Sie hatte sich wie ein Kind mit den Händen die Ohren zugehalten, als könnte sie es dadurch ungeschehen machen.
    Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten. Oh, Lacey. Was sollte er nur tun?

    »Hi«, sagte er, als er durch die Hintertür trat. »Ich dachte, du schläfst schon.«
    Ihr offenes Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern. Sie sah ihn an, ohne ihm in die Augen zu schauen, als sie sagte: »Du dachtest, ich schlafe schon? Warum dieser Gedanke? Du hast mir weder gesagt, dass du so spät kommen würdest, noch bist du ans Handy gegangen. Ich dachte, du wärst tot!«
    Sie hatte geweint. Er las in ihrem Gesicht, dass sie wirklich geglaubt hatte, ihm sei etwas zugestoßen. Dieser Blick berührte ihn mit einem Mal so tief, dass er sie umarmte und beinahe selbst zu weinen anfing. »Meine Lace, es tut mir so unendlich leid. Ich hätte anrufen sollen. Es ist gut, alles ist gut.« Was natürlich nicht stimmte.
    Sie schob ihn weg und ging zur Spüle, wo sie das Wasser aufdrehte, es wieder zudrehte und sich schließlich zu ihm umwandte. »Wo warst du? Erzählst du es mir?«
    Er setzte sich an den Tisch und legte den Kopf in die Hände. »Nein, weil ich dich nämlich nicht anlügen möchte.«
    »Dann lüg doch einfach nicht!« Ihre laute Stimme überraschte ihn. »Sag’s mir, Freddy, was ist los? Hast du eine Affäre?«
    »Nein, das ist es nicht...« Was wollte er ihr überhaupt sagen? »Liebst du mich, Lacey?«
    »Natürlich liebe ich dich«, entgegnete sie trotz ihres Ärgers, ohne zu zögern, was ihm Hoffnung machte. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, die richtigen Worte für seine Erklärung zu finden.
    »Nun, ich muss mir sicher sein, dass du mich liebst. Du

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