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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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brauche?«
    »Weil meine Frage nun mal nicht lautet, ob du mir einen Teppich abkaufen möchtest. Sie lautet vielmehr, ob du mich liebst. Ob du mit mir nach London gehen möchtest. Aber allmählich ahne ich, wie deine Antwort lauten wird.«
    »Was soll das bitte heißen?«

    Er zog die Augenbrauen hoch.
    Sie blieb stehen und sah ihn an. »Willst du damit sagen, dass du glaubst, ich liebe dich nicht?«
    »Ich sage damit, dass du dich nicht so verhältst, als würdest du mich lieben. Ich weiß nicht, was du denkst. Die ganze Zeit über rede ich mir ein, dass du noch nicht über Colm hinweg bist, dass du noch mehr Zeit brauchst, um ihn zu überwinden, und dass du letztendlich bereit sein wirst, wenn ich nur genug Geduld aufbringe. Aber ich bin es leid zu warten.« Er lief vorneweg und ließ sie einfach unter dem Ahornbaum am Ende der Straße stehen.
    Sie begann zu rennen und erreichte ihn vor ihrem Haus. Im Dämmerlicht wirkte das Gebäude mit einem Mal alt und trist. Vielleicht bedurfte es wirklich einer Renovierung. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie heruntergekommen es mittlerweile war. Sie starrte an der Fassade hoch und spürte die Wirkung der Drinks. Ihr wurde leicht übel, daher schloss sie für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stand Ian vor ihr.
    »Ich mag es nicht, wenn du mich anschreist«, sagte sie. »Es gibt mir das Gefühl, ich sei ein schlechter Mensch.« Er wurde rot, und sie trat einen Schritt zurück, um wieder sicheren Stand zu bekommen, wobei sie etwas stolperte. Plötzlich drehte sich alles, und sie schloss wieder die Augen, aber das machte es nur schlimmer.
    »Ich mag es nicht, wenn du so viel trinkst«, konterte er. »Es scheint dir in der letzten Zeit zur Gewohnheit zu werden.«
    Es hätte keinen Sinn gehabt, ihm weismachen zu wollen, dass sie nur ein oder zwei Bier getrunken hatte, denn mit einem Mal wurde ihr speiübel. Sie drängte sich an ihm vorbei, rannte die Treppe hinauf und durchwühlte ihre Tasche nach den Schlüsseln. Das Apartment war dunkel, und sie stolperte über etwas auf dem Boden des Flurs, bevor sie ins Bad stürzte und zu Boden sank. Sie war sich sicher gewesen, dass sie sich übergeben müsste, aber das Gefühl der kalten Fliesen an ihrer
Wange beruhigte ihren Magen. Sie schloss die Augen und ließ sich einen Moment lang treiben, bevor sie Ians Stimme aus der Dunkelheit hörte.
    »Ist dir schlecht?«
    »Nein«, beruhigte sie ihn. »Ich glaube nicht.«
    Er half ihr auf die Beine. »Du willst doch nicht etwa hier drin einschlafen?«
    Sie ließ sich ins Schlafzimmer führen, wo er ihr das Tanktop über den Kopf streifte und die Jeans auszog. Sie kroch in BH und Slip unter die Bettdecke, mittlerweile pochte es in ihrem Kopf. An ihren Rücken drückte sich etwas Warmes, und als sie ihre Hand zu der Stelle bewegte, fühlte sie das Fell des Generals. Er hatte sich an ihrer Seite eingerollt, und sein Schnurren klang viel zu laut, wie ein Presslufthammer in dem stillen Raum.
    »Wenn du willst, dass ich ausziehe, dann ziehe ich aus«, sagte Ian plötzlich. Er setzte sich neben sie aufs Bett und strich ihr das Haar aus der Stirn.
    Sie wandte sich zu ihm und versuchte, ihn mit ihrem Blick zu fokussieren, aber in der Dunkelheit war er nur ein Schatten. »Oh nein. Das will ich ganz bestimmt nicht«, hörte sie sich sagen und fühlte, wie er erneut ihre Haare streichelte. Dann spürte sie, wie sie langsam in einen dunklen, erlösenden Schlaf hinüberdriftete. Sie versuchte dagegen anzukämpfen, zwang sich, die Augen wieder zu öffnen und sich aufzusetzen. »Ich habe ein ganz schönes Durcheinander veranstaltet«, sagte sie, und bevor es um sie herum dunkel wurde, erinnerte sie sich, dass ihre Mutter das immer gesagt hatte. Ich habe ein ganz schönes Durcheinander veranstaltet. Oh, Sweeney. Ich habe ein ganz schönes Durcheinander veranstaltet, nicht wahr?
     
    Als sie erwachte, war es noch dunkel, und durch ihre hämmernden Kopfschmerzen hindurch entzifferte sie die Zahlen auf der Uhr neben ihrem Bett. 3 Uhr 30. Sie drehte sich zu Ian
hinüber, aber seine Betthälfte war leer. Abrupt setzte sie sich auf, ignorierte den Schmerz im Kopf und lauschte der Stille des Apartments. Wo war er? Für einen Moment ergriff sie Panik. Was hatte er letzte Nacht gesagt? Dass er gehen würde, wenn sie das wollte?
    Aber er war nicht gegangen. Er saß am Küchentisch und arbeitete an seinem Laptop, der General schlief neben ihm auf dem Tisch.
    Als er Sweeney sah, stand er auf, nahm die

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