Leitfaden Homöopathie (German Edition)
aufnehmen, um bei eventuell fehlerhafter Verschreibung eine genaue Datengrundlage zu haben, auf die man im weiteren Verlauf zurückgreifen kann. Der heftige Krankheitsverlauf erfordert häufig einen Wechsel des Arzneimittels, da die Symptome sich schnell ändern oder nicht sofort das richtige Mittel gegeben wurde. Mit nur einem einzigen homöopathischen Arzneimittel wird äußert selten eine Ausheilung erreicht. Unter Umständen müssen sogar Hochpotenzen in kurzen Abständen gewechselt werden.
Wahl der Symptome
Die Mittelwahl stützt sich auf den Lokalbefund inkl. Modalitäten sowie auf die Begleitsymptomatik. Wichtig ist auch die Causa.
Causa (z.B. Folge von Kummer, Folge von Aufenthalt in kaltem Wind).
Lokalisation und Lokalbefund (z.B. Seite des Abszesses, Farbe der Schleimhaut).
Modalitäten des Lokalbefundes und des Allgemeinzustandes (äußere Wärme oder Kälte agg. oder amel., warme oder kalte Getränke agg. oder amel., der Patient ist verzweifelt, unruhig, apathisch etc.).
Da bei Peritonsillarabszessen regelhaft extrem starke, einseitige Schmerzen vorhanden sind, lässt sich dieser Aspekt der Symptomatik nur selten für die Arzneiwahl nutzen.
Miasmatische Zuordnung
Der Peritonsillarabszess ist syphilitischer Natur.
Repertorium
Die Rubriken für den Peritonsillarabszess finden sich im Repertorium unter Hals – Eiterung – allgemein – Tonsillen (61 AM) und Innerer Hals – Entzündung, einfache, Halsweh – phlegmonös (27 AM).
Für die genaue Differenzierung der Arzneimittel müssen die Rubriken des Kapitels „Tonsillitis“ ( Kap. 27.12 ) berücksichtigt werden.
Dosierung
Bewährt haben sich Einmalgaben der C200 oder C1000, die gelegentlich auch häufiger wiederholt werden müssen (z.B. in Wasser aufgelöst, teelöffelweise eingenommen).
Tiefe D-Potenzen müssen, um wirksam zu werden, sehr häufig wiederholt werden, was für den Patienten wegen seiner Schluckschwierigkeiten ein Problem sein kann.
Q-Potenzen sind nicht geeignet.
Verlaufsbeurteilung, Prognose
Meist wird das Beschwerdebild des Patienten durch die starken einseitigen Schmerzen und eine erhebliche allgemeine Beeinträchtigung dominiert, für andere Aspekte der Erkrankung fehlt den schwer kranken Patienten meist der Sinn. Genau diese beiden Aspekte stehen auch im Zentrum der Verlaufsbeurteilung. Kommt es bei passender homöopathischer Behandlung zu einer Abszessöffnung in den Rachenraum, tritt meist schnell eine Besserung der Schmerzen und des Allgemeinbefindens ein.
Die Abszessöffnung in den Rachenraum im Rahmen einer homöopathischen Therapie stellt keine Komplikation, sondern einen Heilungsverlauf dar (ähnlich der Trommelfellruptur bei Otitis media, Kap. 27.2 ).
Erfolgt die Ausheilung des Abszesses über die Resorption, muss von einer etwas verzögerten Besserung des Lokalbefundes und des Allgemeinzustandes ausgegangen werden. In jedem Fall sollte eine spürbare positive Reaktion innerhalb von 24–48 Stunden erfolgen.
Jede Verschlechterung des Lokal- oder Allgemeinzustandes sollte zu einer kritischen Überprüfung der bisherigen Therapiestrategie führen.
Unterstützende Maßnahmen
Reichliche Flüssigkeitszufuhr. Trinken ist zwar für den Patienten schmerzhaft, verhindert aber die Austrocknung. Wärmebestrahlungen des Halses wirken sich günstig aus.
Homöopathische Arzneimittel
Die homöopathische Behandlung von Peritonsillarabszessen ist ausschließlich dem Spezialisten vorbehalten. Eine Differenzierung von möglichen Arzneimitteln soll deshalb an dieser Stelle nicht erfolgen.
27.14 Pharyngitis und Seitenstrangangina
Entzündung der Rachenschleimhaut.
Akute Pharyngitiden: meist bei Infektionen der oberen Atemwege, durch Bakterien (häufig Streptokokken) oder Viren (z.B. Influenza-, Parainfluenzaviren) bedingt.
Chronische Pharyngitis: Folge langfristiger Einwirkung verschiedener Noxen wie Staub, Nikotin, Alkohol, Chemikalien oder Reizgase, aber auch bei chronisch behinderter Nasenatmung, etwa durch eine Abweichung der Nasenscheidewand. Der Patient klagt über einen ständig trockenen Hals sowie Räusperzwang und zähen Schleim. Die Beschwerden nehmen besonders nach längerem Sprechen zu.
Seitenstrangangina: Seitenstränge an der Rachenhinterwand mit geröteter Schleimhaut und Stippchen. Auftreten häufig bei Patienten nach operativer Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie).
Therapeutische Strategie und homöopathische Behandlung
Die Behandlung folgt den Richtlinien zur Behandlung der akuten
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