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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Grundrisse Ihres Hauses, die Passwörter Ihres Sicherheitssystems und sämtliche sonstigen Passwörter, die für den Zugang zu Ihren Computern erforderlich sind. Außerdem eine Aufstellung der wöchentlichen Aktivitäten Ihrer Frau einschließlich aller geplanten Reisen in den nächsten drei Monaten – kurz gesagt: alles, was auch nur entfernt eine Rolle spielt im Leben Ihrer Frau. Haben Sie verstanden?«
    Barnett starrte ihn an, und in seinem Gesicht spiegelte sich das nackte Entsetzen. Endlich dämmerte ihm die Wahrheit dessen, was er zu tun vorhatte. »Ich soll ihre Arme halten, während Sie ihr das Messer ins Herz stechen.«
    »Das ist eine Frage, die Sie mit Ihrem Gewissen ausmachen müssen, Mr. Barnett. Wenn Sie Zweifel haben, sollten Sie jetzt zurücktreten, und wir brechen die ganze Sache ab. Ich möchte, dass Sie klar sehen. Wenn Sie jetzt einverstanden sind, dass wir weitermachen, gibt es kein Zurück mehr. Von dem Moment an, wo Sie dieses Gebäude verlassen, werden Sie observiert – um meine Sicherheit und die meiner Geschäftspartner sicherzustellen.«
    Rusk atmete tief durch in der feuchten, heißen Luft. »Brauchen Sie ein bisschen Zeit, um über Ihre Antwort nachzudenken?«
    Barnett hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Das dunkle Haar klebte ihm am Schädel, und seine breiten Schultern schienen zu zittern. Rusk überlegte, ob er ihm zu sehr zugesetzt hatte. Normalerweise bot er seinen Kunden Mitgefühl und Verständnis an, doch weil er wegen Tarver nervös war, brachte er nicht die Geduld dafür auf. »Wie lange würde eine Scheidung dauern?«, fragte Barnett mit gebrochener Stimme.
    »Falls Ihre Frau einverstanden ist, die Ehe wegen unüberbrückbarer Differenzen aufzulösen – sechzig Tage. Falls nicht, könnte es ewig dauern.«
    »Sie wird niemals einverstanden sein«, sagte er mit verzweifelter Stimme. »Niemals.«
    »Wir haben einen Punkt erreicht, an dem ich Ihnen keinen Rat mehr geben kann, Carson. Falls Sie sich jetzt noch nicht sicher sind, machen wir es von der Schachtel abhängig. Falls die Schachtel mit den geforderten Unterlagen im Wagen ist, weiß ich, dass wir weitermachen. Falls nicht, ist die Sache erledigt.«
    »Was, wenn Sie die Schachtel abholen wollen, und der Sheriff wartet neben dem Wagen?«, fragte Barnett mit festerer Stimme.
    »Es wäre sehr schade um Ihre Zwillinge.«
    Barnetts Hände kamen schneller hoch, als Rusk reagieren konnte. Der Ölmann warf ihn gegen die Wand und packte ihn mit einem schraubstockartigen Griff an der Gurgel. Rusk war fünfzehn Zentimeter größer als Barnett, doch die Wut in den Augen des anderen ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass er dem Anwalt das Herz herausreißen konnte, falls er wollte.
    »Das war keine Drohung«, krächzte Rusk. »Ich wollte Ihnen damit nur verdeutlichen, dass meine Geschäftspartner nicht die Sorte von Leuten sind, die man ungestraft aufs Kreuz legt.«
    Es dauerte weitere zwanzig Sekunden, ehe Barnett seinen Griff lockerte.
    »Ist das ein Ja oder ein Nein?«, fragte Rusk und massierte sich den Kehlkopf.
    »Ich muss etwas unternehmen«, knurrte Barnett. »Ich schätze, mir bleibt nichts anderes übrig. Ich werde nicht die einzige Frau auf dieser Welt aufgeben, die mir ein wenig Frieden verschaffen kann.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Rusk verzichtete darauf, Barnett die Hand hinzustrecken – man schüttelte sich nicht die Hände bei einem so unheiligen Handel wie diesem. Er nickte Barnett zu; dann griff er nach dem Türknauf. »Wie komme ich in den Wagen?«, fragte Barnett. »Den Impala?«
    »Ich lasse einen Reserveschlüssel auf dem linken Vorderrad Ihres Wagens, bevor ich hier wegfahre.«
    »Sie wissen, mit welchem Wagen ich hier bin?«
    »Mit dem Hummer«, sagte Rusk.
    »Mit dem roten Hummer«, verbesserte Barnett ihn.
    Rusk hob die Hand zum Zeichen, dass er ihn gehört hatte, doch er war bereits auf dem Weg nach draußen.

34
    Die erste Stunde ihres Rückflugs nach Jackson verbrachte Alex im Schock. Sie trank Wodka und durchlebte noch einmal die Höhe-und Tiefpunkte ihrer vorzeitig beendeten Karriere. Das Gefühl, draußen zu sein, nicht länger mitzuspielen bei den kritischen Ereignissen im Land, war überwältigend. Doch irgendwann über dem Osten von Tennessee stellte sie fest, dass sie lange genug geträumt hatte. Nachdem die Flugbegleiter ihren Getränkeservice eingestellt hatten, lehnte sie sich gegen das Fenster und schaltete verstohlen ihr Handy ein, während sie die Augen nach

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