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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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diese Andeutung gegenüber dem falschen Mann machen, kann es passieren, dass er Ihnen die Seele aus dem Leib prügelt, das wissen Sie, oder?«
    »Ist bis jetzt noch nicht vorgekommen. Ich bin ein ziemlich guter Menschenkenner.« »Ein guter Kenner schlechter Menschen«, sagte Barnett. »Es ist eine verdammt niederträchtige Sache, über die wir hier reden. Andererseits kann niemand behaupten, dass sie nicht geradezu darum gebettelt hat.«
    Rusk saß da und schwieg. Er dachte nicht an Carson G. Barnett und seine zum Sterben verurteilte Frau. Er dachte an Eldon Tarver. Er hatte Tarver nicht erreichen können seit ihrem Treffen im Chickamauga Hunting Camp vor inzwischen drei Tagen. Tarver hatte die Bedrohung neutralisiert, die von William Braid ausgegangen war, wie versprochen. Doch er musste auch irgendetwas mit Alex Morse angestellt haben – warum sonst hätte Morse die drohende SMS schicken sollen? Rusk war sicher, dass es richtig gewesen war, die Nachricht an das FBI weiterzuleiten. Seine Kontaktleute dort hatten ein Bild von einem abtrünnigen Agenten gemalt, der bereits wegen dem Debakel in der Federal Reserve Bank tief in Schwierigkeiten steckte und mächtige Feinde im Hoover Building hatte. Das Bureau insgesamt bedeutete keine Gefahr für ihn oder Tarver – die besessene Alex Morse ganz allein war die Bedrohung. Jeder Strohhalm, den Rusk auf den Rücken dieses Kamels legen konnte, brachte ihr Rückgrat näher an den Punkt, an dem es brechen würde.
    Es war beunruhigend, keinen Kontakt zu Tarver herstellen zu können. Auf der anderen Seite konnte er sich nicht erlauben, Barnett gehen zu lassen. Sie konnten das Zwei-bis Vierfache ihrer normalen Prämie kassieren für diesen Job. Er musste nichts weiter tun, als den Handel in trockene Tücher bringen. Und dazu musste er das Problem der Zeit ansprechen. Für manche war das Geschäft anschließend indiskutabel. Für andere nicht. Barnett erschien ihm wie ein impulsiver Mann, doch er besaß möglicherweise überraschende Reserven an Geduld.
    »Was machen Sie?«, fragte Barnett. »Sie sehen aus, als würden Sie träumen.«
    »Ich nehme an, Sie wollen fortfahren?«, fragte Rusk.
    »Ich würde gerne zuerst noch ein paar Einzelheiten hören.«
    Es war eine naheliegende Frage, doch sie beschwor erneut das Bild einer Grand Jury herauf, die einer auf Band aufgenommenen Aussage lauschte.
    »Mr. Barnett, hatten Sie wegen dieser Angelegenheit irgendwelche Kontakte zu Gesetzesbehörden?«
    »Verdammt, nein!«
    »In Ordnung. Es gibt da etwas, das ich Ihnen erklären muss. Niemand wird Ihre Frau ermorden. Sie wird eines natürlichen Todes sterben. Verstehen Sie, was ich sage?«
    Ein langes Schweigen. Dann: »Ich glaub schon. Wie schnell wird es gehen?«
    »Nicht sehr schnell. Wenn Sie es schnell brauchen, heuern Sie einen Nigger aus West Jackson an. Drei Monate später sitzen Sie im Parchman Prison.«
    »Okay. Wie schnell?«
    »Der zeitliche Rahmen beträgt in der Regel zwölf bis achtzehn Monate.«
    »Jesses.«
    »Wenn es schneller geht, dann schneller. Aber Sie sollten sich innerlich darauf einstellen, so lange zu warten.«
    Barnett nickte langsam.
    »Noch eine Sache. Es wird nicht einfach.«
    »Wie schlimm?«
    Rusk vermied es, das K-Wort zu benutzen, wenn es sich irgendwie einrichten ließ. »Eine tödliche Krankheit. Es muss nicht sehr schmerzhaft sein, aber es erfordert einiges an innerer Stärke, damit fertig zu werden.«
    »Was ist mit dem gesetzlichen Aspekt? Mit der Scheidung und allem?«
    »Es wird keine Scheidung geben. Es wird keinen gesetzlichen Aspekt geben. Sie und ich werden uns nach dem heutigen Tag nicht wiedersehen. In einer Woche von heute an werde ich einen silbernen Chevrolet Impala auf dem Parkplatz des Annandale Country Club abstellen. Im Kofferraum finden Sie einen großen Umschlag mit Anweisungen bezüglich der Zahlung. In Ihrem Fall werden es Rohdiamanten sein.« Barnett sah Rusk an, als wollte er ihn mit einer Frage unterbrechen, doch Rusk hob die Hand.
    »Alles Weitere finden Sie in den Instruktionen. Wenn Sie den Umschlag abholen, werden Sie mir Ihrerseits eine Schachtel im Kofferraum zurücklassen. In der Schachtel erwarte ich eine vollständige Kopie der Krankenakte Ihrer Frau einschließlich allem, was Sie über beide Großelternpaare herausfinden können. Dazu Kopien sämtlicher Schlüssel, die im Leben Ihrer Frau von Bedeutung sind – Wagenschlüssel, Hausschlüssel, Safeschlüssel, Bankschließfachschlüssel, Schmuckschatullen. Des Weiteren

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