Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Ich-Form geschildert: „Ich bin schwach“, „ich habe keinen Durst“.
Psychische Symptome: Für die Verlaufsbeurteilung bei akuten Erkrankungen haben die psychischen Symptome nur eine eingeschränkte Bedeutung. Zum einen besteht häufig eine direkte Korrelation zwischen der Intensität der Lokal- und/oder Allgemeinsymptome (z.B. Ohrenschmerzen, hohes Fieber, schmerzhafter Husten, Juckreiz bei Hautausschlag etc.) und der psychischen Reaktion auf diese (Reizbarkeit, Zorn, Delirium, Weinerlichkeit etc.), zum anderen wiegt eine deutliche Verbesserung von Lokal- und/oder Allgemeinsymptomen eine eventuelle Persistenz oder Verschlechterung von psychischen Symptomen auf – zumindest bei der Verlaufsbeurteilung echter Akuterkrankungen.
Trotzdem können die psychischen Symptome eine enorme Bedeutung bei der Auswahl des passenden Medikamentes haben.
Aus der Beurteilung der qualitativen und quantitativen Veränderungen der Lokal- und Allgemeinsymptome zum Positiven und Negativen ergeben sich durch das oben Dargestellte theoretisch mehrere Konstellationen bezüglich der Verlaufsbeurteilung in der Praxis ( Tab. 7.1 ).
Tab. 7.1 Arzneiwirkung bei den verschiedenen Krankheitsverläufen
Sowohl Lokal- als auch Allgemeinzustand verbessern sich nach der Gabe eines Arzneimittels
→
Positive Arzneiwirkung, Arzneimittel weiterwirken lassen
Lokalsymptome unverändert oder schlechter, Allgemeinzustand besser
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Meist gute Arzneiwirkung, Medikament sollte weiter wirken, die Lokalbefunde werden sich im weiteren Verlauf bessern. Folgt keine Besserung des Lokalbefundes, muss das Arzneimittel gewechselt werden
Lokalsymptome besser, Allgemeinzustand unverändert oder schlechter
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Zweifelhafte Arzneiwirkung, folgt in kurzer Zeit keine Besserung des Allgemeinbefindens, muss das Arzneimittel gewechselt werden
Lokal- und Allgemeinsymptome schlechter
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Fehlende Arzneiwirkung, Arzneimittel wechseln
Lokal- und Allgemeinsymptome unverändert
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Fehlende Arzneiwirkung, Arzneimittel wechseln
Lokal- und Allgemeinsymptome verändert ohne Besserung
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Zweifelhafte Arzneiwirkung, wahrscheinlich spontaner Krankheitsverlauf oder Prüfungssymptom bzw. Arzneireaktion. Wahrscheinlich muss das Arzneimittel gewechselt werden
Ein verbesserter Allgemeinzustand ist unabhängig vom Lokalbefund ein häufiger Indikator für eine positive Arzneiwirkung.
Kommt es im Rahmen einer Verordnung bei echten Akuterkrankungen zu einer Veränderung oder Verschlechterung der Symptome , kommen außer dem Ausbleiben einer Heilwirkung wegen falscher Verordnung folgende Möglichkeiten in Betracht.
Erstverschlechterung
Im Rahmen der Wirkung des passenden Medikamentes kann es zu einer Erstverschlechterung kommen. Diese tritt bei akuten Erkrankungen schnell nach der Einnahme des Arzneimittels auf, ist (immer entsprechend der zu erwartenden Gesamtkrankheitsdauer) kurz, betrifft vor allem die bereits vorhandenen Lokalsymptome (!) und verschlechtert nie den Allgemeinzustand des Patienten.
Praktisches Vorgehen: Abwarten. Es muss im Verlauf eine substantielle Besserung des gesamten Krankheitszustandes folgen.
Gesundungsreaktionen
Von der Erstverschlechterung abzugrenzen ist die Gesundungsreaktion des Patienten. Hierzu zählen zum Beispiel Ausscheidungsreaktionen wie Absonderungen aus Nase, Ohr, Durchfall, Erbrechen oder auch Hautausschläge (wenn diese nicht zum vorliegenden Krankheitsbild gehören). Selbst Fieber kann im Rahmen eines Heilungsverlaufes als positiv angesehen werden. Solche Ausscheidungsreaktionen gehen immer mit einer Verbesserung des Allgemeinbefindens einher . Treten die genannten Symptome ohne eine Verbesserung des Allgemeinbefindens auf, handelt es sich wohl einfach um eine Veränderung oder Verschlechterung der Erkrankung des Patienten.
Praktisches Vorgehen: Abwarten und das Arzneimittel weiterwirken lassen. Auf keinen Fall die Ausscheidungen unterdrücken oder die Temperatur senken – z.B. durch ein anderes homöopathisches Medikament oder allopathische Medikamente (auch Hausmittel wie z.B. Wadenwickel können unter Umständen negative Effekte haben).
Arzneireaktion
Klar abzugrenzen von der Erstverschlechterung und der Gesundungsreaktion ist die Arzneireaktion. Es handelt sich hierbei um die Reaktion des Patienten auf das verabreichte Arzneimittel ohne eine Verbesserung des Gesundheitszustandes. Diese äußert sich in Symptomen, die dem Arzneimittelbild des verabreichten Arzneimittels entsprechen (zu kontrollieren in Arzneimittellehre und
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