Leitfaden Homöopathie (German Edition)
1997–1999 wurden ca. 4000 Patienten, die von 103 verschiedenen Ärzten in der Praxis behandelt wurden, in diese Studie eingeschlossen. Krankheitsverlauf und Lebensqualität der Patienten wurden mithilfe validierter Fragebögen über zwei Jahre verfolgt, wobei die Ärzte die homöopathischen Einzelmittel und die jeweilige Potenz frei wählen konnten. Bei den Diagnosen wurde deutlich, dass sich in Deutschland die meisten Patienten wegen chronischer Kopfschmerzen oder atopischer Erkrankungen (allergische Rhinitis, Neurodermitis und Asthma) in homöopathische Behandlung begaben. Die Erstanamnese dauerte bei dieser Studie im Mittel zwei Stunden. Im Laufe der zweijährigen Studiendauer erhielten die Patienten durchschnittlich sieben Gaben homöopathischer Arzneimittel. Die Einnahme konventioneller Arzneien reduzierte sich begleitend im Studienzeitraum um 50 Prozent. Die mittlere Schwere der von den Ärzten eingeschätzten Diagnosen nahm auf der numerischen Ratingskala innerhalb von zwei Jahren bei Erwachsenen von 6,0 auf 2,1 und bei Kindern von 5,9 auf 1,5 ab. Die Einschätzung der Patienten bezüglich der Besserung ihrer Beschwerden war ähnlich. Hinzu kam laut den standardisierten Fragebögen ein kontinuierlicher Anstieg der Lebensqualität im Behandlungs- und Studienzeitraum.
12.1 Erkrankungen der Knochen und Gelenke
12.1.1 Osteoporose
Generalisierte Knochenerkrankung mit Verminderung der Knochenmasse und erhöhtem Knochenbruchrisiko; mit ca. 5 Mio. Osteoporosepatienten häufige Erkrankung in Deutschland.
Primäre Osteoporose: häufigste Form, Ursache bislang ungeklärt. Typ I: v.a. Frauen nach den Wechseljahren (25 % aller Frauen über 60 Jahre). Hoher Knochenumsatz. Ursache ist wahrscheinlich der Östrogenmangel der Frau nach der Menopause. Typ II: niedriger Knochenumsatz; bei ca. 50 % aller über 70-Jährigen, meist schleichender Verlauf. Mischformen möglich.
Sekundäre Osteoporose: insgesamt seltener, aber bei Männern häufiger auftretend.
Ursachen: Langzeitbehandlung mit Glucocorticoiden, Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion, Alkoholismus, Nikotinismus, Mangelernährung, Tumoren, Bewegungsmangel (Inaktivitätsosteoporose).
Symptome: Oft beschwerdefrei. Durch eine sonst harmlose Verletzung typischerweise Wirbelkörper- oder Schenkelhalsfraktur. Rückenschmerzen, durch Wirbelkörperverformungen mit reaktiven Muskelverspannungen und Fehlhaltungen bedingt. „Witwenbuckel“ älterer Frauen sowie der sog. Tannenbaumeffekt. Laboruntersuchung von Kalzium, Phosphor und alkalischer Phosphatase in der Regel ohne Befund.
Bei entsprechenden Risikofaktoren und Rückenschmerzen schulmedizinische Abklärung erforderlich. Veränderungen auf dem Röntgenbild erst ab einem Kalziumverlust von 30–50 % sichtbar, deshalb ist besonders in Frühstadien Knochendichtemessung angezeigt.
Therapeutische Strategie
Da sich die Osteoporose schleichend progredient entwickelt, sind von einer Intervention nach Diagnosestellung durch Homöopathie wie auch bei der schulmedizinischen Therapie zuerst keine wesentlichen Veränderungen zu erwarten – außer für das sonstige Wohlbefinden. Wichtiger ist eine langfristige Konstitutionsbehandlung sowohl im Vorfeld als auch bei länger bestehender Osteoporose, zusammen mit einer geeigneten Lebensführung. Rasche Besserungen sind nur bei symptomatischen Osteoporosen oder den Akutbeschwerden einer Fraktur zu erwarten. Die homöopathische Therapie der Osteoporose muss langfristig angelegt werden. Die allopathische und/oder chirurgische Behandlung lässt sich durch Homöopathie nicht vollständig ersetzen, aber sinnvoll ergänzen.
Eine Hormonbehandlung entspricht nicht der homöopathischen Denkweise und ist mittlerweile auch aus schulmedizinischer Sicht obsolet.
Die Knochendichtemessung ist ein unzuverlässiger Verlaufs- und Prognoseparameter. Sie ist keine Voraussetzung für die phänomenologische Vorgehensweise der Homöopathie, legt aber nahe, das Symptom der Knochenbrüchigkeit schon vor einer Fraktur zu berücksichtigen. Bei beschwerdefreien Patienten mit verminderter Knochendichte wird nach den Regeln der Kunst eine Konstitutionsbehandlung durchgeführt, wobei die Knochenbrüchigkeit höchstens am Rande eine Rolle spielt.
Homöopathische Behandlung
Eine homöopathische Behandlung der Osteoporose bezieht sich entweder auf die akuten Beschwerden nach einer Fraktur (z.B. die Lokalisation der Fraktur, die Schmerzsymptome etc.) bzw. auf die Symptome einer klinisch auffälligen
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