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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Weltkrieg und Korea zur Untersuchung. Hauptsächlich Veteranen von den pazifischen Schauplätzen. Diese Inselkämpfe waren die Hölle. Tagelange Bombardierungen, unzählige Flammenwerfereinsätze …«
    »Kein Agent Orange?«
    »Niemand hat damals über Agent Orange geredet. Hauptsächlich, weil die Inkubationszeit für die Arten von Krebs, die von dieser Substanz ausgelöst werden, zu lang ist. Ähnlich dem, was ich bereits über virale Ätiologien gesagt habe. Das gleiche Problem.«
    Bevor Alex eine weitere Frage stellen konnte, warf Chris ein: »Verwahren Sie eigentlich Blutproben von Patienten, die in der onkologischen Abteilung verstorben sind?«
    Diese Frage brachte Alex’ Puls zum Rasen. Hastig wandte sie sich wieder den Fotos an der Wand zu. Einige »ihrer« Opfer waren in eben diesem Hospital gestorben. Falls ihr Blut aufgehoben worden war … war es dann vielleicht möglich, ein gemeinsames Karzinogen zu entdecken, das Alex’ Theorie von einem Serienmörder bewies?
    »Ich weiß, dass dies in einigen Forschungszentren so gehandhabt wird«, fuhr Chris fort. »Um neue Informationen zu erhalten, sobald neue Analyse-Technologien zur Verfügung stehen.«
    »Meines Wissens verwahrt die Pathologie sämtliche Proben zehn Jahre lang. Wahrscheinlich behalten auch wir in manchen Fällen Blut und neoplastische Zellen. Darüber müssten Sie allerdings mit Dr. Pearson sprechen.«
    »Ich könnte Ihnen eine Liste der Patienten geben, für die wir uns interessieren«, sagte Alex.
    Dr. Tarver lächelte sie gefällig an. »Ich schätze, ich kann diese Liste für Sie an Dr. Pearson weitergeben.«
    Alex hatte Mühe, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, als sie zu Tarvers Schreibtisch trat und einen Stift aus einem silbernen Ständer nahm. »Darf ich auf diesen Rezeptblock schreiben?«
    »Selbstverständlich, nur zu.«
    Sie spürte Chris’ Blicke im Rücken, als sie die Namen der Personen notierte, die sie für Opfer des oder der unbekannten Killer hielt – mit Ausnahme derjenigen, die nicht an Krebs gestorben waren.
    »Das mag vielleicht ein wenig verrückt klingen«, sagte Chris. »Aber ich habe mich gefragt, ob es möglich wäre, dass jemand vorsätzlich Krebs bei einem Menschen auslösen kann.«
    Alex blickte von ihrer Liste auf. Dr. Tarver starrte Chris an, als hätte er behauptet, dass Priester bei der Taufe heimlich Babys ermordeten.
    »Habe ich Sie richtig verstanden, Doktor?«, fragte Tarver.
    »Ich fürchte ja.«
    »Das ist eine der bemerkenswertesten Ideen, von denen ich je gehört habe«, sagte Tarver. »Wie kommen Sie auf so eine Theorie?«
    »Intuition, schätze ich. Keine andere Möglichkeit scheint diese Fälle hinreichend zu erklären.«
    Dr. Tarver sah ihn verständnisvoll an. »Das ist bei Krebs häufig der Fall, Herr Kollege, insbesondere bei den verschiedenen Formen von Blutkrebs. Es sind die rätselhaftesten und am schwierigsten zu entdeckenden Gegner, mit denen wir hier kämpfen.«
    »Die andere Sache …«, fuhr Chris im breitesten Südstaatlerakzent fort. Es klang wie seine Version von Columbo. »Die andere Sache ist, dass all diese Patienten mit wohlhabenden Ehepartnern verheiratet waren, die sich von ihnen scheiden lassen wollten.«
    Tarver sah ihn ungläubig an. »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich, Sir.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass jemand Menschen ermorden könnte, indem er sie mit Krebs infiziert?«
    »Mehr als das, Sir. Ich denke, der Täter ist ein Arzt.«
    Dr. Tarver lachte. »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Gibt es eine Behörde, die mit Ihrer Hypothese konform geht?«
    »Ja«, sagte Alex scharf. Sie war nicht sicher, wieso Chris so weit gegangen war, doch sie hatte nicht vor, ihn jetzt hängen zu lassen. »Dr. Tarver, ich bin in Wahrheit Spezialagentin beim FBI. Und ich darf Ihnen sagen, dass sich das Bureau sehr für diesen Fall interessiert.«
    »Darf ich Ihren Dienstausweis sehen?«
    Alex griff nach ihrer Brieftasche; dann erstarrte sie. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so lächerlich gefühlt wie in diesem Augenblick. Es war, als wäre ihre Kreditkarte abgelehnt worden – nur die Peinlichkeit war tausendmal größer. »Ich habe meinen Ausweis im Hotel vergessen«, sagte sie lahm.
    Dr. Tarver blickte seine beiden Besucher mit offensichtlichem Unbehagen an. »Ich würde ja gerne alles tun, um Ihnen zu helfen, Dr. Shepard. Aber ich muss Ihnen sagen, wenn Dr. Pearson wüsste, dass Ihr Besuch etwas mit illegalen Dingen zu tun hat, wäre

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