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Leise weht der Wind der Vergangenheit

Leise weht der Wind der Vergangenheit

Titel: Leise weht der Wind der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarit Graham
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„Du musst nicht antworten. Ich weiß es auch so. Der Tag ist nicht mehr weit, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen. Und du wirst die Hauptperson sein, Dad." Er wandte sich um und wollte in sein Bett zurück.
       Jetzt kam Leben in Greg. „Du bist schuld, Joshua, du ganz allein. Du hast mir dieses Elend eingebrockt. Das sollst du mir büßen." In plötzlich aufsteigendem Hass griff der Mann nach der Flasche und stürzte auf seinen Sohn zu.
       Josh wich erschrocken zurück. Langsam setzte er einen Fuß hinter den anderen und schlich rückwärts zur Tür, ohne den Tobenden aus den  Augen zu lassen. Sein Herz klopfte so aufgeregt, dass er das Blut in den Ohren rauschen hörte.
       „Das wirst du mir büßen!" Gregs Stimme überschlug sich vor Erregung. Er hatte Josh jetzt erreicht, stand so nahe vor ihm, dass er sein heftiges Atmen hören konnte. „Büßen wirst du!“, keuchte er und hob die Flasche, wild entschlossen, sie auf seinem Sohn zu zerschlagen.
       „Nicht, Dad. Du hast deine erste Freveltat noch nicht gesühnt!“, schrie Josh. Er drehte sich um und bekam sofort die Türklinke zu fassen. In Panik stürzte er nach draußen.
       Die Flasche sauste nieder, doch sie traf nicht Josh sondern die Tür, die der Junge gleich wieder hinter sich zugezogen hatte. Greg schrie auf. Er erwartete, ein Klirren zu hören. Doch nichts tat sich. Da erst merkte er, dass er ja gar nicht die Flasche in der Hand hielt sondern den blühenden Rhododendronzweig, den Britta ihm vorhin gegeben hatte.
       Mit einem gurgelnden Laut stürzte der Mann zu Boden.
       Joshua lief und lief, bis die Angst vor dem Vater ein wenig nachließ. Jetzt erst fiel ihm auf, dass er nur seinen Schlafanzug anhatte. Doch seltsamerweise war ihm gar nicht kalt, obwohl der Herbststurm an dem dünnen Stoff riss. Er wollte nur weit weg von Greg Simpson, den er früher einmal Dad genannt und der seine Gefühle mit Füßen getreten hatte.
       Das Rauschen des Meeres wurde immer lauter, je mehr sich der Junge den Klippen näherte. Es war bereits später Abend und ziemlich dunkel. Wolken jagten über den Himmel und verdeckten Mond und Sterne.
       Plötzlich war Joshua am Ende seiner Kräfte. Stöhnend warf er sich auf den Boden und rollte sich zusammen wie eine Katze. Dann begann er zu schluchzen. Er fühlte sich so einsam und verlassen, dass er in diesem Moment am liebsten gestorben wäre.
       Das sanfte Streicheln einer Hand ließ ihn langsam ruhiger werden. Er genoss diese ungewohnte Berührung, ohne sich Gedanken über deren Ursprung zu machen. Ermattet schloss er die Augen und war wenig später eingeschlafen.
       Die schöne Frau saß auf einem Felsen und streichelte noch immer Joshuas Haar. Obwohl es inzwischen in Strömen regnete war sie ganz trocken. Nur in ihrem schwarzen Haar hingen einzelne Regentropfen, und sie glitzerten wie Diamanten. „Jetzt hast du es bald überstanden, mein Kind", sagte sie leise und erhob sich. Dann ging sie davon in die Nacht. Bald hatte die Dunkelheit sie verschluckt.
    * * *
       „Mary, bitte..." Anne keuchte verzweifelt. Schweißperlen standen auf ihrer Stirne und ihr schwarzes Haar klebte in nassen Strähnen am Kopf. „Mach das Fenster auf, sonst ersticke ich." Sie hielt sich beide Hände vor den Mund und hustete, keuchte und rang nach Atem.
       „Ich werde Doktor McKoy holen, Anne, dann geht es dir bestimmt gleich wieder besser." Mary war den Tränen nahe. „Ein paar Minuten noch, dann...“
       „Bleib bei mir, Mary." Ängstlich streckte Anne die Hand nach der Schwester aus. „Er kann mir nicht mehr helfen.“
       „Red nicht solch einen Unsinn, Anne." In ihrer Hilflosigkeit wurde Mary wütend. „Ich gehe jetzt zu ihm." Sie griff nach ihrer Strickjacke und rannte los. Wenig später kam sie mit dem alten Doktor wieder.
       Dr. McKoy machte ein sorgenvolles Gesicht, dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. Er zog eine Spritze auf, die krampflösend wirken sollte. Wenig später entspannte sich Annes Körper, sie schloss die Augen.
       Mary begleitete den Arzt nach draußen. „Es gibt keine Hilfe mehr, nicht wahr?“, fragte sie, und ihre Stimme zitterte vor Angst vor der Antwort.
       „Sie kennen die Antwort selbst, Mary. Anne wird die nächsten Stunden ruhig schlafen, und wenn sie aufwacht, wird sie noch schwächer sein als vorher. Der Anfall hat sie viel Kraft gekostet. Erwarten Sie keine Erfolge mehr, Mary.“
       Er senkte den Kopf. „Es ist schon

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