Leitfaden Homöopathie (German Edition)
ist.
Durchführung
Alle objektiven und vom Patienten subjektiv empfundenen Umstände der akuten Erkrankung sind zu berücksichtigen. Hierzu zählen die Ursache (Causa), alle Faktoren, welche die Symptomatik oder auch ein einzelnes Symptome verbessernoder verschlechtern (Modalitäten), die Dynamik und der Verlauf der Erkrankung (schnell, langsam, periodisch etc.), Begleiterscheinungen sowie der psychische Zustand des Patienten.
Da die Verschreibung für die akute Erkrankung allein auf zu ihr gehörenden Symptomen beruht, muss eine Abgrenzung zwischen den konstitutionell vorhandenen Symptomen und denen der akuten Erkrankung stattfinden.
Die krankheitsbezogene, körperliche Untersuchung sollte sich auf die lokale Symptomatik, (z.B. das Aussehen entzündeter Körperpartien, Lateralität der Erkrankung, neurologischer Status bei Ischialgie etc.) und den Allgemeinzustand des Patienten (Frost, Fieber, Hitze, Schweiß, psychischer Zustand etc.) erstrecken. Eine möglichst genaue Dokumentation der Befunde ist unabdingbar.
Für die Beurteilung des Krankheits- bzw. Heilungsverlaufes ist die schulmedizinische Krankheitsdiagnose wichtig. Wenn nötig, sollte eine weiterführende Diagnostik (z.B. bildgebende Verfahren, Blutuntersuchungen etc.) angewandt werden.
Je nach Art der Erkrankung ist die Akutanamnese unterschiedlich aufwendig und dauert im Allgemeinen zwischen zehn Minuten und einer Stunde.
Follow-up
Das Follow-up dient der Beurteilung des Behandlungsverlaufes nach der Verabreichung eines homöopathischen Arzneimittels sowohl bei akuten Erkrankungen als auch während der homöopathischen Konstitutionstherapie.
Ziel des Follow-ups ist eine gut begründete Entscheidung über den weiteren Therapieverlauf ( Kap. 7 ) bei Akut- und konstitutioneller Therapie, z.B.:
Das verabreichte Medikament war gut und wirkt noch, es wird abgewartet.
Das verabreichte Medikament war gut, aber die Wirkung ist abgeklungen, das Medikament wird wiederholt.
Das verabreichte Medikament zeigte nicht den erwünschten Effekt, ein anderes Medikament muss ausgewählt werden (→ Folgeanamnese).
Der Zustand des Patienten hat sich verändert oder es liegt eine akute Erkrankung vor, ein anderes Medikament wird ausgewählt (→ Folgeanamnese oder Akutanamnese).
Allgemeine Vorgehensweise beim Follow-up
Die Symptome und/oder Symptomenkomplexe des Patienten werden im Einzelnen auf deren Verlauf überprüft. Um die Arzneimittelwirkung richtig einzuschätzen, ist es wichtig, sich ein möglichst genaues Bild über alle Einzelheiten zu verschaffen. Dabei können unter Umständen auch Laborparameter oder bildgebende Verfahren nützlich sein. In manchen Fällen hat es sich bewährt, vom Patienten Quantifizierungen für die Verlaufsbeurteilung vornehmen zu lassen, z.B. in Form von Prozenten (Kopfschmerz um 60 % besser oder noch 40 % der Schmerzen) oder in Absolutzahlen („Jetzt sind die Kopfschmerzen auf einer Skala von 1–10 bei 4.“). Diese Technik bringt v.a. bei Langzeittherapien einen besseren Überblick.
Der Patient gibt eine allgemeine Einschätzung seines Zustandes. Häufig ist der erste Schritt einer beginnenden Heilung eine Verbesserung des Allgemeinbefindens. Hierbei ist die Aussage des Patienten genau zu hinterfragen, um Fehler in der Beurteilung des Therapieverlaufs zu vermeiden.
Follow-up bei Akuttherapie
Je nach Krankheitszustand kann das Follow-up nach Minuten, Stunden oder Tagen erfolgen, z.B. bei Erkrankungen mit starken Schmerzen wie Otitis mediaunter Umständen nach wenigen Minuten, bei Erkrankungen mit langsamerer Dynamik (z.B. EBV-Infektion) erst nach mehreren Tagen.
Die Exploration beschränkt sich auf den gerade akut zu behandelnden Zustand, konstitutionelle Symptome oder Symptomenkomplexe werden ausgespart.
Da es sich meist um eindeutige, für Arzt und Patient klar einzuschätzende Erkrankungen handelt, besteht im Allgemeinen keine große Schwierigkeit, die richtige Entscheidung zu treffen.
Follow-up im Rahmen der Konstitutionstherapie
In der homöopathischen Konstitutionstherapie wird der Patient mit all seinen Beschwerden sowohl bei Arzneimittelwahl als auch im Therapieverlauf als Ganzes gesehen. Diese Komplexität ist eine der Schwierigkeiten bei der Verlaufsbeurteilung. Eine weitere Schwierigkeit ist die oft unterschiedliche Einschätzung des Behandlungsverlaufes einerseits des Patienten (eher subjektiv) und andererseits des homöopathischen Behandlers (hoffentlich objektiv). Ein drittes Problem ist die jeweils
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