Leitfaden Homöopathie (German Edition)
in den frühen Morgenstunden verschlimmert (Bewegung bessert die Schmerzen). Steifigkeit des Nackens, der Wirbelsäule und des Brustkorbs. (Oligo-)Arthritis anderer Körpergelenke (20–30 % der Patienten). Schmerzen beim Niesen, Husten oder Pressen in Wirbelsäule, Thorax und Gesäß. Sehnenansatzentzündungen (z.B. am Fersenbein). Iridozyklitis (Entzündung der Regenbogenhaut und des Ziliarkörpers) des Auges (10–25 % der Patienten).
Ohne die entsprechenden krankengymnastischen Gegenmaßnahmen entwickelt sich die charakteristische Haltung des Bechterew-Patienten, die aber in dieser extremen Form heute nur noch selten zu sehen ist („Begrüßungshaltung“, Beugestellung, auffallend starke Mitbewegungen der Arme beim Gehen bei gleichzeitig starrer Wirbelsäule).
Therapeutische Strategie
Spondylitis ankylosans ist ein schleichendes Krankheitsbild, das sich meist über Jahre (bzw. lebenslang) schubweise oder kontinuierlich weiterentwickelt. In der Regel erscheinen die Patienten in der homöopathischen Praxis in fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung, wenn schon pathologische Veränderungen der Wirbelsäule und/oder eine sehr ausgeprägte Schmerzsymptomatik vorhanden sind. Häufig können die Patienten nicht auf stark antiphlogistische/analgetische Behandlung verzichten.
M. Bechterew hat eine starke Krankheitsdynamik, sodass auch mit suffizienter homöopathischer Therapie keine vollständige Heilung möglich zu sein scheint. Realistischerweise erreichbar sind eine Verbesserung der Beschwerdesymptomatik und eine Verlangsamung der Krankheitsentwicklung, insbesondere der irreversiblen pathologischen Veränderungen der Gelenke. Ein gewichtiges Argument für die homöopathische Behandlung ist außerdem die Verringerung, evtl. sogar der Verzicht auf schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, deren Einnahme oft mit langfristigen Nebenwirkungen verbunden ist. Die Patienten sollten auch bei gutem Anschlagen der homöopathischen Therapie zu physiotherapeutischen Maßnahmen angehalten werden.
Homöopathische Behandlung
Die homöopathische Therapie ist als Dauertherapie (Konstitutionstherapie, Kap. 4.3 ) über Jahre anzulegen, die im akuten Schub ggf. durch „lokal“ wirksame homöopathische Medikamente ergänzt wird. Es ist von vornherein sehr wahrscheinlich, dass die Arzneimittel im Therapieverlauf gewechselt werden müssen. Auch die Beurteilung des Heilungsverlaufs muss, ausgenommen von akuten Schüben, über längere Zeiträume erfolgen, da der natürliche Erkrankungsverlauf schleichend ist und somit keine schnell eintretenden Besserungen zu erwarten sind. Meist nehmen die Patienten zumindest zeitweise starke allopathische Medikamente ein, sodass es zu einer Verschleierung der Symptomatik kommt, was sowohl die Arzneiwahl ( Kap. 6 ) als auch die Verlaufsbeurteilung ( Kap. 7 ) zu einer anspruchvollen Aufgabe macht.
Wahl der Symptome
Die Wahl der Symptome für das passende homöopathische Arzneimittel findet auf zwei unterschiedlichen Ebenen statt:
1.Basierend auf einer biographischen Anamnese, sind alle charakteristischen Symptome des Patienten zu beachten, auch wenn sie scheinbar nicht mit der Diagnose in Zusammenhang stehen.
2.Krankheitsspezifische Symptome geben Hinweise, ermöglichen aber für sich betrachtet häufig noch keine sichere Verordnung. Im akuten Schub oder bei sehr einseitigen, weil schweren Erkrankungen kann die lokale Symptomatik jedoch der einzige Anhaltspunkt für ein homöopathisches Arzneimittel liefern. Dann sollte die Verordnung des jeweils passenden Mittels nicht hinausgezögert werden.
Auslöser der Krankheit (sofern er fassbar ist) oder belastende Umstände zu Zeiten des Krankheitsbeginns, auch im Sinne einer Causa occasionalis ( Kap. 1.1.3 ).
Genaue Lokalisation, Pathologie und Erstreckungen der Hauptschmerzen, z.B. iliosakral, welche Seite, tief oder oberflächlich? Wie genau sind die Erstreckungen etc.? Besteht eine Verkrümmung der WS und wenn ja, wo genau?
Steifheits- bzw. Schmerzempfindung, z.B. brennend, quetschend usw.; gerade auch seltsame Beschreibungen ernst nehmen.
Modalitäten wie Verschlechterung oder Verbesserung durch Bewegungen, bestimmte Körperhaltungen oder Lagen, Zugluft, Temperatur und Wetter, Schlaf, Zeiten der Verbesserung oder Verschlechterung, Einfluss körperlicher Anstrengung etc.
Begleitsymptome: Alle gleichzeitig zur Erkrankung bestehenden Beschwerden müssen erfragt und mitberücksichtigt werden.
Stimmungslage und Verhalten können bei
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