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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Washington aus.«
    »Ich kann Sie nicht abholen«, sagte er. Die Fahrt dauerte hin und zurück vier Stunden. »Aber ich miete Ihnen einen Wagen.«
    »Danke, Chris. Ich weiß nicht, was ich sonst getan hätte. War Will vergangene Nacht da?«
    »Ja. Wir sind prima miteinander ausgekommen.« Er hat drei Flaschen Bier getrunken und ist in meinem Wohnzimmer eingeschlafen, wollte er hinzufügen, doch Alex’ Tag war auch so schlimm genug. »Will hält jedenfalls eine ganze Menge von Ihnen. Rufen Sie mich an, wenn Sie gelandet sind, okay?«
    »Mach ich.«
    Er legte auf und trat das Gaspedal durch auf dem Weg nach Süden, zur St. Stephen’s. Er konnte sich nicht erinnern, wann der Junge das letzte Mal Kopfschmerzen gehabt hatte – oder er selbst.

33
    Mit nichts als einem Handtuch um die schlanke Taille öffnete Andrew Rusk die Glastür zur Dampfsauna des Racquet Club und stapfte in eine nahezu undurchdringliche Wolke aus weißem Dampf. Hinter ihm klatschte ein Angestellter ein Schild auf die Tür: NICHT BETRETEN – WEGEN REPARATUREN VORLÄUFIG GESCHLOSSEN. Rusk wedelte mit der Hand vor dem Gesicht in dem Bemühen, einen Blick auf seine Beute zu erhaschen: Carson G. Barnett.
    »Rusk?«, fragte eine tiefe Stimme, leise und ohne jede Spur von guter Laune.
    »Ja«, antwortete Andrew Rusk. »Carson?«
    »Ich bin hier, in der Ecke bei den verdammten Steinen. Hätte mir gerade fast den Schwanz verbrannt an den Dingern!« An der unterschwelligen Wut in der Stimme des Ölbarons erkannte Rusk, dass es ein raues Meeting werden würde. Doch Wut war kein schlechtes Zeichen. Wut bedeutete, dass Barnett überlegte, ob er weitermachen sollte. Er war schließlich zu dem Treffen erschienen. Rusk musste den Dampf irgendwie loswerden. Er musste sich vergewissern, dass Barnett nicht verdrahtet war.
    Er ging in die Ecke, aus der Barnetts Stimme erklungen war, und kniete vor der Maschine nieder, welche den Dampf produzierte. Die Luft war zum Schneiden dick vom Geruch nach Eukalyptus. Endlich fand Rusk den Einstellknopf und drehte ihn um die Hälfte zurück.
    Als er sich erhob, erblickte er Barnetts Bulldoggengesicht, das in den weißen Schwaden zu schweben schien. Der Mann hatte die Kiefer fest zusammengepresst und starrte Rusk durch den Dampf hindurch an.
    »Ich hab darüber nachgedacht, was Sie gesagt haben«, murmelte Barnett.
    Rusk nickte, erwiderte aber nichts.
    »Sie haben Mumm.«
    Rusk antwortete immer noch nicht.
    »Ich nehme an, von Ihrem Daddy, wie? Der war auch ein couragierter Bursche.«
    »Ist er immer noch.«
    »Ich schätze, ich bin nicht der Erste, der diesen Vorschlag zu hören gekriegt hat, den Sie mir da gemacht haben.«
    Rusk schüttelte den Kopf.
    »Sie sind schweigsam heute. Haben Sie sich die Zunge verbrannt oder was?«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, zur Tür zu kommen, Mr. Barnett?«
    »Was?« Der Tonfall war misstrauisch. Dann: »Oh.«
    Der schwere Mann erhob sich und ging zu Tür, wo die Luft klar war.
    »Macht es Ihnen etwas aus, das Handtuch abzunehmen, bitte?«
    »Scheiße!«, fluchte Barnett. Er zog sich das Handtuch herunter und stand wütend da. Rusk musterte den stämmigen Ölbaron von oben bis unten.
    »Wollen Sie auch sehen, wo ich mich verbrannt habe?«, grunzte Barnett.
    »Wenn Sie sich bitte umdrehen würden?«
    Barnett drehte sich um.
    »Danke sehr.« Rusk erinnerte sich, wie unangenehm es gewesen war, als Eldon Tarver von ihm verlangt hatte, dass er sich auszog. »Mr. Barnett, Sie wären überrascht, wenn Sie wüssten, welche Leute diesen Vorschlag bereits gehört haben – und noch viel überraschter, wenn Sie wüssten, wie viele ihn angenommen haben.«
    »Jemand, den ich kenne?« Barnett kletterte auf die oberste Bank.
    »Allerdings, Sir.«
    »Wenn das so ist … erzählen Sie mir mehr über die Frage, die ich Ihnen stellen muss.«
    Rusk wartete ein paar Sekunden, um es nicht allzu einfach erscheinen zu lassen. Dann sagte er: »›Wie viel kostet mich das?‹«
    »Verdammt!«, murmelte Barnett und lachte leise auf. »Ich kann es nicht glauben!«
    »Die menschliche Natur. Es ist immer wieder das Gleiche.«
    »Vermutlich, ja. Wie lautet Ihre Antwort?«
    »Meine Antwort lautet: ›Wie viel ist es Ihnen wert?‹ Es ist eine verdammte Menge weniger als die Hälfte von allem, was Sie haben.«
    »Aber immer noch kostspielig, jede Wette.«
    »Immer noch kostspielig, ja. Schmerzhaft kostspielig«, räumte Rusk ein. »Aber weit weniger schmerzhaft, als wenn Sie es auf die andere Weise machen.«
    »Wenn Sie

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