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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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…«
    Die Toupierte schnaubte missbilligend.
    »… und er hatte ein paar sehr interessante Fotos an der Wand hängen. Ich bin in Jackson aufgewachsen, und eines der Fotos lässt mir keine Ruhe, wissen Sie.«
    Pearson sah sie verblüfft an. »Nun, ich bin in Kalifornien aufgewachsen, daher bezweifle ich …«
    »Es ist ein langes Gebäude mit Glasfenstern, und auf einem Banner über der Tür steht ›heute kostenlose AIDS-Tests‹. Es sieht genauso aus wie ein Restaurant, in das mein Dad mich mitgenommen hat, als ich noch ein kleines Mädchen war.«
    Pearsons Augen leuchteten auf; er war aufrichtig froh, ihr behilflich sein zu können. »Ja, natürlich! Das war früher Pullo’s Restaurant, bevor Dr. Tarver es gekauft hat.«
    Mit einem Mal war Alex hellwach. Es war ein Gefühl wie ein Dejà-vu. »Dr. Tarver hat Pullo’s Restaurant gekauft?«
    »Ja. Vor ungefähr vier Jahren, glaube ich.«
    »Ich wohne seit einer ganzen Weile in Washington.«
    »Ich verstehe. Nun, Eldon wollte eine Lokalität, die leicht zugänglich ist für die bedürftigen Bewohner der Stadt, die Obdachlosen, die armen Kinder, die medizinisch Unterversorgten.«
    »Leicht zugänglich? Wofür?«
    »Seine Praxis. Es ist eine Praxis speziell für die Armen, völlig kostenlos.«
    »Oh. Ich verstehe.«
    »Dr. Tarver opfert viel Zeit in dieser Praxis. Er testet auf viele der verbreiteten Viren, von denen die niedrigeren sozioökonomischen Bevölkerungsschichten heimgesucht werden: Aids, Hepatitis C, die Herpes-Familie, Papillomviren und so weiter. Er behandelt diese Erkrankungen auch. Er hat eine Menge Fördergelder gewonnen. Die Aufzeichnungen, die er über seine Arbeit führt, sind in statistischer Hinsicht sehr wertvoll.«
    Alex nickte. Sie hatte das Gefühl, einer wichtigen Sache auf die Spur zu kommen. »Das kann ich mir denken. Ich wusste gar nicht, dass wir in Jackson so etwas haben.«
    »Hatten wir viele Jahre lang auch nicht. Doch als Dr. Tarver seine Frau verlor, beschloss er, aus dem Verlust etwas Positives zu machen.«
    »Er hat seine Frau verloren?«, fragte Alex. »Woran ist sie gestorben?«
    »Gebärmutterkrebs. Ein schrecklicher Fall. Es ist sieben oder acht Jahre her – vor meiner Zeit in Jackson. Dr. Tarver hat eine hübsche Stange Geld von seiner Frau geerbt. Er wollte es für einen guten Zweck einsetzen, und das hat er dann auch getan. Wissen Sie, Eldon hat als einer der Ersten die Theorie entwickelt, dass Gebärmutterhalskrebs einen viralen Ursprung hat. Ich habe ein Paper gesehen, das er darüber verfasst hat – Jahre, bevor die Vorstellung allgemein akzeptiert wurde. Ich glaube, er hat sogar einen Rechtsstreit in Erwägung gezogen, weil man ihm diese Entdeckung streitig machen wollte.«
    Alex hatte es die Sprache verschlagen, doch ihre Gedanken rasten.
    »War das alles, was Sie wissen wollten?«, fragte Dr. Pearson.
    »Äh … sie sagten, dass Dr. Tarver viel Zeit in dieser Praxis verbringt?«
    Die Toupierte bedachte ihren Chef mit einem scharfen Blick, und Dr. Pearson schien sich plötzlich zu erinnern, dass Alex eine Außenstehende war.
    »Dr. Shepard hat mich gebeten, Ihnen noch einmal zu danken«, sagte Alex mit ihrem besten Southern-Belle-Lächeln und zog sich aus dem Vorzimmer zurück.
    Draußen wandte sie sich ab und rannte zu den Aufzügen. Als nicht gleich eine Kabine da war, nahm sie das Treppenhaus. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, allerdings nicht von der Anstrengung. Als sie im Erdgeschoss ankam, sah sie Chris in der Halle vor der Eingangstür stehen.
    »Hey!«, sagte er. »Ich wollte nach draußen gehen, aber der Rauch ist so dicht, dass man kaum Luft bekommt. Da draußen stehen Leute, die rauchen, obwohl sie an einer Luftröhrenfistel leiden!«
    Sie nahm ihn am Arm. »Chris, du wirst es nicht glauben!«
    »Was?«
    »Das Gebäude, nach dem ich gefragt habe. Dr. Tarver ist jetzt der Besitzer. Pearson hat mir verraten, dass Tarver dort eine Praxis für die Armen eingerichtet hat.«
    »Was für eine Praxis?«
    »Er untersucht Leute auf Viren.«
    Chris’ Augen flatterten. »Hat Pearson erzählt, welche Viren?«
    »Aids, Hepatitis, Papillome, Herpes. Er testet nicht nur, er behandelt die Leute auch dort. Er erhält Subventionen für die Medikamente. Er hat diese Praxis im Gedenken an seine Frau gegründet, die vor sieben oder acht Jahren an Krebs gestorben ist. Und rate mal, was?«
    »Was?«
    »Er hat einen Haufen Geld von ihr geerbt.«
    Chris’ Unterkiefer sank herab. »Starb sie an Blutkrebs?«
    »Nein.

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