Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Tiefpotenz gegeben werden; im Extremfall kann die Therapie mit einem Antidot unterbrochen und anschließend mit einer niedrigeren Dosierung oder passenderen Potenz fortgesetzt werden. Die Heilung von Patienten mit Neurodermitis erfordert den geduldigen Umgang mit den Höhen und Tiefen während der Behandlung. Die häufigen Heilungserfolge belohnen anschließend Arzt und Patient. Wenn man aus Rücksicht auf das äußere Erscheinungsbild oder aus Zweifeln bei externer oder kurzsichtiger Behandlung stehen bleibt, verpasst man dagegen leicht die Chance auf Heilung.
Solange die Besserung bzw. Verlagerung der Symptome nach den Hering’schen Regeln ( Kap. 7.3.3 ) anhält und mit weiteren Gaben reproduzierbar ist, soll das Mittel und die Potenz beibehalten werden. Wenn nicht: Erst die Potenz erhöhen (nach der Kent’schen Skala, Kap. 7.3.4); wenn das nicht hilft: Folgemittel suchen.
Die Rückmeldung, es hätte sich nichts verändert oder es sei schlimm, muss unbedingt genauer hinterfragt werden. Fast immer hat sich an Lokalisation, Begleitbeschwerden, Allgemeinzustand wie Schlaf oder weiteren Krankheiten etwas geändert. Daraus lässt sich dann ein rationelles Vorgehen ableiten: Vorsichtig weiterbehandeln, eine Pause einlegen, Potenz ändern, Mittel wechseln oder antidotieren.
Für die weiteren Jahre und Jahrzehnte sollte ein Zustand erreicht werden, in dem der Patient bei eventuell und ansatzweise auftretenden, seltenen Rückfällen wieder auf sein Mittel zurückgreifen kann – mit oder ohne Rücksprache mit dem Arzt – und dadurch wieder beschwerdefrei werden kann.
Unterstützende Maßnahmen
Keine Externa (Organon, § 285/Anm.), vor allem keine Steroide und keine Fettcremes! Alle Neurodermitiker sind nach anfänglicher Umgewöhnung froh, wenn sie davon frei geworden sind. Auch Antihistaminika sind bei ausreichender Betreuung nicht erforderlich. Dagegen bewähren sich im akuten Schub Eichenrindenauflagen (wenn Ausschlag stark nässend ist) oder Veilchenteeumschläge.
Pflanzliche Interna: Veilchentee und Dulcamara (Bittersüß), z.B. in Dermatodoron® oder Cefabene®.
Schwangere und stillende Atopikerinnen können Gammalinolensäure substituieren, die für die Reifung des Immunsystems erforderlich ist, aber bei Atopie unzureichend gebildet wird. Präparate: entweder das einheimische, günstige und ergiebige Borretschöl teelöffelweise als Salatöl oder das exotische und teure Nachtkerzensamenöl in Kapseln aus der Apotheke. Kann auch bei erwachsenen (nicht schwangeren) Neurodermitiskranken angewendet werden.
Bei jedem Atopiker sollte eine Nahrungsmittelallergie ausgeschlossen werden, am zuverlässigsten, preisgünstigsten und am wenigsten invasiv mittels einer Eliminationsdiät: Zunächst entweder Fasten oder eine allergenfreie Kost aus Kartoffeln, Reis, Brokkoli, Kürbis, Kohlrabi. Falls innerhalb von ein bis zwei Wochen die Neurodermitis abheilt, ist dies der Schlüssel und wird weiter verfolgt: Jeden Tag wird ein neues (naturbelassenes) Lebensmittel eingeführt; im Falle einer Exazerbation muss erst die erneute Abheilung abgewartet werden. So entstehen eine Positiv- und eine Negativliste, die dem Patienten ein gesundes Leben ermöglichen. Leider sprechen nicht alle Neurodermitiker (Kinder 30 %, Erwachsene seltener) so auf eine Eliminationsdiät an. In diesen Fällen führt auch eine Auslassdiät nicht weiter, die nicht auf klinischer Manifestation, sondern lediglich auf Gerüchten oder allerlei Tests beruht. Gesicherte Allergene müssen selbstverständlich gemieden werden, können aber im Laufe der Behandlung wieder verträglich werden, vor allem bei Kindern.
Auch ohne spezifische Allergene ist eine ausschließlich biologische und antiinflammatorische Ernährungstherapie (vegetarisch und vollwertig) eine wichtige Grundlage. Milch scheint vor allem durch Homogenisierung pathogen zu werden: Epidemiologische Untersuchungen haben ergeben, dass Bio- und erst recht Rohmilch, sogar von der Kuh, einen hochgradig protektiven Effekt auf Neurodermitis und Asthma haben. Säuglinge sollen selbstverständlich gestillt werden, mindestens sechs bis zwölf Monate.
Kleidung : Wolle kann wegen ihrer kratzigen Mikrostruktur oft nicht auf der Haut getragen werden. Das Etikett im Kragen stellt einen unnötigen Reiz dar. Am besten verträglich sind Baumwolle, Leinen etc. (vgl. CK Bd. 1, S. 134) aus kontrolliert biologischem Anbau („kbA“), dringend zu empfehlen!
Klimatherapie kann für einige Wochen eine große Erleichterung
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