Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
Vom Netzwerk:
fluchen sollte.
    Er entschied sich für Letzteres. »Gottverdammtnochmal!« Er würde Havrilek davon unterrichten müssen, dass er mit Ellie nicht klarkam und einen neuen Partner brauchte. Offen gestanden glaubte er nicht, dass sie sich zum Detective eignete, aber das war Havrileks Problem.

    Jetzt wollte er erst mal Keane anrufen und ihn zu dem Scotch befragen, und dann sollte er die Akten durchsehen und sich auf das Meeting mit Agent Kirschner vorbereiten. Er verdrängte den Gedanken an Ellie für einen Moment.
    Tad Moran nahm den Hörer ab. Als Quinn darum bat, mit Keane sprechen zu dürfen, entstand am anderen Ende der Leitung ein kurzes Zögern, ehe der Assistent sagte: »Darf ich ihn informieren, worum es geht?«
    »Nein, das werde ich ihm selbst sagen.« Die Auseinandersetzung mit Ellie hatte ihm die Laune verdorben. »Ist er da?«
    »Ja, warten Sie bitte.« Quinn lauschte in die stille Telefonleitung, dann ertönte ein Klicken, und Keane war am Apparat.
    »Hallo? Detective Quinn?«
    »Ja, Mr. Keane. Ich habe eine kurze Frage an Sie. Wir haben in Olga Levitchs Apartment eine Flasche sehr teuren Scotch gefunden. Es lag eine Karte von Cyrus Hutchinson dabei. Er behauptet, dass er ihr keine solche Flasche geschenkt hat, aber dafür Ihnen. Und ich...«
    Keane fiel ihm ins Wort. »Aber Sie haben ihm nicht erzählt, dass Sie sie bei ihr gefunden haben, oder?«
    »Doch, das mussten wir...«
    »Oh mein Gott! Sehen Sie, was Sie angerichtet haben? Jetzt weiß er, dass ich den Scotch an sie weitergeschenkt habe. Detective Quinn, Sie haben mich in eine äußerst peinliche Lage gebracht. Mr. Hutchinson ist ein sehr wichtiger Förderer unseres Museums. Ich mag keinen Scotch, deshalb habe ich ihn Olga gegeben, um ihr die Ferien zu verschönern. Aber jetzt weiß er davon, und ich vermute, dass er schwer beleidigt ist. Verdammt!«
    Quinn war durch Keanes heftige Empörung so verwirrt, dass er nicht wusste, was er entgegnen sollte.
    »Nun, was fällt Ihnen darauf noch ein? Was meinen Sie dazu?«, fragte Keane. Quinn kam sich vor wie ein Schüler, der vom Lehrer getadelt wird.

    »Mr. Keane. Wie ich Ihnen bereits im Museum erklärt habe, untersuchen wir einen Mordfall. Wenn ich Sie in eine unangenehme Lage gebracht habe, tut mir das sehr leid, aber ich bin mir sicher, wenn Sie ein paar Minuten darüber nachdenken, werden Sie verstehen, dass wir diese Frage stellen mussten.« Er legte auf, weil er alles gesagt hatte, was er loswerden wollte, und weil er Keane keine weitere Gelegenheit geben wollte, ihn zu maßregeln.
    Nachdem das Rätsel um den Scotch nun gelöst war, wandte er sich wieder der Akte über Karen Philips’ Tod zu.
    Sie war von einer Freundin, mit der sie zum Mittagessen verabredet gewesen war, gefunden worden. Die Sicherheitskräfte des Campus waren die ersten Beamten am Tatort gewesen. Wenn es überhaupt so etwas wie einen eindeutigen Selbstmord gab, so musste es das Erhängen sein, dachte Quinn bei sich. Dementsprechend hatten alle Beteiligten den Fall behandelt. Der Akte nach schien alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Niemand hatte zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel daran gehabt, dass die junge Frau sich nicht selbst umgebracht haben könnte. Der Tod war durch Ersticken eingetreten, und um ihren Hals verliefen Strangulierungsmale. Sie hatte ein Stück Paketschnur aus einem Haushaltswarenladen verwendet.
    Aber ein Detail stach ihm ins Auge. Auf einem der Berichte aus der Pathologie hatte jemand am unteren Rand hingekritzelt: »Keine Seilspuren an den Händen.« Quinn wusste, was der Pathologe damit meinte, denn er hatte die Hände von Selbstmördern gesehen, die den Strang ohne fremde Hilfe zugezogen hatten. Wenn man nicht daran gewöhnt war, mit dem Seil zu arbeiten, und versuchte, aus einem neuen Strick eine Schlinge zu drehen, hinterließ das eindeutige Spuren.
    Aber da es ansonsten keine Ungereimtheiten zu geben schien, schob Quinn das kleine Detail als sehr weit hergeholtes »Vielleicht« zur Seite und klappte die Akte zum Museumsdiebstahl auf. Am vierten November 1979 um 23 Uhr hatte Tad
Moran den Notruf gewählt. Er hatte dem Beamten in der Einsatzzentrale mitgeteilt, dass er zusammen mit dem übrigen Museumspersonal von einem Meeting zurückgekehrt war und den diensthabenden Wachmann, Denny Keefe, gefesselt und verletzt aufgefunden hatte. Die Polizei befand sich zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg zum Museum, da ein stiller Alarm beim Ticketverkauf ausgelöst worden war. Quinn vermutete, dass

Weitere Kostenlose Bücher