Leitfaden Homöopathie (German Edition)
kommen nahezu alle homöopathischen Arzneimittel in Betracht – je nach der vordergründigen Symptomatik besonders auch die für Tonsillitis ( Kap. 27.12 ) und grippale Infekte ( Kap. 28.3.1 ).
Für chronische Störungen nach Mononukleoseerkrankungen soll das Arzneimittel
Carcinosum
an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden, das sich in der Praxis besonders bewährt hat (besonders bei chronischen Schwächezuständen, selbst wenn die Erkrankung schon Monate oder Jahre zurückliegt).
28.3.3 HIV
AIDS (Acquired immune deficiency syndrome, erworbenes Immundefektsyndrom).
Folge einer Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV 1, HIV 2). Weltweit verbreitet, v.a. in Afrika und Asien.
Therapeutische Strategie und homöopathische Behandlung
Die Behandlung von HIV-kranken Patienten muss dem homöopathischen Experten vorbehalten bleiben. Die Komplexität des Krankheitsgeschehens und die fehlende klinische Erfahrung der Behandlung von HIV-Kranken machen es unmöglich, standardisierte Vorgehensweisen zu empfehlen.
Miasmatische Zuordnung
Bei HIV-Patienten findet sich in der Regel sowohl eine starke hereditäre Miasmatik als auch zugleich viele Symptome der erworbenen Miasmen (Syphilis, Sykosis) (Coulter).
28.3.4 Tuberkulose
Tb, Tbc, Schwindsucht.
Weltweit verbreitete, bakterielle Infektionskrankheit mit chronischem Verlauf; meist in den Atmungsorganen lokalisiert, jedoch grundsätzlich Befall aller Organe möglich. Erreger ist das Mycobacterium tuberculosis, seltener Mycobacterium bovis. Übertragung durch Tröpfcheninfektion. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Alkoholkranke, sozial schlecht gestellte Immigranten und Abwehrgeschwächte (z.B. HIV-Infizierte). Weltweit über 1 Milliarde Menschen infiziert, Zunahme der Inzidenz in Mitteleuropa seit 1991. Formen: primäre Tbc, postprimäre Tbc (meist Reaktivierung alter Herde in der Lunge bzw. Minimal lesions in einem anderen Organ durch geschwächte Immunabwehr).
Symptome (primäre Tbc): oft asymptomatisch, bei schwerem Verlauf Fieber, Nachtschweiß, Husten, Auswurf, evtl. Hämoptyse, Pleuraerguss, Erythema nodosum.
Therapeutische Strategie und homöopathische Behandlung
In der heutigen homöopathischen Praxis gibt es aufgrund der Meldepflichtigkeit zu wenig konkrete Erfahrung mit der ausschließlich homöopathischen Behandlung einer manifesten Tuberkulose. Es kann daher von den Autoren aus eigener Erfahrungkein Beitrag zur Behandlung geleistet werden. Es wird auf die ältere Literatur verwiesen.
28.3.5 Toxoplasmose
Protozoeninfektion, Erreger ist das Toxoplasma gondii. Weltweite Verbreitung, hohe Durchseuchung (50–70 %), Hauptwirt: Katze, Mensch als (Fehl-)Zwischenwirt. Übertragung durch Verzehr zystenhaltigen Fleisches sowie durch Katzenkot, kontaminierten Erdboden, aber auch durch Verzehr von ungewaschenem Salat und Gemüse. Ca. 25 Fälle angeborener Toxoplasmose in Deutschland.
Symptome
Postnatale Infektion: meist asymptomatisch bei Immunkompetenten, in seltenen Fällen fieberhafte Erkrankung mit zervikal betonter, generalisierter, nicht dolenter Lymphknotenschwellung, gelegentlich Hepatosplenomegalie.
Enzephalitis bei Immunsupprimierten: reaktivierte Infektion. 50–70 % aller HIV-positiven Patienten sind infiziert, davon erkranken 40 % im Stadium AIDS an einer ZNS-Toxoplasmose (Leitsymptome: fokale neurologische Ausfälle und hirnorganisches Psychosyndrom mit oder ohne Fieber).
Therapeutische Strategie und homöopathische Behandlung
Die einzige Form der Toxoplasmose, die in der homöopathischen Alltagspraxis als Problemstellung erscheint, ist die frische Infektion von schwangeren Frauen. Die Behandlung ist, wenn überhaupt, nur von sehr erfahrenen Homöopathen durchzuführen und setzt sehr viel Vertrauen bei der Patientin voraus. Die medizinisch-juristische Problematik ist beträchtlich. Auf konkrete Behandlungshinweise wird deshalb an dieser Stelle bewusst verzichtet.
28.3.6 Malaria
Von ital. malaria (= schlechte Luft).
Sammelbezeichnung für Infektionen durch Protozoen der Gattung Plasmodium. Übertragung durch die Stechmückenart Anopheles. Formen: Malaria tertiana, Malaria quartana und Malaria tropica; letztere ist die gefährlichste und verläuft oft tödlich. Vorkommen weltweit in den Tropen und Subtropen mit feuchtwarmem Klima (v.a. Afrika und Südostasien).
Symptome: wiederholte Fieberschübe, die sich bei M. tertiana jeden 3. d, bei M. quartana jeden 4 d und bei M. tropicana unregelmäßig
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