Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Kombination des Ähnlichkeitsgesetzes mit der Miasmenlehre erstellt. Dem akut bestehenden Zustand wird große Bedeutung beigemessen, Ortega bezeichnet diesen akuten bzw. Jetzt-Zustand auch als „prädominantes Miasma“. Um das prädominante Miasma zu erkennen, wird nach der Anamnese jedem in Erwägung gezogenen Symptom sein passendes Miasma zugeteilt. Nach obigem Schema wird dabei eine Zuordnung aller Symptome zu den drei Miasmen ermöglicht.
Nachdem alle ausgewählten Symptome des Patienten zugeordnet worden sind, erhält man bestimmte Anteile der drei Miasmen. Es ergibt sich beispielsweise bei zwölf gewählten Symptomen eine Verteilung auf sechs psorische, vier sykotische und zwei syphilitische Aspekte. Dann werden ausschließlich die Symptome des vorherrschenden Miasmas – in diesem Fall also die sechs psorischen – repertorisiert (wobei selbst „Organon“-§-153-Symptome anderer Miasmen entfallen) und nach dem vorherrschenden psorischen Zustand wird das Mittel gewählt. Diese Vorgehensweise führt dazu, dass sich eine spezielle Art der Hierarchisation ergibt. Somit gibt nicht die Auffälligkeit der Symptome den Ausschlag bei der Mittelwahl, sondern die Miasmenzuordnung der Symptome.
Die zunächst nicht respektierten übrigen Symptome werden erst im weiteren Fallverlauf beachtet. Ortega geht davon aus, dass sich beim Menschen viele miasmatische Schichten überlagern und diese allmählich Schicht für Schicht abgetragen werden müssen. Die homöopathische Behandlung stellt einen langwierigen Prozess dar, bei dem man sich immer weiter zum Kern und zur Gesundheit des Menschen hintastet; auf diese Weise kommt es zu einem zwiebelschalenartigen Abtragen der Miasmen. Im gewählten Beispiel müsste also an zweiter Stelle wahrscheinlich ein sykotisches Mittel gegeben werden. Aufgrund neu auftretender Symptome und neuer Lebenssituationen zeigen sich im Verlaufe der Behandlung immer tiefere miasmatische Schichten. Das zwiebelschalenartige Abtragen jener Schichten nennt Ortega auch die „miasmatische Rotation“ . Er geht davon aus, dass sich das stetige Abbauen der miasmatischen Belastung über mehrere Generationen hinziehen kann.
Schwerpunkte der Anamnese – die Maske durchschauen
Aufgrund der zentralen Rolle der Miasmen werden bei der Anamnese neben den Vorerkrankungen des Patienten auch die der leiblichen Verwandten besonders hervorgehoben; bei Frauen wird außerdem auf gynäkologische Vorerkrankungen, Geburten und Symptome der Menses besonderer Wert gelegt.
Ein zentraler Punkt für die Anamnesetechnik ist das Durchschauen der „Maske“ , die sich der Patient im Laufe des Lebens aufbaut hat. Ortega sagt dazu:
„Die akute Krankheit repräsentiert nur die Disharmonie der Persönlichkeit oder fiktiven Selbstdarstellung des Menschen, der fühlt, dass seine Verkleidung zu Bruch gegangen ist. Eine Verkleidung die er sich mühsam aufgebaut hat, nicht nur, um sich seiner Umwelt auf sehr treffende oder weniger gute Art und Weise zu präsentieren, sondern auch, um sich vor den Aggressionen all der Umweltfaktoren zu schützen, die ihn umgeben. Aus demselben Grund dient ihm die Maske in der Not – oder wenn er es für nötig hält – zum Angriff. Aus diesen Gründen fühlt er sich auch hilflos und seine erste Bitte, sein erster Wunsch dem Arzt gegenüber, wird sein, ihm seine Maske wieder auszubessern. Gleichzeitig aber kann dahinter sein wahres Wesen, sein existentielles Sein zum Vorschein kommen, um die dauerhafte oder vielleicht nur vorübergehende Inkongruenz mit seiner Maske aufzuzeigen. Deshalb verlangt, in weiser Voraussicht, der Schöpfer der Homöopathie die Suche nach den Miasmen, bzw. nach dem, was ursprünglich jeden Menschen dazu brachte, eine Maske oder Persönlichkeit auszuarbeiten, die von seinem innersten Streben abweicht.“
In diesem Zusammenhang betrachtet Ortega seine Behandlung gleichzeitig als einen Abbau der kollektiven Belastung in Hinblick auf die Miasmen und somit als prophylaktische Behandlung der Gesamtbevölkerung.
Werke Ortegas
„Die Miasmenlehre Hahnemanns“ und „Die Lehre der Homöopathie“ sind beides von Ortega selbst veröffentlichte Werke, die sich erwartungsgemäß intensiv mit der Miasmenlehre beschäftigen. Eine Zusammenfassung seiner Lehre stellt das Buch „Anmerkungen zu den Miasmen oder chronischen Krankheiten im Sinne Hahnemanns“ dar. Als weiteres Werk gibt es die „Beiträge zu Theorie und Praxis der chronischen Miasmen Hahnemanns“ – es enthält neben
Weitere Kostenlose Bücher