Leitfaden Homöopathie (German Edition)
bekommen, Tinnitus und Hörstörungen reagieren oft nur mäßig und nach langer Zeit auf die konstitutionelle Behandlung.
Wichtig für therapeutische Überlegungen ist die Abgrenzung des M. Menière von ähnlichen Problemen bei Wirbelsäulenerkrankungen ( Kap. 12.1 ) oder als Folge von Genussmittel- oder Drogenabusus ( Kap. 33.4 ).
Homöopathische Behandlung
Bei jeder Menière-Krankheit handelt es sich um die Manifestation einer chronisch-miasmatischen Erkrankung Trotzdem werden im akuten Anfall Homöopathika nach den jeweils vorliegenden Akutsymptomen verabreicht, mit dem Ziel, den Anfall bereits im Prodromalstadium zu kupieren – und so einen massiven Ausbruch des Anfalls zu verhindern.
Eine homöopathische Konstitutionsbehandlung ist bei rezidivierenden Anfällen angezeigt. Dies gilt auch für den Fall, dass die Patienten zum Zeitpunkt der Konsultation keinerlei Symptome des M. Menière mehr aufweisen. Ebenso sollte eine konstitutionelle Therapie immer nach der Akutbehandlung (auch nach der ersten Attacke) eingeleitet werden. Das Arzneimittel wird dann nach der Gesamtheit der Symptome verschrieben, unter Beachtung der auffallenden Symptome nach „Organon, § 153.
Wahl der Symptome
Die Mittelwahl stützt sich weniger auf die pathognomonischen Symptome, da diese bei einem typischen Menière-Anfall mehr oder weniger gleich sind, sondern auf die (häufig ohrunabhängigen) Allgemein- und Begleitsymptome. Wichtig ist auch die psychische Begleitsymptomatik (z.B. spezielle depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Agitiertheit etc.). Eine Ausnahme stellt die Fallneigung bei Schwindel dar. Die genaue Differenzierung (z.B. nach vorne, links oder rechts) führt oft in die Nähe des passenden Arzneimittels.
Bei der Mittelwahl kann auch entscheidend sein, in welcher Situation ein Anfall auftritt, z.B.:
Stressbelastung,
Folge von Ärger,
Folge von Trauer,
Folge von Medikamentenmissbrauch ( Kap. 33.4 ),
HWS-Syndrom ( Kap. 12.1.4 ).
Miasmatische Zuordnung
Schwindel und Ohrgeräusche haben in der Regel einen psorischen Ursprung.
Repertorium
Die Hauptrubriken finden sich im Repertorium unter Schwindel – Menière, M. (über 50 AM) und Ohren – Geräusche , Tinnitus – Schwindel, mit (77 AM).
Einige wichtige Repertoriumsrubriken zum Thema „Schwindel“ sind außerdem z.B. auffällige Fallneigungen:
Schwindel
Fallneigung – allgemein
Fallneigung – allgemein – links, nach
Fallneigung – allgemein – rechts, nach
Fallneigung – allgemein – rückwärts
Fallneigung – allgemein – vornüber
Auslösende Faktoren:
Schwindel
Engen Straßen, Plätzen, in/auf
Emotionaler Erregung, nach
Geistige Anstrengung – agg.
Lesen, beim
Öffnen der Augen, beim
Die Auslöser der Menièr’schen Erkrankung müssen hauptsächlich im Kapitel „Gemüt“ gesucht werden, z.B.:
Gemüt
Beschwerden durch – Ärger, Zorn
Beschwerden durch – Ausschweifungen
Beschwerden durch – Enthaltsamkeit
Beschwerden durch – Enttäuschung, Täuschung gg.
Dosierung
Einmalgaben der C30 und C200 haben sich im Akutfall am besten bewährt. Bei der chronischen Behandlung verordnet man nach der Kent’schen Skala in aufsteigender Potenzierung. Auch Q Potenzen können zum Einsatz kommen.
Niedrige D Potenzen müssen beim akuten Anfall wegen ihrer zu kurzen und nicht ausreichend tiefen Wirksamkeit sehr häufig gegeben werden, was bei falscher Mittelwahl das Risiko in sich birgt, dass der Patient Prüfungssymptome entwickelt oder bei nur teilweiser Ähnlichkeit von Arzneimittel- und Krankheitsbild zur Symptomenunterdrückung führen kann.
Verlaufsbeurteilung
Die Erkrankung erfolgt immer anfallsartig. Ziel der Behandlung ist zunächst, die akuten Anfälle zu kupieren (hier hat sich
Tabacum
oft bewährt), und erst dann durch eine homöopathische Konstitutionstherapie die Anfallshäufigkeit zu senken. Es ist illusorisch, davon auszugehen, dass die Anfälle sofort sistieren. Nach allmählicher Anfallsreduzierung sollte irgendwann Anfallsfreiheit eintreten. Eine intermittierende Hörstörung tritt dann nicht mehr auf, eine schon manifeste kann leider nur selten deutlich gebessert werden. Die Prognose eines intermittierenden Tinnitus ist sehr gut, die eines ständigen Tinnitus eher schlecht, mit Geduld und hohen Potenzen ist eine Verbesserung im langfristigen Verlauf aber möglich.
Verschlechtern sich
Weitere Kostenlose Bücher