Leitfaden Homöopathie (German Edition)
so genannten kleinen Mitteln der Homöopathie. Er kritisiert die vorherrschende Therapie mit Polychresten und bemängelt insbesondere, dass einige Mittel wie z.B.
Lachesis
zu sehr aufgebläht worden seien. Zahlreiche Homöopathen würden dazu neigen, wenn ein Schlangenmittel indiziert ist,
Lachesis
zu verordnen, anstatt auch andere Schlangen wie
Elaps
,
Naja
oder
Crotalus horridus
in Betracht zu ziehen. Ähnlich verhält es sich nach Auffassung Mangialavoris mit Polychresten wie
Pulsatilla
, an das die meisten Therapeuten bei Weinerlichkeit und Besserung durch Trost primär denken, ohne dabei Mittel wie
Mimosa
oder
Cobaltum nitricum
mit vergleichbarer Thematik und Symptomatik alternativ zu berücksichtigen.
Arzneimittelfamilien
Eine Klassifikationen von Arzneien im Sinne botanischer Pflanzenfamilien hatte bereits Anfang der 1920er Jahre der Homöopath Otto Leeser vorgenommen. In jüngerer Zeit gibt es eine Einteilung in „Kingdoms“ (Rajan Sankaran) und eine Einteilung im Sinne des Periodensystems (Scholten).
Mangialavori spricht vom „gemeinsamen Wesen“ bzw. von einer „Familie“ von Heilmitteln, wenn diese Mittel unter dem Gesichtspunkt der homöopathischen Symptomatologie sehr ähnlich sind. Allerdings orientiert er sich bei der Einteilung der „Familien“ v.a. am Gesichtspunkt der Ähnlichkeit hinsichtlich charakteristischer Symptome der Arzneien und nicht ausschließlich an Pflanzenfamilien oder Tierarten etc. Beispielsweise zählt er zur „Familie der Schlangen“ auch das pflanzliche Mittel
Cimicifuga
und das mineralische
Zincum phosphoricum
, und zur „Familie der Nachtschattengewächse“ auch Arzneimittel wie
Gallicum acidum
und
Lyssinum
.
Mangialavori spricht zudem von horizontalen und vertikalen Beziehungen der Arzneimittel . Die horizontalen Beziehungen ergeben sich dadurch, dass physisch, chemisch und pharmakologisch analoge Substanzen ebensolche analogen Eigenschaften aufweisen, wenn sie als homöopathische Arzneien eingesetzt werden. So können z.B. verschiedene Säuren oder unterschiedliche Nachtschattengewächse in einer horizontalen Beziehung zueinander stehen. Die klinische Praxis und Erfahrung führen schließlich noch zur Analogie der Arzneien mit ähnlichen Aspekten: Dabei ergeben sich vertikale Beziehungen aufgrund der gemeinsamen „fundamentalen Themen“ der Arzneimittel (z.B. Thema „Steifheit“ oder „Blockade“ bei den
Silicea
-ähnlichen Arzneien oder das Austrocknen jeglicher Freude im Leben bei den Cactaceae-Arzneien). Auf diese Weise kann um ein einzelnes Mittel herum eine in Hinblick auf die Ausgangssubstanz ganz gemischte „Familie homöopathischer Arzneien“ gruppiert werden.
Allgemeine und fundamentale Themen
Mangialavori ordnet jedem Arzneimittel bestimmte Themen zu und orientiert sich bei der Verschreibung an dieser Zuordnung. Die Themen ermittelt er zum einen durch das Studium der Arzneimittelprüfungen, zum anderen anhand der Auswertung von Fällen mit langen Beobachtungszeiträumen. Darüber hinaus spielen das Studium der Toxikologie und die Anwendung von Heilmitteln in der Volksheilkunde eine Rolle. Er unterteilt prinzipiell in allgemeine und fundamentale Themen. Für eine tiefe Verschreibung müssen fundamentale Themen vorhanden sein. Diese charakterisieren den Patienten besonders, sind dauerhaft und verschwinden nicht durch eine Behandlung. Der Patient lernt vielmehr, sie auszugleichen und damit umzugehen. Fundamentale Themen sind spezifischer in Bezug auf die jeweilige homöopathische Familie oder das jeweilige Mittel und kommen nicht bei allzu vielen anderen Patienten vor. Fundamentale Themen sollten zentral und wesentlich sein, um eine erfolgreiche Verschreibung zu gewährleisten. Sie dienen der Erkenntnis der wesentlichen Anpassungsstrategien einer Arznei bzw. eines Patienten.
Symptome, die allgemeine Themen repräsentieren, können sich im Behandlungsverlauf ändern oder auflösen. Außerdem können Polaritäten existieren, z.B. bei
Opium
das Taubheitsgefühl auf der einen und die extreme Schmerzempfindlichkeit auf der anderen Seite. In dem Maße, wie ein Patient erfolgreich behandelt wird, verringert sich die Ausprägung solcher Polaritäten.
Informationsquellen
Die Informationen über die teilweise unbekannten oder vergessenen Arzneimittel entnimmt Mangialavori nicht nur den homöopathischen Arzneimittelprüfungen oder der homöopathischen Literatur. Er orientiert sich auch an den Erkenntnissen aus Toxikologie, Pharmakologie , an der
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