Leitfaden Homöopathie (German Edition)
traditionellen Anwendung von Heilpflanzen,am Volksglauben sowie an Mythen, Legenden und Archetypen . „Der Mensch hat versucht, seine Beziehung zur Natur, in der er lebt, auf die unterschiedlichsten Arten zu beschreiben – von der Poesie bis zur wissenschaftlichen Forschung – und oft treffen am Ende dieselben Auffassungen wieder zusammen. Das ist der Zusammenhang, den ich suche, wenn ich ein Arzneimittel erforsche“, äußerte sich Mangialavori in einem Interview.
Einen besonderen Stellenwert haben für ihn die klinische Erfahrung und Bestätigung. Er nutzt v.a. seine langjährigen Fallverläufe, um zunehmend Informationen über die Arzneimittel zu sammeln. Dabei betrachtet er die Patienten zugleich als wichtige Lehrer und gewinnt durch sie die wertvollsten Erfahrungen im Fallverlauf: „Am besten kann ein Patient das Arzneimittel widerspiegeln und nicht die Materia medica.“
Die für die Patienten ausgewählten Konstitutionsmittel verabreicht er konsequent in den unterschiedlichsten Situationen und gibt normalerweise keine ergänzenden Akutmittel – auch dann nicht, wenn akute Situationen oder Verletzungen vorliegen. Als Potenzen gibt er meist niedrige Q-Potenzen (Q1–Q3).
Kohärenz
Für den Erfolg der „komplexen Methode“ nach Mangialavori ( Tab. 10.6 ) ist es von grundlegender Bedeutung, den inneren Zusammenhang (Kohärenz) und die Ähnlichkeit zwischen der Substanz, dem Arzneimittel und der erfolgreichen klinischen Anwendung (klinische Evidenz) herauszuarbeiten. Dies geschieht v.a. durch Verlaufsbeobachtungen von Patienten, die über Jahre ausschließlich mit einem Arzneimittel behandelt wurden.
Tab. 10.6 Komponenten der „komplexen Methode“ nach Mangialavori
1. Erkenntnis des inneren Zusammenhangs einer Substanz
•Studium der Substanz an sich, ihrer Beschreibung und ihrer chemischen Eigenschaften
•Studium der Toxikologie und der traditionellen Verwendung
•Studium der mythologischen Dimensionen und Legenden sowie des rituellen Gebrauchs
2. Kohärenz
•Suche nach einer möglichen Kohärenz durch das Studium einer Substanz
•Organisation der Symptome nach ihrem inneren Zusammenhang (Arzneimittelprüfungen, klinische Erfahrung)
3. Erforschen von Anpassungsstrategien
„Überlebens-Strategien“ einer Substanz sowie Strategie eines Menschen, der diese Substanz als Heilmittel benötigt
4. Definition der fundamentalen „Themen“ einer Arznei
(Resultat aus 1–3)
5. Konzept der „Arzneimittelfamilien“
Mögliche Beziehung einer Arznei zu anderen Arzneien, basierend auf möglichen gemeinsamen Themen
6. Klinische Evidenz
Zuverlässige, klinische Bestätigung mit Langzeitverlauf unter einer Arznei
Die Kohärenz basiert auf folgenden Faktoren:
pathogenetische Aktivität sowie toxikologische Wirkung einer Substanz auf den Menschen bzw. ein biologisches System,
Studium der ethno-anthropologischen Informationen, der Geschichte, der Mythen und der traditionellen Verwendung,
Ähnlichkeit zwischen den wichtigsten Anpassungsstrategien einer Substanz und den wichtigsten Strategien eines biologischen Systems.
Theoretische Struktur der „komplexen Methode” Mangialavoris
Werke von Mangialavori
Das zweibändige Werk „Praxis“ enthält einen Theorieteil und eine Arzneimittellehre zur Familie der Drogen. Mangialavori erläutert darin ausführlich seine Therapiekonzepte. Zweibändig ist außerdem die „Klassische Homöopathie“, ein weiteres theoretisches Werk. Außerdem gibt es mehrere Publikationen zu verschiedenen „Familien“, die aus Seminarmitschriften entstanden sind: „Die Meeresmittel“, „Die Säuren in der Homöopathie“, „Solanaceae“ und „Cactaceae“.
10.10 Sehgal-Methode
Der Inder Madan Lal Sehgal (1928–2002) arbeitete zunächst als Büroangestellter und bildete sich nebenbei auf unterschiedlichen Gebieten fort. So stieß er auf die Homöopathie, die er vor allem durch das Lesen der Werke Kents studierte. Ergänzend besuchte er eine Praxis in Neu Delhi, um praktische Erfahrungen mit der Homöopathie zu sammeln. Was seine Methodik betrifft, so arbeitete er zunächst im Sinne der Kent’schen Homöopathie. Mehrere Malariafälle in einer befreundeten Familie, bei denen er mit der klassischen Methodik nicht weiterkam, führten ihn auf einen neuen Weg der Arzneimittelwahl, auf dem er sich ausschließlich mit der Gemütssymptomatik beschäftigte. 1983 gründete er die „Sehgal School of Revolutionized Homeopathy“, um andere in seiner Methode auszubilden. Inzwischen
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