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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Als der Fahrer des Cadillac die Tür öffnete und ausstieg, begriff Rusk, wie gefährlich die Szene war.
    »Los, steigen Sie ein, Sie verrücktes Miststück!«, giftete er. »Beeilung!«
    Thora rannte um den Porsche herum und kletterte auf den Beifahrersitz. Rusk nahm ihr die Keycard wieder ab und rammte sie in den Leser.
    Als die Schranke nach oben glitt, trat er das Gaspedal durch, und der Wagen beschleunigte mit kreischenden Reifen in die Garage hinein.
    Will zog sein Mobiltelefon hervor und wählte Alex’ Nummer, doch wie schon beim letzten Mal erreichte er nur die Mailbox.

43
    Chris erbrach sich im Bad ihres Zimmers im Cabot Lodge, als Alex’ Mobiltelefon läutete. Sie hatte es erst wenige Augenblicke zuvor an das Ladegerät gehängt und stützte Chris, während er sich in die Toilettenschüssel übergab.
    »Nimm den Anruf entgegen«, krächzte er und würgte trocken über der Schüssel. »Ich schaffe es jetzt auch alleine.«
    »Bist du sicher?«
    »Das sind nur Nebenwirkungen von den Medikamenten.«
    Alex ließ ihn los und rannte ins Zimmer. Die Nummer auf dem Display zeigte, dass Will angerufen hatte. Der alte Detektiv klang zehn Jahre jünger, als er ihren Rückruf entgegennahm.
    »Mädchen, ich versuche schon den ganzen Morgen, dich zu erreichen! Dieser Fall scheint eine ganz überraschende Wendung zu nehmen!«
    »Was ist passiert?«
    »Thora Shepard hat eben Rusk auf der Straße vor seinem Büro abgefangen. Sie hat allem Anschein nach die Nerven verloren. Hat sich vor seinem Wagen aufgebaut und ihn angebrüllt, er solle den Anschlag auf ihren Mann abbrechen.«
    »Mann! Wo sind die beiden jetzt?«
    »Oben in Rusks Büro, nehme ich an.«
    Alex überlegte rasch. Sie hatte Kaiser bereits angerufen und ihn gebeten, Eldon Tarver zu überprüfen, doch sie wollte nicht erst auf Antworten warten. »Kannst du jemanden herbeirufen, der deinen Posten übernimmt und sich an Thora hängt? Ich will mich mit dir treffen.«
    »Das müsste gehen. Wohin soll ich kommen?«
    »Zum ehemaligen Pullo’s Restaurant.«
    »Der Laden hat doch schon vor Jahren zugemacht.«
    »Ich weiß. Es ist heute eine Praxis für Bedürftige.«
    »Und warum brauchst du mich dort?«
    »Weil es heikel werden könnte.«
    »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?«
    »Zehn Prozent. Aber man kann nie wissen. Ist es nicht genau das, was du mir immer beizubringen versucht hast?«
    Will kicherte. »Okay. Wir treffen uns dort in fünfzehn Minuten.«
    »Besser, wir treffen uns ein paar Blocks entfernt. Im Park hinter dem Governor’s Mansion.«
    »Ich werde dort sein.«
    Als Alex sich umwandte, um ins Bad zurückzukehren, saß Chris auf der Bettkante.
    »Was ist passiert?«, fragte er heiser.
    Sie wollte ihn nicht belügen, doch sie hatte auch nicht vor, ihm zu erzählen, dass seine Frau in den Straßen von Jackson Amok lief. Nicht in seinem gegenwärtigen Zustand. »Will hatte beinahe einen Unfall«, sagte sie ausweichend.
    Chris musterte sie mit einem zweifelnden Seitenblick. »Du hast ihn gefragt: ›Wo sind die beiden jetzt?‹«
    »Ich meinte die Leute, die ihn fast umgefahren hätten.« Alex zog die Bettdecke zurück und bedeutete Chris, sich hinzulegen. »Du brauchst Ruhe. Komm, leg dich ein wenig schlafen.«
    Er sah sie aus eingefallenen Augen an, doch statt zu protestieren, ließ er sich rücklings auf die Matratze fallen und schob die Füße unter die Decke.
    Alex stellte das Haustelefon neben ihm in Reichweite auf den Nachttisch. »Wenn es schlimmer wird, wählst du den Notruf und verlangst, dass man dich zur Uniklinik bringt.«
    Er nickte schwach.
    Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. »Ich bin bald wieder zurück und sehe nach dir.« Sie wollte sich aufrichten, doch er packte ihr Handgelenk und hielt sie mit erstaunlicher Kraft fest.
    »Sei vorsichtig, Alex«, sagte er und blickte sie eindringlich aus seinen dunklen Augen an. »Wirf dein Leben nicht weg. Diese Leute gehen über Leichen. Sie haben nicht die geringsten Skrupel.«
    »Ich weiß.«
    Er zerrte an ihrem Handgelenk. »Wirklich?«
    Endlich durchdrang seine Besorgnis den Aufruhr in ihrem Gehirn. »Ich glaube schon.«
    »Gut.«
    Als Chris ihr Handgelenk losgelassen hatte, nahm sie die geborgte Sig-Sauer aus dem Schuhkarton auf dem Schrank, schob sie im Rücken hinter den Hosenbund und eilte aus dem Zimmer.
     
    Andrew Rusk hielt den Lift eine Etage unterhalb seiner Büroräume an. Er hatte nicht vor, eine hysterische Thora Shepard an Janice vorbeizuzerren. Abgesehen davon

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