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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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eine sehr viel umfangreichere Befragung durchgeführt hatte, fand aber wider Erwarten keine nennenswerten Neuigkeiten. Sie hatte angegeben, allein in einem der Studierzimmer des Lagerbereichs gearbeitet zu haben. Die Tür hatte sie offen gelassen, um frische Luft zu haben. Der befragende Beamte hatte notiert, dass sie bei diesem Detail nervös wurde, da es offenbar den Sicherheitsvorschriften widersprach. Weiter gab sie zu Protokoll, dass sie in der Galerie im Untergeschoss Männerstimmen vernommen und dann, aufgeschreckt von dem lauten Geräusch, als sie den ersten Schaukasten aufbrachen, einen Stuhl umgeworfen hatte. Dadurch wurden die Männer auf sie aufmerksam und kamen ins Zimmer, klebten ihr den Mund zu und fesselten sie an Armen und Beinen. Sie hatte zwar eine Beschreibung der Männer abgegeben, konnte sich aber nicht mehr an Details erinnern.

    Alles in allem schien die Sache klar zu sein. Trotzdem vermutete Quinn, dass irgendjemand gelogen hatte.
     
    »Die Leiche wurde direkt neben dem Krug gefunden«, erklärte Quinn Special Agent Steve Kirschner. »Miss Ortiz sagte, sie habe nicht bemerkt, dass der Schrank aufgebrochen worden war. Erst die zweite Person am Schauplatz stellte fest, dass einer der Verschlüsse fehlte.«
    Kirschner musste sich Quinns Vermutung nach kurz vor dem Ruhestand befinden. Er wirkte immer noch jugendlich mit seinem grauen Kurzhaarschnitt und seiner großen, schlanken, sportlichen Statur. Aber er strahlte die gelangweilte Gelassenheit aus, die sich nur jemand erlauben konnte, der mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen nicht mehr konfrontiert werden würde. Obwohl er sehr professionell wirkte, durchschaute Quinn ihn. Er erinnerte ihn an Marino, seinen früheren Partner, der inzwischen im Ruhestand war.
    Kirschner betrachtete die Fotos vom Schauplatz des Verbrechens, die Quinn ihm gegeben hatte. »Es ist offensichtlich, dass der Täter - oder die Täter, wie ich vermute - gerade dabei war, den Krug zu stehlen, als die Reinigungskraft ihn überraschte. Wie war ihr Name gleich wieder?«
    »Olga Levitch«, sagte Quinn.
    »Ja.« Er sah sich um. »Die Vorgehensweise ist der des Überfalls von 1979 ziemlich ähnlich, nicht wahr? Die Täter kommen, während das Museum geöffnet hat, aber zu einer Zeit, in der nicht gerade viel los ist. Ziemlich clever.«
    »Ja, vermutlich«, entgegnete Quinn. »Ist das nicht die klassische Vorgehensweise bei Museumsdiebstählen?«
    »In diesem Fall wurde etwas genauer vorgearbeitet. Denken Sie mal darüber nach. Die Täter mussten die Insiderinformationen über die Mitgliederversammlung haben. Ich denke, bei der Eröffnung war es genauso. Wann eine Ausstellung eröffnet wird, lässt sich leicht aus der Zeitung entnehmen. Aber
die Details kennt man nicht - etwa dass sich in den Kellergalerien niemand aufhalten würde oder dass der Krug dort stehen würde -, außer man weiß eine Menge mehr über jenen Ort.«
    »Da haben Sie Recht.« Quinn dachte für einen Moment nach. »Haben Sie eine Vermutung, wer damals der Informant von drinnen war?«
    »Nicht wirklich. Wir haben alle überprüft, obwohl...«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht, ob es sich überhaupt lohnt, das zu erwähnen, aber ich tippe auf den Direktor, Hector Ribling. Er wirkte eiskalt auf mich. Ich habe mir damals so meine Gedanken über ihn gemacht.«
    »Wirklich?« Quinn wusste, dass Ribling, der vor zehn Jahren in den Ruhestand gegangen war, der Eröffnung nicht beigewohnt hatte. Aber vielleicht besaß er immer noch Kontakte zum Museumspersonal und könnte die notwendigen Informationen weitergegeben haben.
    »Machen Sie sich keine Hoffnungen. Er ist vor ein paar Jahren gestorben. Ich habe ihn bis zuletzt beobachtet.«
    »Mist. Also wie wollen wir weiter vorgehen? Ich habe bis jetzt noch nie Ermittlungen geleitet, die sich mit euren überschnitten haben. Und diese hier sind besonders kompliziert, da der Kunstdiebstahl ja nicht einmal stattgefunden hat.«
    »Nun, wir werden unseren Verstand einsetzen und versuchen, etwas herauszufinden. Wenn ich Sie wäre, würde ich jeden, der während der Eröffnung im Museum war, genau unter die Lupe nehmen. Es ist mit Sicherheit jemand darunter, der mehr weiß, als er zugeben will.«
    »Das ist genau mein Plan.« Beide betrachteten die Fotos von Olga Levitchs Leiche auf dem blutverschmierten Marmor.
    »Könnte es sein«, fragte Kirschner, »dass die Tote etwas mit der Sache zu tun hatte?«
    »Das bezweifle ich. Sie hat schon sehr lange im Museum gearbeitet, aber

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