Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Vegetationen
Hyperplasie der Rachenmandel, die fast ausschließlich bei (Klein-)Kindern auftritt.
Symptome: Nasenatmung erheblich behindert, deshalb ständige Mundatmung. Oft entsteht ein etwas „dümmlicher“ Gesichtsausdruck (Facies adenoidea). Rezid. Infekte, Appetitlosigkeit, Hörminderung und Schnarchen.
Da die vergrößerte Rachenmandel die Mündung der Ohrtrompete im Nasopharynx verlegt und zu Tubenbelüftungsstörungen führt, kommt es zu gehäuften Mittelohrentzündungen mit Paukenergüssen. Die Schwerhörigkeit birgt längerfristig die Gefahr einer Sprachentwicklungsverzögerung.
Therapeutische Strategie
Adenoide Vegetationen bei Kindern sind nur behandlungswürdig, wenn sie tatsächlich Beschwerden machen. Das Haupterkrankungsalter liegt bei drei bis sieben Jahren. Danach erfolgt fast immer eine spontane Rückbildung.
Beschwerden, die eine Behandlung erforderlich machen, sind nächtliches Schnarchen, Entwicklungs- und Konzentrationsstörungen sowie Hörstörungen durch Tubenkatarrh. Häufig verbunden mit adenoiden Vegetationen sind stark vergrößerte Gaumenmandeln, die mitbehandelt werden müssen.
Eine Spiegelung des Epipharynx ist notwendig, da es auch andere Ursachen für eine behinderte Nasenatmung bei Kindern gibt (z.B. extrem trockene Nasenschleimhaut oder Allergien) und sich das Therapiekonzept auch an der jeweils vorliegenden Diagnose orientiert.
Adenoide Vegetationen sind keine Polypen, wie sie umgangssprachlich betitelt werden, sondern vergrößertes lymphatisches Gewebe. Daher kommen in der homöopathischen Behandlung primär auch keine „Polypenmittel“ zum Einsatz.
Homöopathische Behandlung
Die typischen, durch adenoide Vegetationen ausgelösten Symptome sind im Regelfall nicht charakteristisch und individuell, vielmehr leiden praktisch alle Kinder ander typischen, behinderten Nasenatmung, der Mund ist offen, das Hören ist oft schlecht. Die homöopathische Verschreibung muss sich auf andere Kriterien stützen. Erschwert wird die Behandlung der Kinder häufig durch antibiotische Vorbehandlungen. Normalerweise ist eine Aufnahme der Gesamtheit der Symptome notwendig, um eine suffiziente, konstitutionelle Verschreibung vornehmen zu können.
Bei Kindern mit adenoiden Vegetationen ist mit interkurrenten Infekten zu rechnen, z.B. akute Mittelohrentzündungen, häufige Anginen und Husten. Diese interkurrenten Infekte sollten unbedingt mit Homöopathika behandelt werden, da durch unterdrückende Therapien mit Antibiotika oder anderen Medikamenten eine Symptomverschleierung erfolgt und die homöopathischen Medikamente in ihrer Wirkung blockiert werden.
Es hat sich gezeigt, dass während der konstitutionellen Behandlung des Öfteren Nosoden (besonders
Tuberculinum
und
Medorrhinum
) als Zwischenmittel eingesetzt werden müssen.
Wahl der Symptome
Wie bereits erwähnt, sind die typischen Symptome der so genannten Polypen sehr einförmig und deshalb meist unbrauchbar für die Arzneiwahl. Die besten Hinweise für ein passendes, konstitutionell wirksames Medikament finden sich in der Regel in anderen Daseinsbereichen des Patienten (z.B. psychische Alterationen, Schlafverhalten, Essgewohnheiten, Verdauungsstörungen, andere Erkrankungen). Finden sich keine Symptome für eine Verschreibung, können unter Umständen auch die Lokalsymptome der adenoiden Wucherungen zur Arzneiwahl herangezogen werden.
Miasmatische Zuordnung
Die chronische Tonsillenvergrößerung ist syphilitisch, die chronisch wiederkehrende Mandelentzündung ( Kap. 27.12 ) tuberkulinisch (Pseudopsora). Ausdrücke wie „Facies adenoidea“ und das ganz offensichtliche Vorliegen eines typisch ablaufenden, fast syndromhaften Krankheitsbildes bei Kindern lässt deutlich die hereditäre Miasmatik erkennen.
Repertorium
Die Hauptrubrik für die vergrößerten Rachenmandeln findet sich im Repertorium unter Hals – Vergrößerung – allgemein – Tonsillen. Wichtige Lokal- und Allgemeinrubriken mit Bezug zu den Rachenmandeln sind z.B.:
Hals
Entzündung, Halsweh – rezidivierend, Tonsillen
Räuspert käsige Klumpen hoch
Schwellung – Tonsillen – links
Schwellung – Tonsillen – rechts
Vergrößerung – Tonsillen – Schwerhörigkeit, mit
Mund
Herausstrecken, Vorspringen, Vorwölbung – Zunge
Offen
Schlaf, im
Gesicht
Ausdruck – dumm, stupide
Dosierung
Einzelgaben von hohen C-Potenzen (200, M, XM) in aufsteigender Folge nach der Kent’schen Skala.
Bei schleppend reagierenden Kindern können zu Beginn
Weitere Kostenlose Bücher