Leitfaden Homöopathie (German Edition)
erkrankungs- und patientenspezifische Dynamik von Heilungsverläufen sowie die unterschiedliche Wirkdynamik von homöopathischen Arzneimitteln. Die erfolgreiche Weiterbehandlung von chronisch Kranken bzw. die richtige Einschätzung der Situation im Follow-up erfordert also eine größtmögliche Kenntnis der jeweiligen Erkrankungen und ihrer möglichen Verlaufsformen, der homöopathischen Arzneimitteldynamik sowie große Erfahrung in der Patientenführung.
Beim Follow-up ist es wichtig, dass der Behandler eine genaue Vorstellung davon hat, in welchen Bereichen er Veränderungen erwartet. Diese für die Verlaufsbeurteilung interessanten Bereiche sollten schon während der Erstanamnese abgesteckt werden.
Die einzelnen Symptome/Symptomenkomplexe müssen in ihrem Verlauf bis ins Detail geprüft werden, da es oft die kleinen, für den Patienten eher unwesentlichen Veränderungen sind, die einen Hinweis auf eine positive Arzneimittelwirkung geben. Häufige Aussagen der Patienten wie „es hat sich nichts verändert“ oder „alles ist noch genau wie vorher“, stellen sich dann meist als voreilig heraus.
Um zu jedem Zeitpunkt des Therapieverlaufs einen guten Überblick zu haben, ist eine genaue Dokumentation der Veränderungen unabdingbar. So können z.B. die Symptome von interkurrenten Akuterkrankungen von den konstitutionellen Symptomen getrennt werden.
Wann das Follow-up bei konstitutioneller Therapie stattfindet, hängt von mehreren Faktoren ab. Eine Faustregel gibt es dabei nicht:
–Die erwartete Wirkdauer der homöopathischen Medikamente muss bei der Wahl des Zeitpunkts für das Follow-up berücksichtigt werden. Diese hängt von der gewählten Potenz und von der Wirkdynamik des jeweiligen Arzneimittels ab ( Kap. 6 ). Zur Vereinfachung kann man sich für den Zeitpunkt des Follow-ups, zumindest in unkomplizierten Fällen, an den Mindestwirkzeiten für die jeweils verabreichte Potenz halten.
–Der Zeitpunkt für das Follow-up ist außerdem abhängig von der Art und dem bisherigen Verlauf der Erkrankung. Auch bei chronischen Erkrankungen gilt, dass bei Erkrankungen mit bisher kürzerem oder heftigerem Verlauf, z.B. erst kurz bestehende entzündliche Erkrankungen wie Colitiden, schneller mit Veränderungen zu rechnen ist, das Follow-up also schon nach wenigen Tagen erfolgen kann. Länger bestehende Erkrankungen oder solche mit langsamer Dynamik, wie z.B. Psoriasis oder Migräne mit jahrelanger Anamnese, zeigen meist keine schnellen Veränderungen, hier erfolgt das Follow-up erstnach mehren Wochen, meist nicht vor Ablauf der Mindestwirkzeit der verabreichten Potenz.
–Unabhängig von der Erkrankungsdynamik oder der Wirkzeit des Medikaments kann es aus Gründen der Patientenführung notwendig sein, Follow-up-Termine früher als eigentlich nötig zu vereinbaren.
Je nach Komplexität des vorliegenden Falles dauern Follow-ups in der homöopathischen Praxis zwischen wenigen Minuten bis zu etwa einer halben Stunde.
In der Praxis gibt es häufig Überschneidungen zwischen Follow-up und Folgeanamnese, da es im Lauf des Follow-ups klar werden kann, dass ein neues Medikament gewählt werden muss, also eine Folgeanamnese ansteht.
Homöopathische Befragung von Kindern
Unabhängig von der Art und der Zielsetzung der jeweiligen Befragung, ergeben sich für die homöopathische Befragung bei Kindern aus folgenden Gründen einige Besonderheiten:
Je jünger die Patienten sind, desto spärlicher fällt meist die Schilderung der jeweils krankheitsbezogenen Symptomatik und der allgemeinen Zeichen und Symptome aus, was sowohl die Erst- bzw. Akutanamnese als auch das Follow-up erschweren.
Die Schilderung der Eltern ist oft sehr subjektiv und von deren Ängsten oder Konflikten geprägt.
Um dennoch zu einer suffizienten Verschreibung zu gelangen, sollten für alle Befragungsformen folgende Punkte speziell berücksichtig werden:
Um objektive Symptome der vorhandenen Erkrankung zu erhalten, ist eine genaue körperliche Untersuchung notwendig. Wichtige Symptome können z.B. die Lokalisation, Art und Beschaffenheit von Hautausschlägen oder Absonderungen liefern.
Häufig finden sich die Hinweise für das passende Arzneimittel in indirekten , nicht krankheitsbezogenen Symptomen des Kindes (Repertorium der charakteristischen sichtbaren und direkt erfassbaren Symptome Kap. 34 ). Hierzu zählen z.B. Auffälligkeiten wie Habitus, Besonderheiten der Haut, von Hautanhangsgebilden und Schleimhäuten (Haarfarbe,
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