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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Gebärmutter.«
    »Hm.«
    »Erscheint dir das nicht verdächtig?«
    »Ich würde sagen ja, außer, dass er das Geld dazu benutzt hat, eine Praxis für Bedürftige zu eröffnen im Gedenken an seine tote Frau.«
    »Genau. Aber das brachte ihn auch mitten hinein in die Innenstadt, wo er unter dem Deckmäntelchen des barmherzigen Samariters Gott weiß was anstellen konnte. Wie viel behördliche Aufsicht gibt es deiner Meinung nach über diese Art von Unternehmung?«
    Chris nickte. »Ein wenig – allerdings längst nicht genug. Und es ist schwierig zu verfolgen, was bei dieser Sorte von Patienten tatsächlich vorgeht. Die Gesundheitsbehörde müsste quasi einen eigenen Eldon Tarver in der Praxis haben, um zu verstehen, was dort tatsächlich geschieht.«
    Alex nickte aufgeregt. »Ich will mir diese Praxis ansehen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht … Ich will mich umsehen. Herausfinden, ob es eine Verbindung gibt zwischen Tarver und Andrew Rusk. Du nicht?«
    »Es wäre einen Versuch wert.« Chris schnitt eine Grimasse.
    »Aber erst mal brauche ich eine Toilette und ein Bett. Ich fühle mich ziemlich mies.«
    Die Erinnerung an Chris’ missliche Lage kehrte wie eine dunkle Woge zurück. »Es tut mir leid«, sagte sie und schob sich unter seinen Arm, sodass er sich auf sie stützen konnte. »Gehen wir zum Wagen. Ich setze Agent Kaiser auf Tarver an, sobald wir zurück sind.«
    Chris nickte, und sie gingen langsam nach draußen.
    »Wenn ich abgelenkt bin, so wie vorhin«, sagte er, »kann ich die Realität fast ganz verdrängen. Aber wenn ich allein bin, wie vor einer Minute …«
    Alex drückte die Wange gegen seine Brust, während sie zum Wagen gingen. »Du bist nicht allein. Vergiss das nicht.«
    »Alex …«Er hielt den Atem an, als sie über ein Loch im Bürgersteig traten. »Jeder tritt dem Tod allein gegenüber.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht du. Du hast Ben, und ich werde bei dir sein, egal was passiert.«
    Er drückte ihre Schulter.
    »Aber so weit wird es nicht kommen, bestimmt nicht«, sagte sie mit Nachdruck. »Wir werden diese Arschlöcher finden, und wir werden dafür sorgen, dass du geheilt wirst. Richtig?«
    Seine Antwort war nicht mehr als ein Flüstern. »Ich hoffe es.«
     
    Will Kilmer saß in seinem Explorer und beobachtete Thora Shepard, die unterhalb des AmSouth Towers wütend auf und ab marschierte. Sie hatte offensichtlich vor, Andrew Rusk abzupassen, und wenn sie dazu den ganzen Tag warten musste. Will wusste, dass die Konfrontation unmittelbar bevorstand, denn einer seiner Mitarbeiter hatte sich gemeldet und berichtet, dass Rusk nur einen Block entfernt im Verkehr feststeckte.
    Als hätte sie telepathische Fähigkeiten, konzentrierte Thora sich unvermittelt auf die private Garage, aus welcher Rusk zu flüchten versuchen würde, falls er sich oben in seiner Kanzlei vor ihr versteckt hatte. Sie wusste allem Anschein nach, was für einen Wagen er fuhr, denn als der glänzende schwarze Porsche Cayenne um die nächste Ecke bog und zu der Schranke rollte, die die Einfahrt der Garage versperrte, kam sie herbeigerannt, postierte sich zwischen Rusks Seitenfenster und den Kartenleser und hämmerte gegen die Scheibe.
    Will stieg aus seinem Explorer und eilte über die Straße. Thora schlug mit den Fäusten gegen die Scheibe des Porsche, während Rusk sie schockiert anstarrte. Bis vor ein paar Sekunden hätte er zurücksetzen und flüchten können, doch in der Zwischenzeit war ein Cadillac hinter ihm in die Einfahrt eingebogen. Rusk ließ die Scheibe herunter. »Was zur Hölle glauben Sie, was Sie da machen?«, zischte er wütend.
    »Geben Sie mir Ihre Keycard!«, verlangte Thora.
    »Was?«
    Der Cadillac hinter ihnen hupte.
    »Geben Sie mir Ihre Karte!«
    »Verschwinden Sie!«, schnaubte Rusk. »Wissen Sie denn nicht, was auf dem Spiel steht?«
    »Sie müssen die Sache abbrechen!«, keifte sie. »Augenblicklich!«
    »Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden«, erwiderte der Anwalt hölzern.
    Der Cadillac hupte erneut.
    Thora beugte sich zum Seitenfenster herunter, doch inzwischen war Will nur noch ein paar Meter entfernt. »Er weiß Bescheid!«, zischte sie. »Chris weiß über alles Bescheid!«
    »Sie sind verrückt.«
    »Wenn Sie die Sache nicht abbrechen, werde ich …«
    Rusk stieß die Keycard an ihr vorbei und wollte sie in den Leser stecken.
    Zu Wills größtem Erstaunen biss Thora den Anwalt so kräftig in den Unterarm, dass er laut aufschrie. Er riss den Arm zurück, und Thora entwand ihm die Karte.

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